Auf der Bühne "Doctor Atomic" – Explosive Vergangenheit strahlt in die Zukunft

Autor

Christoph Heinrich, Michal Partyka, Elias Gyungseok Han, Wolfgang von Borries
Bühnenszene aus "Doctor Atomic" am Theater Bremen. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Robert Oppenheimer und seine folgenreiche Erfindung waren in Bremen bereits auf der Kinoleinwand zu sehen, jetzt ist die Geschichte der Erfindung der Atombombe auch auf der Musiktheater-Bühne am Bremer Goetheplatz zu erleben. Zum ersten Mal inszeniert wurde "Doctor Atomic" 2005 im Opernhaus von San Francisco. Die Oper thematisiert neben dem unbändigen Forschungsdrang vor allem die Gefühlswelten aller damals Beteiligten.

Worum geht es?

Im Mittelpunkt steht das geheime Manhattan-Projekt Mitte der 1940er Jahre in den USA, genauer in der Wüste des Bundesstaats New Mexico, und die Spannungen und Ängste der am Test der ersten Atombombe 1945 beteiligten Wissenschaftler und Angehörigen der Regierung und des Militärs. Der Komponist John Adams gehört zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten Minimal Music. Die Texte hat der ebenfalls bekannte Regisseur Peter Sellars geschrieben.

Was gab es zu sehen?

Michal Partyka, Oliver Sewell
Opernszene aus "Doctor Atomic": Die Darsteller agieren in einem gläsernen Raum. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Die Handlung war durch die zwei Akte dieser Oper nahezu komplett auf die Vorderbühne, also letztlich auf den Bereich des Orchestergrabens konzentriert. Das Bühnenbild bestand vor allem aus einem gläsernen Raum, der immer wieder aus der Tiefe hinaufgefahren und dann wieder abgesenkt wurde. Eine tolle Idee – Assoziationen zu einem unterirdischen Bunker sind hier ebenso angebracht, wie zu einem Schaufenster, in dem die Wissenschaftler letztlich saßen unter den Augen derjenigen, die in Washington von dem Projekt wussten. Dazu gab es einen sehr unebenen Boden, so wie in der Steinwüste von New Mexico, also dort, wo die erste Atombombe entwickelt und auch getestet wurde – und es wurde sehr viel mit Videoprojektionen gespielt.

Wer sollte die Inszenierung nicht verpassen?

Alle, die einen musikalisch, künstlerisch, inhaltlich und schauspielerisch herausfordernden und deshalb absolut nicht langweiligen Theaterabend zu schätzen wissen! Es lohnt sich und es ist auch deutlich anspruchsvoller, als der bereits erwähnte Hollywood-Streifen über Robert Oppenheimer – auch wenn die Bühnenversion des Themas einfach nur skizziert, was die Wissenschaftler damals angetrieben und zugleich auch zweifeln lassen hat.

Was sagt unser Kritiker?

Michal Partyka, Oliver Sewell
Eine Opernszene aus "Doctor Atomic" mit Michal Partyka, Oliver Sewell. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Es war eine vom Anfang bis zum Ende gelungene, in sich schlüssige Inszenierung. Mit jedem Satz und auch mit jeder Bewegung und jeder Note wird die Dramatik des Themas gekonnt befördert. Auch das Orchester hat sich bravourös geschlagen. Gesungen wurde in der englischen Originalsprache, es war also durchaus gut möglich, den Worten und der Handlung zu folgen, ohne auf die Übertitel angewiesen zu sein. So war ausreichend Zeit, sich auch auf die Bewegungen der Hauptdarsteller und -darstellerinnen zu fokussieren, die in weiten Teilen in Slow Motion abliefen, was die Dramatik des Themas und die Spannung extrem befördert hat.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 17. September 2023, 8:20 Uhr

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Die Nacht

Die Nacht
Die Nacht
  • Die Nacht