Auf der Bühne Gelungene Bühnenversion von "Draußen feiern die Leute"
Standdatum: 24. Januar 2025.

Der Trend, Romane auf die Bühne zu bringen ist ungebrochen. Ganz vorne mit dabei: Das Theater Bremen, an dem Sven Pfizenmaiers hochgelobter Debütroman "Draußen feiern die Leute" von 2022 seine Uraufführung hatte. Für Regisseur Viktor Lamert war es ebenfalls ein Debüt.
Worum geht es?
Es geht ums Erwachsenwerden in einem niedersächsischen Dorf, wo das Zwiebelfest im September "das" Highlight des Jahres ist. Da ist Timo, der sein Aussehen hasst, Richard, der eine einschläfernde Wirkung auf seine Umwelt hat und versucht, mit Drogen darüber hinwegzukommen. Valerie aus einer deutsch-russischen Familie flüchtet sich wegen Identitätskrise in tagelangen Schlaf. Und Jenny sorgt sich um ihre Schwester, die auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Die Vier machen sich auf eine ziemlich abgedrehte Suche, die erstmal nach Hannover führt, dann aber an den Rand einer surrealen, utopischen Welt, die von einem geheimnisvollen Dealer und Visionär namens Rasputin versprochen wird.
Was gab es zu sehen?
Das Dorfleben dreht sich im Kreis. Die Handlung spielt auf einer riesigen Drehscheibe mit Kunstrasen und Mähroboter. In der Mitte gibt es ein mit Efeu bewachsenes Rondell. Im Hintergrund wird gelegentlich eine Videoleinwand eingesetzt. Irgendwann verwandelt sich die Bühne auch in einen Techno-Club mit Nebel und Lightshow. Die vier Jugendlichen beschreiben sich in der dritten Person, so, als würden sie aus dem Roman vorlesen. Dann wiederum interagieren sie. Einmal formieren sie sich als Band auf dem Zwiebelfest und bringen das Theaterpublikum richtig in Stimmung. Sie selbst fühlen sich unwohl in der Provinz. Ihre Suche nach Jennys verschwundener Schwester könnte also auch für die Vier zum Ausweg werden.

Was sagt unsere Kritikerin?
Der Einstieg war schon mal sehr gelungen. Da schwebt ein Fernseher von der Decke und zeigt ein Regionalmagazin a la "buten un binnen". Darin ein Bericht über die verschwundene Jugendliche und die Frage: Soll das Zwiebelfest trotzdem gefeiert werden? Das Ganze ist ebenso realistisch wie ironisch. Und es gibt einen weiteren schönen, überraschenden Regieeinfall, den ich aber nicht verraten will, wodurch es elegant gelingt, die bisherige Bühnenrealität zu verlassen und den geheimnisumwitterten Rasputin ins Spiel zu bringen. Überhaupt hat Regisseur Viktor Lamert die Stimmung dieses Romans gut auf die Bühne gebracht – zwischen provinzieller Ödnis und utopischer Mystik. Und ganz viel dazu beigetragen hat ein glänzend spielendes Ensemble.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 24. Januar 2025, 10:10 Uhr