Im Porträt Der Mick Jagger des Hörspiels: Kult-Stimme Jens Wawrczeck

Autor/Autorin

  • Frank Jakobs
Jens Wawrczeck und Katrin Krämer im Foyer des Theaterlaboratoriums Oldenburg
Zu Gast bei Bremen Zwei-Moderatorin Katrin Krämer: Jens Wawrczeck Bild: Radio Bremen | Lina Schmidt

Viele kennen Jens Wawrczeck nur vom Hören. Er ist die Stimme von Peter Shaw – dem "zweiten Detektiv" in der Hörspielreihe "Die drei Fragezeichen". Die Rolle hat er schon als 16-Jähriger übernommen und seitdem nicht wieder abgegeben. Aber Wawrczeck ist auch ein großer Cineast und Filmkenner. Vor zwei Jahren veröffentlichte er sein erstes Album – natürlich mit Filmmusik.

Jens Wawrczeck, Schauspieler und Sprecher, schaut in die Kamera

"Man nennt uns die Rolling Stones des Hörspiels" – Jens Wawrczeck

Seit 1979 ist Jens Wawreczeck die Stimme von "Peter Shaw" aus den "Drei Fragezeichen". Heute füllen die Detektive große Hallen. Die Shows sind ein Spektakel.

Bild: dpa | Christian Charisius

"Ich wollte schon als Kind Schauspieler werden", sagt Jens Wawrczeck, der als Bremen Zwei-Herbstgast ganz entspannt im Sessel auf der Bühne im Cafe des Theaterlaboratoriums in Oldenburg sitzt. Schwarze Schuhe, schwarzes zugeknöpftes Poloshirt, dunkles Cord-Sakko. Ein unauffälliger Typ eigentlich. Das passt zu ihm. "Ich als Person stehe nicht gerne im Mittelpunkt", sagt er. Hinter seinen Rollen könne er sein persönliches Inneres gut verbergen.

Damals habe ich noch sehr gehamburgert.

Jens Wawrczeck über seine kindlichen Anfänge als Hörspielsprecher

Seit 1979 spielt und spricht er den zweiten Detektiv in der Hörspielserie. Sein Debüt gibt er mit 16 Jahren. Doch schon vorher hat er Schauspielerfahrung gesammelt. Als 11-Jähriger spricht er die Rolle des kleinen Jungen Krümel im Hörspiel "Die Brüder Löwenherz" nach Astrid Lindgren. "Damals habe ich noch sehr gehamburgert", erinnert er sich. Den Hamburger Zungenschlag will er loswerden, um seinem Ziel, Schauspieler zu werden, näher zu kommen. Mit einem Korken im Mund, viel Fleiß und Disziplin und der Hilfe einer älteren Schauspielerin gelingt ihm das, und er spricht in der ersten Folge "Die drei Fragezeichen und der Superpapagei" schon Hochdeutsch.

Jens Wawrczeck und Katrin Krämer im Foyer des Theaterlaboratoriums Oldenburg
Katrin Krämer und Jens Wawrczeck. Bild: Radio Bremen | Lina Schmidt

Er nutzt das Sprungbrett zur Schauspielerei

"Peter Shaw war für mich ein Türöffner und hat mir viele andere Dinge ermöglicht", sagt Jens Wawrczeck. Auch seine Eltern, die damals einen Lebensmittelladen in Hamburg betreiben, lassen ihren Jungen machen. Der ergreift die Chance und nimmt nach dem Abitur Schauspielunterricht in Hamburg und in Wien. In New York besucht er das legendäre Schauspielinstitut von Lee Strasberg und wohnt anfangs in Brooklyn in einer kleinen Wohnung voller Mäuse und Kakerlaken. Während seiner Ausbildung laufen die Hörspielproduktionen der "Fragezeichen" weiter, meist im Sommer trifft er sich mit Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich und Regisseurin Heikedine Körting in einem Tonstudio in einer alten Hamburger Stadtvilla, um in die Rolle des "Peter Shaw" zu schlüpfen. Nebenher spricht er noch andere Hörspiel-Rollen, wie "TKKG" oder "Fünf Freunde", spielt Theater und synchronisiert zum Beispiel Patton Oswalt in der Sitcom "King of Queens".

Live-Spektakel mit Lichtshow und Leinwand

"Die drei Fragezeichen" bleiben weiterhin ein Erfolg. Bis heute ist die Serie Kult. Und bis heute werden die Folgen in der alten Hamburger Stadtvilla aufgenommen. "Das ist wie eine Zeitkapsel, wenn wir dorthin zurückkommen und unsere Rollen sprechen", sagt Jens Wawrczeck. Aber Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews bleiben nicht im Studio. Sie gehen auch auf Tournee und spielen ihr Krimihörspiel live auf der Bühne. Das Konzept kommt an und "Die drei Fragezeichen" füllen riesige Konzerthallen. "Wir sind mit 40 Lastwagen und mehr als 60 Leuten unterwegs, die die Bühne aufbauen, Licht, Ton und Videoleinwände", so Jens Wawrczeck.

Man nennt uns die Rolling Stones des Hörspiels.

Jens Wawrczeck über das Altern mit den "Drei Fragezeichen"
Jens Wawrczeck gibt Autogramme im Foyer des Theaterlaboratoriums Oldenburg
Platonische Liebe: Vielen Oldenburger Fans machte Jens Wawrczeck mit einem Autogramm eine Freude. Bild: Radio Bremen | Lina Schmidt

Und dann kommen die drei mit ihren fast 60 Jahren und mimen die jugendlichen Detektive. "Man nennt uns die Rolling Stones des Hörspiels", sagt Jens Wawrczeck. Die Shows sind ein Spektakel. Ein krasser Gegensatz zum üblichen Konsumverhalten der Fans. Oft würden diese die Folgen abends hören, wenn sie zu Bett gehen, so der Schauspieler. "Wenn Menschen auf uns zukommen und sagen, wir schlafen jeden Abend mit euch ein, dann denke ich: Schade, dass ich davon so wenig habe, vielleicht würde ich mich gerne dazulegen. Aber es ist eine intime Beziehung, die sehr platonisch bleibt."  

Doris Day im Herzen und Hitchcock auf der Bühne

Mittlerweile ist Jens Wawrczeck auch mit einem eigenen Programm unterwegs. Unter dem Motto "Hitch und ich" bringt er Hitchcock-Filme, die ihn seit seiner Kindheit begeistern, live auf die Bühne. Auch Doris Day hat es ihm angetan. Sie habe eine Stimme, als ob sie Sonnenlicht getrunken hätte, so Wawrczeck. Nach dem Tod der Schauspielerin ersteigerte er eine Truhe und eine Brosche aus ihrem Nachlass. Denn an dem Abend, bevor sie starb, hatte er ein besonderes Erlebnis: Bei einem Auftritt sang er "Que Sera, Sera" – das Lied, für das Doris Day mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. "Das Merkwürdige war, als ich den Song sang, hatte ich das Gefühl, die Zeit bleibt stehen. Und das Publikum war merkwürdigerweise sehr gerührt und in der Nacht ist sie gestorben. Das habe ich dann am nächsten Morgen erfahren und da habe ich gedacht: Ich war mit Doris Day in Verbindung."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 18. November 2022 , 18:05 Uhr

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