Auf der Bühne Theater Bremen feiert mit "Cabaret" einen kleinen Triumph

Autorinnen und Autoren

Lieke Hoppe, Ensemble und Band auf der Bühne
Lieke Hoppe überzeugt durch ihren charismatischen und doch gebrochenen Auftritt als Sally Bowles in "Cabaret". Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

"Cabaret", 1966 in New York uraufgeführt, war ein großer Hit am Broadway. Auch die Verfilmung des Musicals mit Liza Minelli war ein Riesenerfolg. Große Fußstapfen für das Theater Bremen, dass das Musical in einer Inszenierung von Andreas Kriegenburg auf die Bühne bringt.

Worum geht es?

Clifford Bradshaw, ein amerikanischer Schriftsteller, kommt Anfang der 1930er Jahre nach Berlin. Eigentlich sucht er dort eine Idee, um ein Buch zu schreiben. Er landet dann im "Kit Kat Club", einem dieser typischen Tanzlokale, wie wir sie aus dem Berlin der 1920er Jahre kennen. Revuegirls, Alkohol, Erotik, Sehnsucht, Ausgelassenheit, Rausch, Freiheit und auch das Spiel mit Tabus. All das wird hier angeboten.

Nadine Geyersbach, Mirjam Rast, Susanne Schrader, Kit Kat Boys & Girls
Szene aus "Cabaret" mit Nadine Geyersbach, Mirjam Rast, Susanne Schrader, Kit Kat Boys und Girls. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Und schon bald steht Sally Bowles vor seiner Tür. Der Star des Kit Kat Clubs, die aber gerade ihren Job verloren hat und nun bei ihm Zuflucht findet. Sie ist Engländerin, auch auf der Suche nach dem Glück. Beide finden dieses Glück zunächst in dem kleinen Pensionszimmer, was er in Berlin gemietet hat.

Aber eigentlich geht es um etwas ganz anderes. Denn der Nationalsozialismus dringt mit seinen Schatten in die Welt der Nachtschwärmer und Lebenskünstler ein. Die Zerstörung dieser Welt beginnt leise. Berlins Freizügigkeit wird zum politischen Problem und was süßer Rausch war, wird bitter.

Was gab es zu sehen?

Nadine Geyersbach (vorn), Guido Gallmann, Susanne Schrader auf der Bühne
Szene aus "Cabaret" am Theater Bremen mit Nadine Geyersbach (vorn), Guido Gallmann, Susanne Schrader auf der Bühne. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Ein Vergleich mit dem Original muss fast immer enttäuschen, aber dem Theater Bremen gelingt eine durch und durch überzeugende Inszenierung. Die Atmosphäre ist einnehmend und vibrierend. Und die Schauspielerinnen und Schauspieler sind witzig, das Timing sitzt, der Gesang – wenn auch nicht vom allerhöchsten internationalen Niveau – ist absolut stimmig. Dafür sorgt der charismatische und doch gebrochene Auftritt von Hauptdarstellerin Lieke Hoppe als Sally Bowles. Aber besonders sticht Martin Baum hervor. Er spielt einen von zwei Conférenciers, also den Ansager der Show. Eine Rolle, die dem Schauspieler wahnsinnig gut steht. Das Make-Up, das Kostüm und seine Blicke ins Publikum faszinieren und betören auf eine entrückte Art. Auch der Rest des Ensembles – die Kit Kat Girls und Boys, hauchen dem "Cabaret" Leben und Seele ein. Unaufhörlich agieren, tanzen, bewegen sie sich und halten die Spannung zum Publikum.

Was sagt unsere Kritikerin?

Regisseur Andreas Kriegenburg hat sich in seiner Inszenierung stark am Original orientiert und damit auch am leichtfüßigen Unterhaltungscharakter von "Cabaret". Aber es sind die kleinen Details, die das Unbehagen und den Untergang zeichnen. Die Art wie zwischendurch gestottert wird, das Make-Up, das von Anfang an aussieht als wäre die Party schon lange vorbei und übrig geblieben sind gerade mal die verschmierten Gesichter. In den Details steckt mehr als pure Unterhaltung, sie machen die Inszenierung köstlich ambivalent. Aber auf offensichtliche Bezüge in die Jetzt-Zeit wird komplett verzichtet. Wer diese Assoziationen hat, der liegt aber wohl auch nicht ganz falsch. "Cabaret" am Theater Bremen ist wirklich sehenswert. Witzig, unterhaltsam, sexy und doch stimmt es einen nachdenklich. Man leidet mit. It has it all, Baby!

buten un binnen | regionalmagazin Ganz nah dran: Im Theater Bremen wird das Publikum zum Bühnenbild

Der legendäre Nachtclub Kit Kat spielt im Musical Cabaret eine zentrale Rolle. In der Bremer Inszenierung kann das Publikum mitten im Bühnenbild sitzen.

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 4. Mai 2025, 09:38 Uhr

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