Im Porträt Bremer Philharmoniker: "Emotionalität ist unser Tagesgeschäft"

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Porträt von Christian Kötter-Lixfeld
Findet, dass er schon zum Inventar der Stadt gehört: Christian Kötter-Lixfeld, Intendant der Bremer Philharmoniker Bild: Capar Sessler

Zwanzig Jahre lang war Christian Kötter-Lixfeld Intendant und Geschäftsführer der Bremer Philharmoniker. Zuletzt hat er erfolgreich den Standortwechsel des Ensembles ins Tabakquartier gemanagt, wo die Philharmoniker eine eigene Halle bespielen können. Nun verlässt der Volljurist und Kulturmanager die Stadt, um in Herford neue Aufgaben zu übernehmen.

Porträt von Christian Kötter-Lixfeld

Gesprächszeit "Ich gehöre schon in die Reptilien-Abteilung der Orchesterwelt" – Christian Kötter-Lixfeld

20 Jahre lang war Christian Kötter-Lixfeld Intendant der Bremer Philharmoniker. Mit einem neuen Konzertsaal sagt er tschüß zu einer Stadt, die ihn stark geprägt hat.

Bild: Capar Sessler

"Überleg' dir das gut", haben viele gute Freunde damals gesagt, als er nach Bremen gegangen ist. Aber Christian Kötter-Lixfeld hat es sich in seinem beruflichen Leben nie leichtgemacht. Er hat nach oben gegriffen und sich einiges zugetraut, als er vor 20 Jahren den Intendantenposten der Bremer Philharmoniker übernahm, wo er den Wandel vom Staatsorchester zur Orchester-GmbH mit privater Mehrheitsbeteiligung vollzog. "Risiken haben mich nie abgehalten. Wenn ich davon überzeugt war, ich kann zu diesem Prozess was beitragen und das wird gelingen, dann habe ich das gemacht".

Das ist eigentlich die Kernarbeit gewesen: Das Unerwartete managen!

Christian Kötter-Lixfeld über die Aufgabe eines Intendanten

Vier Jahre lang hatte der damals 34-Jährige schon Erfahrungen im Kulturmanagement der Kammerakademie in Neuss gesammelt. Als 2002 das Angebot aus Bremen kam, zögerte er nicht lange. Seine Frau spielte bereits als Solo-Flötistin in Oldenburg – beide zog es in den Norden. Heute führt Kötter-Lixfeld über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bei ihm laufen die Fäden zusammen: Finanzbuchhaltung, Personalverwaltung, Pressearbeit, Marketing, Technik, Disposition, Programmentwicklung, Künstlerbüro. Trotzdem: So richtig beschreiben kann er einen typischen Arbeitstag nicht. Oft muss er Dinge regeln, von denen er vorher nichts geahnt hatte. "Das ist eigentlich die Kernarbeit gewesen bei mir: Das Unerwartete managen."

Wir sind ein sehr emotionaler Betrieb. Das ist unsere DNA – nur so funktionieren wir.

Christian Kötter-Lixfeld über die Bremer Philharmoniker

Studiert hat Christian Kötter-Lixfeld, der selbst Cello spielt, Rechtswissenschaften in Düsseldorf und Hamm. "Die Musik gibt mir ganz viel", sagt er, aber durch seine juristische Ausbildung kann er Sachverhalte auch ganz nüchtern und abstrakt denken – losgelöst von Personen, Emotionen oder Ereignissen. Und dennoch lehrt ihn das Tagesgeschäft mit dem Orchester manchmal, dass er eine andere Lösung finden muss als das sachlich Offensichtliche: "Wir sind ein sehr emotionaler Betrieb. Das ist unsere DNA – nur so funktionieren wir. Die Emotionalität ist unser Tagesgeschäft. Das ist die Bühne. Wenn der Vorhang aufgeht, voll emotional zu sein, alles zu geben, alles aus sich herauszuholen. Und dazu gehört auch das Büro."

Zum Abschied ein neuer Konzertsaal

Die programmatische und inhaltliche Ausrichtung der Philharmoniker ist Kernarbeit und liebste Aufgabe zugleich: "Was wollen wir als Bremer Philharmoniker sagen? Das ist eigentlich eines der spannendsten Themen, die meine tägliche Arbeit prägen", blickt er zurück. Christian Kötter-Lixfeld hat den Umzug des Ensembles ins Tabakquartier nach Woltmershausen umgesetzt, wo ein eigener Proben- und Konzertsaal helfen soll, neue Formen der Präsentation von Musik auszuprobieren.

Ich gehöre schon eher in die Reptilien-Abteilung der deutschen Orchesterwelt.

Christian Kötter-Lixfeld über seine lange Amtszeit

Zum 1. November 2022 verlässt der 54-Jährige Bremen und wird Geschäftsführer der Kultur Herford GmbH. Gedanken an diesen Moment schiebt er im Moment noch ganz weit nach hinten. "Ich weiß noch nicht, wie ich mit diesem Thema Abschied umgehe. Ich merke allerdings, dass mich diese Zeit hier in Bremen schon sehr geprägt hat", sagt er. Zwanzig intensive Jahre hat er in der Hansestadt verbracht – eine lange Zeitspanne für einen Orchester-Intendanten. "Das ist sehr außergewöhnlich. Ich gehöre schon eher in die Reptilien-Abteilung der deutschen Orchesterwelt", schmunzelt er und sucht schon den Inventaraufkleber an seinem Revers. "Bremen wird immer eine Station für mich bleiben. Ich habe hier so viele Bekanntschaften, Freundschaften, Vorgänge, die mir ans Herz gewachsen sind – und mir liegt auch natürlich was daran, wie meine Nachfolge aussieht."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 7. September 2022, 18:05 Uhr

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Der Nachmittag mit Martin Busch

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