Auf der Bühne Enttäuschte Erwartungen: Musical-Premiere "Cabaret" in Oldenburg

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Szene aus der "Cabaret" Musical-Premiere am Staatstheater Oldenburg
KS Paul Brady (Conferencier) und die Kit Kats (von links nach rechts: Richie Patrocinio, Christopher Hemmans, Oriol Sanchez i Tula, Pia Wäbs, Judith Urban, Grace Simmons) Bild: Cabaret 4 © Stephan Walzl/ Staatstheater Oldenburg | Stephan Walzl

Mit "Cabaret" feierte ein wahrer Musical-Klassiker Premiere am Oldenburgischen Staatstheater. Das Stück und seine Hits wurden durch den gleichnamigen Spielfilm mit Liza Minelli in der Hauptrolle weltbekannt. Die Geschichte spielt kurz vor der Machtergreifung der Nazis 1933 in Berlin.

Worum geht es in dem Musical?

Szene aus der "Cabaret" Musical-Premiere am Staatstheater Oldenburg
Sophia Euskirchen (Sally Bowles) mit den Kit Kats Evert Bakker (links) und Christopher Hemmans (rechts) Bild: Cabaret 8 © Stephan Walzl/ Staatstheater Oldenburg | Stephan Walzl

Wie in kaum einem anderen Musical treffen in "Cabaret" Musik und die politische und gesellschaftliche Realität krass aufeinander: Im Mittelpunkt stehen die Geschichten der britischen Sängerin Sally Bowles, eines amerikanischen Autors, einer Pensionswirtin und ihres jüdischen Obsthändlers sowie eines aufstrebenden Nazis in Berlin vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. 1966 wurde das Musical von John Kanter und Fred Ebb am Broadway in New York City uraufgeführt. Das Stück ist auch heute noch aktuell – es handelt von Mitläufern und Masse, Denunzianten und Macht. Themen, die wir aus dem Geschichtsunterricht kennen, die aber jetzt in unserem Alltag wieder bedrückend spürbar sind.

Wie wurde der Musical-Klassiker auf der Bühne in Szene gesetzt?

Der fiktive Kit-Kat-Club bildet die Kulisse für eine Handvoll bekannter Musikstücke – angefangen von "Willkommen, Bienvenue" bis hin zu "Life is a Cabaret". Alles sehr nah am Original. Die Musikerinnen und Musiker des Oldenburgischen Staatsorchesters bilden die Band und sitzen ebenfalls auf der Bühne. Dort, wo sonst der Orchestergraben ist, stehen Tische für das Publikum, in der Mitte ein Laufsteg.

Was sagt unser Kritiker?

Szene aus der "Cabaret" Musical-Premiere am Staatstheater Oldenburg
Sophia Euskirchen (Sally Bowles) und die Kit Kats (zu erkennen von links nach rechts Judith Urban, Richie Patrocinio, Christoph Hemmans, Pia Wäbs) Bild: Cabaret 5 © Stephan Walzl/ Staatstheater Oldenburg | Stephan Walzl

Am Oldenburgischen Staatstheater ist vor allem ein musikalisches Nummernprogramm zu sehen. Die unglaublich vielen Nuancen im Originaltext sind ebenso gestrichen, wie die Brücken, die es braucht, um diese Geschichte zu erzählen. Weit über eine Stunde plätschert diese Inszenierung der musikalischen Erinnerungen vor sich hin — bis der aufstrebende Politiker der "Neuen Rechten", wie sie hier genannt werden, ohne Zusammenhang das Wort "Remigration" fallen lässt. Rund um die Pause gibt es dann ein paar gute Regieeinfälle, die aber den gesamten Abend nicht aus dem Niveau einer durchschnittlichen Tourneetheaterproduktion rausziehen.

Dennoch hat das Publikum sehr positiv reagiert, denn der Ansatz, die Menschen mit musikalischen Erinnerungen zu unterhalten, geht eigentlich immer auf. Als es dann mal kurz – und vor allem wie mit dem Holzhammer – inhaltlich brisant wurde, zeigten sich nicht wenige im Saal irritiert. Immerhin gab es Szenenapplaus, als der junge Amerikaner dem "Neuen Rechten" auf dem Laufsteg eine aufs Maul haute. Und am Ende wurden alle Beteiligten ausgiebig und stehend gefeiert.

Lohnt sich ein Besuch?

Die Inszenierung, in der fast alle Hauptrollen mit Gästen besetzt sind, war für mich weit unter dem Niveau des Oldenburgischen Staatstheaters der zurückliegenden zwanzig Jahre. Sehr viel Glitzer auf der Bühne, aber ohne Inspiration. Und offenbar wollte man um jeden Preis aktuelle politische Bezüge haben – die so aber wie ein Fremdkörper wirkten.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Sonntagmorgen, 27. Oktober 2024, 9:38 Uhr

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Der Nachmittag mit Jörn Albrecht

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