Im Porträt So lebt und schreibt dieser Autor in der Ukraine

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Schriftsteller Christoph Brumme
Liebt das Fahrradfahren genauso wie seine Wahlheimat, die Ukraine: Christoph Brumme. Bild: Oskar Mangur

Seine Romane erzählen von der DDR-Vergangenheit. Er schreibt Liebeserklärungen ans Schachspielen und ans Fahrradfahren – und immer wieder schreibt Christoph Brumme über die Ukraine, die er schon seit 1999 intensiv bereist und wo er seit 2016 lebt. Gerade hat der Autor seine Tagebuchaufzeichnungen seit dem 25. Janur 2022 unter dem Titel "Im Schatten des Krieges" veröffentlicht.

Schriftsteller Christoph Brumme

"Man darf vor dem Feind keine Angst haben!" – Christoph Brumme

Christoph Brumme lebt seit 2016 in der Ukraine. Gerade hat der Autor seine Tagebuchaufzeichnungen seit dem 25. Januar 2022 veröffentlicht.

Bild: Oskar Mangur

Bis zu Beginn des Krieges sei die Ukraine sehr liebenswert gewesen, erinnert sich Christoph Brumme. Die Menschen seien stolz, die ukrainische Sprache melodisch und die Gesellschaft sei frei gewesen. Mit dem 24. Februar 2022 hat sich das Leben des Autors, der den Angriff Russlands auf seine Wahlheimat durchaus erwartet hatte, entscheidend verändert. Die ersten Tage des Krieges hat er schockiert an sich vorbeiziehen sehen. Fragen über Fragen über das Weiterleben türmten sich auf, während Menschenmassen das Land verließen: "Und das war zum Teil sehr gespenstisch, wenn ich morgens im Zentrum war und ich manchmal der einzige Mensch auf der Straße war."

Tagebuch im Schatten des Krieges

Christoph Brumme hat Romane, ein Buch über seine Fahrradreise von Berlin bis an die Wolga und das Buch "111 Gründe, die Ukraine zu lieben" geschrieben. Literarisches konnte Christoph Brumme in den letzten Kriegsmonaten aber nicht mehr schreiben. Dazu bräuchte er längere Konzentrationsphasen, sagt der 59-Jährige. Stattdessen hat er über Ereignisse im Zusammenhang mit dem Krieg Tagebuch geführt und gab eine wöchentliche Kolumne im NZZ Magazin heraus. Seine Tagebuchaufzeichnungen seit dem 25. Januar 2022 hat er nun unter dem Titel "Im Schatten des Krieges" veröffentlicht.

Jahrelang bereiste er den Donbass

Der Schriftsteller, der in Wernigerode geboren wurde und jahrelang in Berlin heimisch war, lebt seit 2016 in Poltawa, einer Stadt mit 300.000 Einwohnern zwischen Charkiw und Kiew. Der Donbass – also das Don-Becken – kennt er so gut wie seine Westentasche. "Natürlich gab es auch dort keine Mehrheit für eine staatliche Einheit mit Russland", erzählt Brumme von seinen Erfahrungen in der Region. "Es gab unter den Menschen, die mehr russisch als ukrainisch sprechen, immer die Idee, man könnte mit Russland einigermaßen normale Beziehungen haben. Während das unter vielen ukrainisch-sprachigen Patriotinnen und Patrioten sehr stark angezweifelt wurde – und wie man ja sieht zu Recht."

Wenn alle weglaufen hat Putin gewonnen. Und damit bin ich nicht einverstanden!

Christoph Brumme über den Grund, warum er in der Ukraine bleibt

Brumme, der gelernte Eisenbahner, lebt in der ostukrainischen Stadt zusammen mit seiner Frau und seinem 11-jährigen Sohn Kolja. Während Frau und Sohn das Land Ende Februar verlassen haben, hat Christoph Brumme entschieden, im Land zu bleiben. "Wenn alle weglaufen hat Putin gewonnen. Und damit bin ich nicht einverstanden", stellt der Schriftsteller unumstößlich fest.

Wenn man das Kind nicht beschützen kann, das einem anvertraut ist – das ist furchtbar!

Christoph Brumme über seine Gefühle für seinen Sohn

Doch das Leben seines Sohnes zu riskieren, kam nicht in Frage: "Das hat mich hart getroffen. Auch, dass meine Frau und mein Sohn dann am Bahnhof waren und spontan mit dem nächsten Zug weggefahren sind. Was richtig war – aber ich war weit entfernt und konnte mich nicht verabschieden. Und ich habe gemerkt, wie erpressbar und hilflos ich bin als Vater. Wenn man das Kind nicht beschützen kann, das einem anvertraut ist – das ist furchtbar!"

Christoph Brumme ist überzeugt, dass die Ukraine den Krieg am Ende gewinnen wird. Einige Freunde von ihm kämpfen an der Front und seine Haltung zu den Kriegshandlungen ist klar: "Man darf keine Angst vor dem Feind haben. Man muss ihn bekämpfen", sagt er und fährt wieder zurück nach Poltawa, nachdem er seine ukrainische Familie im sicheren Berlin besucht hat.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 13. September 2022, 18:05 Uhr

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