Im Porträt Matthias Matschke: "Da ist etwas in mir, das erzählen will!"

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  • Anna Maria Stock
Katrin Krämer und Matthias Matschke
Karin Krämer hat Matthias Matschke im "Noon" im Theater Bremen empfangen. Bild: Radio Bremen | Anna-Maria Stock

Matthias Matschke kann vieles. Als Theater- und Fernsehschauspieler unterhält er seit vielen Jahren ein großes Publikum und bringt es nicht selten zum Lachen. Nun hat er eine weitere Rolle für sich entdeckt: die des Schriftstellers. Gerade ist sein Debütroman "Falschgeld" erschienen. Als Bremen-Zwei-Sommergast hat er über das Erzählen gesprochen, als Autor wie als Schauspieler.

Matthias Matschke
Matthias Matschke

"Ich habe mich eines Tricks bedient" – Matthias Matschke

Schauspieler Matthias Matschke verquickt scheinbar mühelos Drama und Komik. Seine neueste Herausforderung ist literarisch: sein Romandebüt "Falschgeld".

Bild: Radio Bremen | Anna-Maria Stock

Matthias Matschke beobachtet sehr gerne Menschen. Ihre Mimik, Gestik, Stimmen und Energien. Das, was sie ausmacht und wie sie sich gegenüber anderen Menschen verhalten. "Warum gibt es Schauspiel? Warum gibt es Kunst? Warum gibt es Imitationen von Leben? Weil uns gesellschaftliche, soziale Zusammenhänge interessieren. Und mich interessiert das eben auch. Ich bin wie ein Forscher, der mit einem Fangnetz rumläuft und schaut, was er auffischen kann", erzählt er auf der Sommergast-Bühne.

Der Schauspieler

Und das, was er auffischt, verwendet er. "Ich glaube, ich bin letztlich Schauspieler geworden, um zu imitieren", so Matschke. Sein komödiantisches Talent soll sich dabei früh gezeigt haben. Auf dem Schulhof hat Matschke zusammen mit seinen Freunden Loriot und Hallervorden imitiert. Schon sein Großvater hat gesagt: Der Junge wird mal Schauspieler. Und der Großvater behielt recht. Nachdem er in München abgelehnt wurde, studierte er Schauspiel in Berlin. Seitdem ist er auf Theaterbühnen wie Fernsehbildschirmen zu Hause.

Ich glaube, ich habe ein Faible für Bühnen.

Matthias Matschke über seine Spiel- und Erzählfreude

Die Liste der Stücke, Sendungen und Filme, in denen er seitdem zu sehen war, ist lang: "Der Fall Barschel", "Professor T", "Pastewka", "Ladykracher", die "heute show" und, und, und. "Ich glaube, ich habe ein Faible für Bühnen. Nicht weil ich es so toll finde, angeguckt zu werden. Sondern weil man was zeigen kann auf der Bühne. Irgendwie ist da etwas in mir, das Lust hat, zu erzählen", so Matthias Matschke

Der Autor

Matthias Matschke und Katrin Krämer auf der Sommergäste-Bühne von Bremen Zwei
Begeisterte das Publikum auf der Sommergäste-Bühne von Bremen Zwei: Matthias Matschke Bild: Radio Bremen | Anna-Maria Stock

Für diese Erzähllust hat der 53-Jährige nun ein neues Mittel gefunden: das Schreiben. Anfang September ist sein Debütroman "Falschgeld" erschienen. Und der Protagonist im Roman heißt: Matthias Matschke. Das ist natürlich kein Zufall, sondern ein Kunstgriff, der die Grenze zwischen Autor und Erzähler, zwischen Fiktion und Fakt bewusst verschwimmen lässt. Der Name der Hauptfigur, sein Aufwachsen in der hessischen Provinz, die Kindheit in den Siebzigern und Jugend in den Achtzigern: Es gibt einige Parallelen zum Leben des realen Matthias Matschke. Anderes ist jedoch erfunden.

Wir bauen uns selbst und unser Selbstverständnis nur auf Erinnerung. Die uns aber mitunter belügt.

Matthias Matschke über die Schwierigkeiten, sich an Fakten zu erinnern

Bei vielen Ereignissen in seinem Leben ist er sich selbst nicht sicher, wie es tatsächlich war. Das Schreiben hat ihm gezeigt, wie unzuverlässig die eigene Erinnerung ist. "Wir bauen uns selbst und unser Selbstverständnis nur auf Erinnerung. Die uns aber mitunter belügt. Wenn wir das aber akzeptieren, dann liegt darin eine gewisse Freiheit." Eine Freiheit, die es uns ermöglicht, uns stets selbst neu zu erfinden.

Der Vielseitige

Matthias Matschke und Katrin Krämer auf der Sommergäste-Bühne von Bremen Zwei
Matthias Matschke spielt, schreibt und fotografiert. Ob er das Zeichnen auch noch für sich entdeckt? Bild: Radio Bremen | Anna-Maria Stock

Matthias Matschke scheint sich ständig neu zu erfinden. Als Komiker und Schauspieler in jeder Rolle, die er einnimmt. Nun als Schriftsteller, als der er sich selbst als Romanfigur erkundet. Er spielt Geige, Gitarre und Kontrabass und fotografiert. Und wenn er, der seit nun 30 Jahren in Berlin lebt, von all dem dann doch mal Abstand braucht, dann geht er segeln. Mit seinem kleinen Segelboot auf der Havel.

Die Theaterbühne vermisst er zurzeit nicht. "Es gibt so viel anderes zu tun. Zunächst mal ist das Schreiben eine Passion geworden, das wusste ich vorher nicht. Und dann lasse ich mich vorsätzlich treiben. Und gucke mal, was das Leben so mit mir anstellt."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 10. September 2022, 18:05 Uhr

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