Im Porträt Warum Dirk Bauer seine "Fun Factory" in Bremen schließt

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Fun Factory-Gründer Dirk Bauer
Dirk Bauer hat 30 Jahre lang in Bremen Dildos, Vibratoren und Liebeskugeln produziert. Bild: Radio Bremen | Hendrik Plaß

Fast 30 Jahre stand der Name "Fun Factory" für innovative, hochwertige Sextoys made in Bremen. Produziert in Woltmershausen wurden sie von dort aus in über 60 Länder ausgeliefert. Seit Anfang Oktober ist die Erfolgsgeschichte jedoch zu Ende. Dirk Bauer hat sein Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen verkauft.

Fun Factory-Gründer Dirk Bauer

Gesprächszeit Dirk Bauer über das Ende der Fun Factory

Seit 30 Jahren hat Dirk Bauer mit seiner Fun Factory buntes Sexspielzeug in die ganze Welt verkauft. Nun wird die Produktion in Bremen eingestellt.

Bild: Radio Bremen | Hendrik Plaß

Mit seinen Toys für alle hat Fun Factory-Gründer Dirk Bauer den deutschen Erotik-Markt revolutioniert. Sein ungewöhnliches Markenkonzept sollte dazu beitragen, den Sex zurück in die reale Welt zu holen: "Wir wollten den Handel motivieren, mainstreamartige Geschäfte zu machen, wo man sich wohlfühlt, wo man gut beraten wird, sich sehr gerne aufhält, um dort auch über die eigene Sexualität zu sprechen."

Aus Knete entstand der erste Dildo

Alles begann vor 30 Jahren in der Küche von Familie Bauer. Dirk Bauers damalige Frau hatte damals gerade einen Erotikladen für Frauen eröffnet. Doch auch wenn "For Ladys" die Zielgruppe in Sachen Ambiente und Beratung durchaus ansprach, war der Erfolg überschaubar. Denn dort gab es auch nur das, was der Großhandel anbot. "Letztendlich hat sich das Sortiment gar nicht von anderen Erotikläden unterschieden", erinnert sich Bauer. Es musste also etwas Neues her.

Wir haben uns gesagt, dann ist es halt ein Pinguin, das ist auch ein freundliches Tier.

Dirk Bauer über seinen ersten Dildo

Für den Elektrotechnik-Ingenieur waren Sextoys ein komplett neues Feld, was ihn jedoch nicht davon abhielt sich mit Freund Michael zusammenzusetzen. Aus Knetmasse bastelten sie einen Dildo in Form eines Pinguins, der eigentlich ein Delfin sein sollte:  "Am Ende ist es ein Pinguin geworden. Wir waren dann damit zu frieden. Wir haben uns gesagt, dann ist es halt ein Pinguin, das ist auch ein nettes und freundliches Tier."

Kommunikationsmittel zwischen Liebenden

Später gelang der Delfin doch noch und wurde zur Fun Factory-Ikone. Es folgten motorisierte Toys, die wieder Kreativität erforderten. "Wir haben ganz am Anfang Billigvibratoren gekauft und die ausgeschlachtet, weil wir nicht wussten, wo man sie kaufen kann", so Dirk Bauer. Auch Silikon war rar und nur für Handwerker erhältlich. Aber nicht nur die Materialbeschaffung war herausfordernd. Um alle Ideen umsetzen zu können, brauchte es einen Kredit. Die Banken lehnten jedoch zunächst ab, da sie das Gewerbe als sittenwidrig betrachteten.

Wir haben nur Sachen gemacht, die Spaß gemacht haben!

Dirk Bauer über seine Toys für alle
Versandfertige Vibratoren in Plastikkisten bei Fun Factory
Die Fun Factory hat ihre Toys in über 60 Länder ausgeliefert. Bild: Imago | Eckhard Stengel

Fun Factory schaffte es trotzdem sich auf dem Erotik-Markt zu etablieren und wuchs kontinuierlich. Die Produkte waren nicht nur wegen ihrer außergewöhnlichen Optik erfolgreich. "Wir haben Produkte gebaut, die nichts anderes sind als ein Kommunikationsmittel zwischen zwei Liebenden", erklärt Dirk Bauer. Auch richteten sie sich nie an ein bestimmtes Geschlecht: "Am Ende des Tages haben wir uns gar nicht so unbedingt dafür interessiert, ob Mann oder Frau oder Paar oder wie auch immer. Wir haben nur Sachen gemacht, die Spaß gemacht haben."

Am Ende fehlte das Geld

Bis zuletzt waren Produkte wie "Dolly Dolphin" beliebt. Trotzdem bekam das in Bremen produzierende Familienunternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona, den Preiskampf im Onlinehandel und eine schwache industrielle Infrastruktur zu spüren. Das Team blieb kreativ, entwickelte während der Coronazeit ein DIY-Toy und auch danach viele neue Produkte. Um sie auf den Markt zu bringen, fehlte es aber an Geld. "Wir hätten einen Kredit gebraucht. Den haben wir nicht bekommen", so Bauer.

Wir sind alle sehr, sehr traurig und hätten das gerne anders gelöst.

Dirk Bauer über das Ende von Fun Factory in Bremen

Danach blieb ihm nichts anderes übrig, als unternehmerisch zu handeln, die Marke zu verkaufen und die Produktion in Bremen zu schließen. Eine Entscheidung, die ihm nicht leichtfiel, auch weil Freund Michael und seine beiden Kinder Teil des Unternehmens waren. "Wir sind alle sehr, sehr traurig und hätten das gerne anders gelöst. Aber tatsächlich muss man irgendwo dann auch einen Schlussstrich ziehen, wenn man erkennt, dass es kaufmännisch irgendwann nicht mehr sinnvoll ist." Die Produkte sind bis auf Weiteres noch im Onlinehandel erhältlich - für Bauer ein kleiner Trost. Wie es für ihn selbst nach der Unternehmensübergabe weitergeht, ist noch offen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 02.10.2024, 18:05 Uhr

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