Im Porträt Seine plattdeutsche Musik lässt US-Magazin "Rolling Stone" aufhorchen

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Porträt von Helmut Debus
Seine Musik ist Poesie: Helmut Debus Bild: Michael Jungblut

Plattdeutsch ist Helmut Debus‘ Herzenssprache. Der 73-jährige Musiker mit der tiefen Stimme hat mit seinem Album "Angst legg di slapen" ein beeindruckendes Alterswerk veröffentlicht. Damit hat er es sogar ins US-Musikmagazin "Rolling Stone" geschafft. Zuhause ist der Songpoet in Brake, wo er direkt auf die Weser schauen kann.

Porträt von Helmut Debus

Gesprächszeit "Das ist meine Stimme – die muss so sein!" – Helmut Debus

Plattdeutsch ist Helmut Debus‘ Herzenssprache. Das neueste Album des 73-jährige Musikers hat es sogar ins US-Musikmagazin "Rolling Stone" geschafft.

Bild: Michael Jungblut

Den Blick auf die Weserinsel Harriersand, wo er eine Weile gelebt hat, kann Helmut Debus jeden Tag genießen. Früher wollte er eigentlich nur weg, hinaus in die Welt. Am Wurzelschlagen hatte Helmut Debus kein Interesse. Doch er ist geblieben. Heute wohnt der 73-Jährige gegenüber in Brake in einem alten Kapitänshaus an der Weser und schaut jeden Tag auf das Wasser, das an seinem Haus vorbeifließt. "Ich muss mir jeden Tag klarmachen, wie schön das ist. Weil wir Menschen uns ja doch sehr gewöhnen an Dinge und sie dann nicht mehr sehen."

Ich stelle immer mehr fest, dass ich an diesem Strom festgebunden bin.

Helmut Debus über die Weser vor seinem Haus

Drinnen haben sich über die Jahre viele Bücher beim gelernten Buchhändler, der auch mal im Hafen gearbeitet hat, angesammelt. Das Haus, das er einst per Handschlag gekauft hat, steht vor dem Deich und wenn das Wasser zu nah kommt, müssen die Eisenschotten unten dicht macht werden: "Ich stelle immer mehr fest, dass ich an diesem Strom, an der Weser, fast festgebunden bin."

Seine Musik ist Poesie auf Platt

Neben seinem Haus ist Musik ein Schutzraum für Helmut Debus. Sie ist Insel und Fluchtpunkt, wenn er die unsichtbare Wirklichkeit mit Worten und Melodien erweitern will: "Mich heilt es in Momenten, in Augenblicken und manchmal auch längere Strecken", sagt er.

Ich bin kein Handwerker.

Helmut Debus über die Arbeit an seiner Musik

Schreiben tut er nur, wenn die Muse ihn küsst. "Anders geht’s gar nicht", lacht er, "ich bin kein Handwerker. Das Handwerk kommt erst später". Dann bringt Helmut Debus die Reime in Form. Plattdeutsch ist dabei seine Herzenssprache, die er als Jugendlicher noch vermieden hatte. "Als ich selber die Sprache in mir entdeckte, merkte ich, dass es nicht die Sprache ist, sondern die Haltung der Menschen zu und mit der Sprache. Und das mochte ich."

Beat-Musik und Punker-Herz

Als Jugendlicher hatte Helmut Debus seine erste "Beat"-Band und spielte bei den "Madmen" Schlagzeug. "Damals gab es diese Spaltung: Bist du für die Beatles oder bist du für die Stones? Wir als 'Madmen' waren für die Stones", lächelt er. Am Schlagzeug konnte er seine Wut raustrommeln, erinnert sich Debus. Zum Beispiel die Wut darüber, dass sein Vater vom Krieg nichts erzählen wollte. "Es ist ein weites Feld. Es gab genügend Gründe, wütend zu sein auf die Verhältnisse der Gesellschaft, der Welt."

Das ist meine Stimme – ich bin froh, dass ich sie im letzten Akt des Lebens gefunden habe.

Helmut Debus über den tiefen Klang seines neuen Albums

Helmut Debus sang von Anfang an auf platt. 1976 erschien seine erste Platte "Wo ik herkam". Ende 2021 ist nun schon sein 21. Album erschienen. "Angst leggt di slapen" wurde sogar im Musikmagazin "Rolling Stone" besprochen. Etwas düsterer als früher klingt das jüngste Debus-Werk: "Die Stimme macht seine Entwicklungen im Laufe der Millionen Zigaretten, die ich geraucht habe, und im Laufe der Jahre." Im Herzen sei er immer ein Punk gewesen und habe über die Jahre versucht, seinen Zorn rausbrüllen. "Aber in diesem Album ist es wirklich meine Stimme. Das ist meine Stimme – die muss so sein. Und ich bin froh, dass ich sie im letzten Akt des Lebens gefunden habe."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 21. April 2023, 18:05 Uhr

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