Auf der Bühne Dunkel und schön – Uraufführung der Oper "Wellen" am Theater Bremen

Autorin

Szene des Theaterstücks "Wellen" am Theater Bremen
Szene aus "Wellen" von Elmar Lampson nach dem gleichnamigen Roman von Eduard von Keyserling. Bild: Jörg Landsberg

Die Oper "Wellen" nach dem gleichnamigen Roman von Eduard von Keyserling von 1911 ist eine Auftragsarbeit für das Theater Bremen vom Komponisten Elmar Lampson.

Worum geht es in dem Stück?

Eduard von Keyserling beschreibt in "Wellen" die brüchige Urlaubsidylle in einem Seebad an der Ostsee vor dem ersten Weltkrieg. Die adlige Familie von Palinkow ist mit drei Generationen ins Ferienhaus angereist, allerdings wird die Erholungsroutine in diesem Jahr aufgemischt durch ein unverheiratetes Liebespaar, den Maler Hans Grill und seine wunderschöne kapriziöse Lebensgefährtin Doralice. Das Meer zeigt sich nicht nur glitzernd in der Sommersonne, sondern auch düster, gefährlich und sogar tödlich. Es spiegelt die Abgründe der menschlichen Seelen wider. Ständig wechselt der Roman zwischen Beschreibungen des Meeres und des Lebens der Menschen an Land. Auch die Oper wechselt zwischen heiter und düster, komödiantisch und tragisch. Auf witzige, spritzige Szenen folgen dramatische, tragische Entwicklungen. Es gibt lange symphonische Musikpassagen, die den Zustand des Meeres beschreiben sollen. Julia Spinola hat in ihrem Libretto nur neun Szenen aus dem Roman herausgegriffen und die Handlung auf die entscheidenden Konflikte reduziert: gegensätzliche Lebensentwürfe, Schaffens- und Beziehungskrisen. Im Kern geht es um die Gefühlslagen der Agierenden. Und um die Magie des Meeres – "dunkel und schön", wie es in der Oper immer wieder beschworen wird.

Was gab es zu sehen?

Szene des Theaterstücks "Wellen" am Theater Bremen
Die Oper wechselt zwischen heiter und düster, komödiantisch und tragisch. Bild: Jörg Landsberg

Das Meer wird durch ein flaches Wasserbecken dargestellt, das fast den ganzen Bühnenboden einnimmt. Dahinter erweitert eine große Spiegelwand den Raum und reflektiert die Bewegungen des Wassers. Spiegelwand und riesige geraffte Vorhänge bilden gleichzeitig den Festsaal der Adelsgesellschaft ab. Dazu gehören graue Sessel, die wiederum auch die Felsen im Meer darstellen. Vorn am linken Bühnenrand ist noch Platz für eine kleine, stilisierte Fischerhütte. Und nach der Pause deuten Gewehre, Sandsäcke und Küstensperranlagen den drohenden Ersten Weltkrieg an. Die Kostüme sind angelehnt an den Stil der Zeit, allerdings poppig bunt und mit grotesken und schrillen Überzeichnungen. Und alle müssen in wasserfesten Schuhe agieren.

Was sagt unsere Kritikerin?

Szene des Theaterstücks "Wellen" am Theater Bremen
Das Meer wird durch ein flaches Wasserbecken dargestellt. Bild: Jörg Landsberg

Die inhaltliche Verdichtung des Romans hat funktioniert. Und die Inszenierung von Philipp Rosendahl sorgt dafür, dass es trotz der Gefühlsschwere des Stoffes oft sehr ironisch und unterhaltsam zugeht. Die Musik von Elmar Lampson bleibt immer im Fluss und trägt durch die Handlung. Zarte, melodische Klänge wechseln mit lebhaften oder schroffen Passagen. Manchmal ist die Musik temporeich aufgewühlt wie ein stürmisches Meer. Der ehemalige Generalmusikdirektor des Theater Bremen Yoel Gamzou hat die Bremer Philharmoniker sehr gut durch den Abend navigiert. Solistinnen und Solisten sowie der Opernchor waren ebenfalls gut in Form. Klitzekleine Einschränkung: Die nicht transkribierten unvertonten Sprechpassagen waren manchmal schwer zu verstehen. Aber insgesamt ein zugänglicher, fast gefälliger Opernabend mit neuer Musik zu altbekannten Themen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Sonntagmorgen, 25. Mai 2025, 09:38 Uhr

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