Im Porträt Wie Tina Voß als "Beistellpony" Podcast-Karriere macht
Standdatum: 6. September 2024.
Tina Voß nimmt sich als Partnerin von Dietmar Wischmeyer im Podcast "Wischmeyers Stundenhotel" nicht allzu ernst. Doch was sie anpackt, hat Hand und Fuß: Sie ist Unternehmerin und beschäftigt mehr als 30 Menschen.
Den Kosenamen "Beistellpony" als Co-Moderatorin im Bremen-Zwei-Podcast "Wischmeyers Stundenhotel" hat Tina Voß sich selbst gegeben. Und tatsächlich ist dieses Wort nicht ausgedacht: Die Rolle eines Beistell-Tieres besteht in der Realität darin, das wertvolle Hauptpferd – in diesem Fall Dietmar Wischmeyer – bei Laune zu halten. "Nach fast 30 Jahren Geschäftsführung die beste Abwechslung der Welt", sagt Tina Voß lachend über sich selbst, während sie passend mit einem "Beistellpony"-T-Shirt gekleidet ist.
Wenn du eine Witwen-Mama hast, die vorher nicht berufstätig war, dann kannst du nicht studieren gehen.
Tina Voß über die Zeit als ihr Vater starb
Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, scheint ohnehin eine ihrer wichtigsten Lebenseinstellungen zu sein. So verarbeitet sie es auch mit einem schallenden Lachen, wenn ihr Co-Moderator Dietmar Wischmeyer sich wieder einmal über ihren "Volksschulabschluss im Harz" und ihre "Ausbildung in einer Dosensuppenfabrik" lustig macht. Dabei war dieser bodenständige Anfang ihrer Karriere zunächst einem sehr ernsten und traurigen Umstand geschuldet: Ihr Vater starb im Alter von 48 Jahren. "Und wenn Du eine Witwen-Mama hast, die vorher nicht berufstätig war, dann kannst Du nicht studieren gehen und sagen 'Ich gucke nochmal, wo’s mich hintreibt'. Sondern du musst halt sehr schnell auf eigenen Beinen stehen können", erinnert sich Tina Voß heute.
Die Babyfrage auf der Karriereleiter machte sie zur Unternehmerin
Doch nach der Lehre zur Industriekauffrau war für sie noch lange nicht Schluss. Es folgte eine Weiterbildung zur Betriebswirtin mit dem Schwerpunkt Finanz- und Investitionsrechnung – nicht, weil es Spaß gemacht hätte, sondern weil man das in jedem Unternehmen gut gebrauchen kann. Dann Führung als Personaldisponentin in einer bundesweit agierenden Zeitarbeitsfirma und dann – mit Mitte 20 – der Sprung in die Selbstständigkeit. Weil ihr Chef zuvor gesagt hatte "Ach Frau Voß, Sie sind noch so jung, und vielleicht kommt da noch ein Mann und Kinder", als sie ihn nach dem nächsten Schritt auf der Karriereleiter gefragt hat.
Ich habe in den ersten Jahren gearbeitet wie eine Hafen-Dirne.
Tina Voß über ihren Sprung in die Selbständigkeit
"Vielleicht war es das mangelnde Risiko-Bewusstsein. Und ich habe in den ersten Jahren gearbeitet wie eine Hafen-Dirne", sagt Tina über Anfänge als Unternehmerin in der Zeitarbeitsbranche Mitte der Neunziger Jahre. "Aber ich wusste – so habe ich das von Zuhause gelernt – wenn man fleißig ist, dann wird das funktionieren". Und es hat funktioniert. Nach einem halben Jahr kann sie den Investor für das Fünffache seines Startkapitals aus ihrem Unternehmen herauskaufen. Sie zahlt zwar noch für ein paar Jahre den Kredit zurück, steht aber nun endgültig auf eigenen Füßen.
Gute Frauen ziehen andere nach
Mittlerweile beschäftig Tina Voß mehr als 30 Menschen in ihrem Unternehmen. Fast ausschließlich Frauen. "Wir würden ja mehr Männer einstellen, wenn wir gute finden“, sagt sie ironisch lächelnd. "Aber gute Frauen ziehen andere nach". Voß hatte große Freude daran, ihre Mitarbeiterinnen "groß werden" zu sehen, mit ihnen sogar die Auszeiten für die Babypausen zu planen und sich schlussendlich seit 2019 mehr und mehr aus dem Unternehmen zurückzuziehen.
Ich bin jetzt so eine Art lebendes Backup.
Tina Voß über ihren Rückzug aus ihrem Unternehmen
"Ich bin nicht mehr wichtig“, sagt die heute 54-Jährige voller Stolz. "Ich habe eine meiner besten Mitarbeiterinnen zu meiner Nachfolgerin gemacht, und ich bin jetzt so eine Art lebendes Backup. Und wenn man mich fragt, was meine größte Lebensleistung ist, würde ich sagen: Julia (Wohlfeld) zu finden und festzustellen, dass sie das immer besser machen wird in der heutigen Zeit, als ich es kann".
Langeweile ist bei Tina Voß kein Thema
So versteht sich von selbst, dass sie nun mehr Zeit hat fürs Bücherschreiben, für HipHop-Tanzkurse, Marathonläufe, das Erklimmen des Kilimandscharos, ihren Job als Honorarkonsulin von Norwegen und natürlich ihre neue Fortbildung zur Ernährungsberaterin. Oder den Bau ihres Eigenheims – genannt "Alcatraz" – die Recherche von Talsperrenfüllständen und das Backen "ideologisch aufgeladener Kuchen" für die Aufnahme von neuen Folgen von "Wischmeyers Stundenhotel". Der nächste Live-Auftritt in Bremen ist jedenfalls schon fest geplant – für den 11. Januar 2025.
Wischmeyers Stundenhotel Ey, lieb sein, Du Vollpfosten
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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 6. September 2024, 18:05 Uhr