Im Porträt Darum kam der Erfolg für Bestseller-Autorin Dörte Hansen überraschend

Autorin

Dörte Hansen lehnt gegen eine Steinmauer (Archivbild)
Auf dem Dorf aufgewachsen und heute bei Husum zuhause: Dörte Hansen Bild: dpa | Frank Rumpenhorst

Für Dörte Hansen liegt die Latte ziemlich hoch. Sie ist seit ihrem ersten Buch Bestseller-Autorin. Da wundert es nicht, dass sie bei ihrem dritten Roman "Zur See" gegen die Angst vorm Scheitern ankämpfen musste.

Dörte Hansen lehnt gegen eine Steinmauer (Archivbild)

Gesprächszeit "So eine diffuse Angst, man könnte scheitern" – Dörte Hansen

Seit ihrem ersten Buch ist sie Bestseller-Autorin. Man könnte denken, dass Dörte Hansen ihre Buch-Erfolge als völlig normal verbucht. Aber die Anspannung bleibt groß.

Bild: dpa | Frank Rumpenhorst

Dörte Hansens dritter Roman "Zur See" ist schon kurz nach Erscheinen wieder auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Man könnte denken, dass die gebürtige Husumerin den großen Erfolg ihrer Romane inzwischen als völlig normal verbucht. Aber ihre Anspannung war groß. Würde sie dem Erwartungsdruck der Kritiker, des Verlags und ihres Lesepublikums wirklich wieder gerecht werden? "Ich bin jedes Mal wieder überrascht. Und ich stelle fest, es ist für mich beim dritten Mal mindestens wieder so ein Überraschungserfolg."

Ich glaube, man kann immer nur aus dem schreiben, was einen so anfliegt.

Dörte Hansen über die Themen ihrer Bücher

Nach "Altes Land" und "Mittagsstunde", spielt "Zur See" auf einer Insel. Ob Amrum, Föhr, Spiekeroog oder Rügen: Um einen konkreten Ort ging es Dörte Hansen nicht. Sondern um das Prototypische, um die tiefgreifenden Veränderungen, die inzwischen jede Nord- oder Ostseeinsel erfahren hat. Der Zerfall der ursprünglichen, der gewachsenen Strukturen, hat Spuren hinterlassen. Etwas, das Dörte Hansen schon lange beschäftigt. "Ich weiß immer nicht, wie frei man in der Auswahl seiner Themen ist. Ob ich frei aussuchen kann, worüber ich erzähle und was. Ich glaube, man kann immer nur aus dem schreiben, was einen so anfliegt. Oder Fragen, die sich einem aufdrängen."

Touristen, die Traditionen verdrängen

Dörte Hansen erzählt vom Verschwinden der Dinge und Traditionen, die hier jahrhundertelang wichtig für das Leben und Überleben waren. Auf der fiktiven Roman-Insel lebten die Bewohner seit Generationen vom Walfang. Inzwischen sind die meisten auf’s Festland gezogen. Und wer geblieben ist, lebt vom Souvenirverkauf. Oder von der Vermietung an Touristen. Die kommen inzwischen scharenweise und das ganze Jahr über. Auch das Leben von Familie Sander, die im Mittelpunkt des Romans steht, bleibt nicht von den Folgen des Massentourismus verschont: "Der Tourist an sich ist nicht das Problem. Aber die Ströme an Touristen sind das Problem." Das haben sogar ihre Leserinnen und Leser in Österreich bestätigt, erzählt Hansen: "Worum es immer geht in der Literatur, dass du im Konkreten irgendwie das Universelle drin hast. Und wenn da was mitschwingt, was vertraut ist für die Leute, die deine Bücher lesen, dann ist es schön."

"Mittagsstunde" im Kino

Was zieht den Festland-Bewohner eigentlich ans Meer? Und was bedeutet unser Verlangen nach der "Auszeit auf der Insel" für die Menschen, die dort leben, wo wir Urlaub machen? Diesen Fragen geht Dörte Hansen nach. Die Schriftstellerin, die heute wieder bei Husum lebt, erzählt in "Zur See" aber auch sprachgewaltig von den Mythen des Meeres.

Ich hab‘ das unterschätzt. Ich war ja noch nie beteiligt an so einem Film.

Dörte Hansen über ihre Mitarbeit am Kinofilm "Mittagsstunde"

Um in Ruhe denken und dichten zu können, zieht sich Dörte Hansen am liebsten in ihr kleines Schreibbüro zurück. Hier, am Husumer Hafen, hat sie auch ihren letzten Roman "Mittagsstunde" vollendet, der gerade ein großer Kinoerfolg geworden ist. An dem hat sie parallel mitgearbeitet, während sie "Zur See" geschrieben hat. Ihr drittes Buch-Kind musste deshalb zwischenzeitlich mal etwas vor dem zweiten zurückstecken, schmunzelt sie: "Ich habe das unterschätzt. Ich war ja noch nie beteiligt an so einem Film. Ich wollte es unbedingt machen. Und darunter hat "Zur See" ein bisschen leiden müssen. Es hat dann noch länger gedauert und war noch ein bisschen schwieriger." Ob auch "Zur See" verfilmt wird? Erste Überlegungen soll es schon geben.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 18. November 2022, 18:05 Uhr

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