Im Porträt Dieser Extremsportler kennt nur ein Limit – sich selbst

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Jonas Deichmann
Mit Bart und "Bubba Gump Shrimp Company"-Cap wurde Jonas Deichmann in Mexiko als "Forrest Gump" gefeiert. Bild: Jonas Deichmann

Jonas Deichmann hat in den Triathlon-Disziplinen Radfahren, Laufen und Schwimmen die Erde umrundet. 14 Monate hat sein Trip durch extreme Hitze und Kälte gedauert. Er schwamm im Dunkeln durch die kroatische Adria, bekam es mit Klapperschlangen und Lebensmittelvergiftungen zu tun und wurde in Mexiko als deutscher "Forrest Gump" gefeiert.

Jonas Deichmann
Jonas Deichmann

Gesprächszeit "Der schönste Moment ist für mich das Losfahren“– Jonas Deichmann

Jonas Deichmann hat laufend, schwimmend und auf dem Rad die Erde umrundet. Er schwamm im Dunkeln durch die Adria und wurde in Mexiko als "Forrest Gump" gefeiert.

Bild: Jonas Deichmann

Mitten in der Corona-Pandemie ist Jonas Deichmann im September 2020 aufgebrochen. 450 Kilometer ist er geschwommen, 21.000 Kilometer mit dem Rad unter anderem durchs eiskalte Sibirien gefahren und über 5.000 Kilometer durch die Weiten unseres Globus gelaufen. Damit hat er mal wieder einen Rekord unter den Ultra-Sportlern aufgestellt: "Mir geht es um die Erlebnisse. Ich gehe gern raus aus meiner Komfortzone. Ich pushe mich auch sehr gern. Aber die reine Leistung, der Rekord am Ende, ist ein Bonus – nicht meine Hauptmotivation. Es ist der Weg dahin", sagt Deichmann.

Wenn ich mich durchkämpfe, geht es weiter.

Jonas Deichmann über sein Durchhaltevermögen

Natürlich hat Jonas Deichmann sich vorbereitet: Er hat gute Schwimmstrecken ohne Gegenströmung rausgesucht oder Laufstrecken um politisch schwierige Grenzen herumgeplant. Trotzdem musste die Route flexibel sein, weil Dinge eben oft anders laufen als geplant. Unterwegs bekam er es mit Drogenkartellen zu tun, mit Klapperschlangen und Lebensmittelvergiftungen. Doch das war nicht das Entscheidende: "Die größte Herausforderung war für mich die Bürokratie. Es war ja Pandemie, Grenzen waren zu, und rüberzukommen war extrem schwierig. Schneesturm, oder 120 Marathons rennen oder eine Strömung – das ist schwierig, aber ich habe einen großen Einfluss darauf. Wenn ich mich durchkämpfe, geht es weiter."

Der deutsche "Forrest Gump" in Mexiko

Auf seiner 14-monatigen Weltumrundung war der 35-Jährige stets allein unterwegs. Seine Laufschuhe oder sein Fahrrad hat er für die einzelnen Etappen oft vorausgeschickt. Menschen, die ihm auf Social Media folgen, haben diese dann für ihn in Empfang genommen.

Jonas Deichmann mit seinem Rad vor einem Bergpanorama
War schon lange ein Rekord-Radfahrer, bevor er sich allen Triathlon-Disziplinen widmete: Jonas Deichmann. Bild: Jonas Deichmann

Beim Laufen in Mexiko hat Jonas Deichmann dann die schönste Erfahrung bei seiner Reise gemacht: Eine Straßenhündin hatte sich ihm angeschlossen und dadurch hatte er es in die nationalen News geschafft: "Ab dem nächsten Tag war ich der deutsche 'Forrest Gump' und war von da an nie wieder allein. Ich hab' Tausende von Mitläufern gehabt, hab überall einen großen Empfang bekommen, von Bürgermeistern, Gouverneuren, Senatoren." Zeitweilig bekam Jonas Deichmann sogar eine Polizeieskorte: "Das war einfach so verrückt."

Man ist da allein im dunklen Meer.

Jonas Deichmann über die Momente, wo es ihm unbehaglich wurde

Deichmanns Definition von Abenteuer ist, sich außerhalb seiner Komfortzone zu bewegen. Wenn man nicht genau weiß, was passiert. Ihm selbst ist das einige Male beim Schwimmen in der kroatischen Adria passiert, als er sich mit der Strömung und dem Sonnenuntergang verschätzt hatte: "Man ist da allein im dunklen Meer und ich sehe zwar, in welche Richtung Land ist, aber man kann die Distanz nicht einschätzen. Man fragt sich: 'Was ist da unter mir?' Ich hatte das Gefühl, ich sollte hier nicht sein. Ich war weit außerhalb meiner Komfortzone."

Jonas Deichmann
Im Dunkeln wurde es ungemütlich: Jonas Deichmann ist 450 Kilometer durch die Adria geschwommen. Bild: Jonas Deichmann

Doch auch diese Herausforderung hat Deichmann gemeistert, denn Panik ist bei Extremsport fehl am Platz. Und aufgeben war sowieso nie eine Option: "Ich bin natürlich mal in Situationen gewesen, wo man ganz schön leidet, zum Beispiel so ein Schneesturm. Aber ich bin nie an den Moment gekommen, wo ich das bereue oder angefangen habe, zu hinterfragen, was ich da mache."

Wenn ich mal alt bin, weiß ich, ich habe gelebt.

Jonas Deichmann

Seit 2017 ist Deichmann von Beruf "Abenteurer" – oder wie er selbst sagt "Erlebnisjäger". Seinen Job als Sales-Manager in einer IT-Firma hat er dafür aufgegeben und finanziert sich seither durch Sponsoren und Motivationsvorträge sowie durch die Einnahmen zu seinem Buch "Das Limit bin nur ich". Die Entscheidung wurde von seiner Familie nie in Frage gestellt. Der Drang nach Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit liegt den Deichmanns im Blut. Sein Opa war Schlangenfänger in Afrika, viele andere selbständig und unternehmerisch tätig. Deshalb hat er neben seiner Homebase bei seinem Vater in der Schweiz auch keinen festen Wohnsitz.

Und Jonas Deichmann hat schon wieder das nächste Projekt fest im Visier: Im Juli 2023 soll es wieder losgehen – nur wohin, mag er noch nicht verraten. Vielleicht wird es eine andere sportliche Disziplin? Auf jeden Fall wird es eine neue Herausforderung: "Wenn ich mal alt bin, weiß ich, ich habe gelebt."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 14. Februar 2023, 18:05 Uhr

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