Im Porträt Lachen gegen Schmerzen: Christian Braun ist Klinikclown in Bremen

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Klinikclown Christian Braun
Ob Alte oder Kinder: Christian Braun muss sich jedes Mal neu auf sein Publikum einstellen. Bild: Christian Braun | Michael Hagedorn

Er ist ein bisschen tollpatschig, groß und schlaksig. Mit seiner Rolle "Kurt" bringt Christian Braun Kranke in Bremen und umzu zum Lachen und sorgt dafür, dass Schmerzen auch mal kurz vergessen werden. Seit 17 Jahren besucht er als Klinikclown Kinderstationen, Altersheime und Demenzkranke – und lockert dabei auch den Alltag des Pflegepersonals auf.

Klinikclown Christian Braun
Klinikclown Christian Braun

Gesprächszeit "Die Clowns sind eine Einladung, Quatsch zu machen" – Christian Braun

Er ist ein bisschen tollpatschig, groß und schlaksig. Mit seiner Rolle "Kurt" bringt Christian Braun Kranke zum Lachen und lässt Schmerzen auch mal kurz vergessen.

Bild: Gesundheit Nord

Wenn Christian Braun ein Krankenzimmer betritt, kommt es auf Fingerspitzengefühl an. Manchmal pustet er erst einmal nur einen Luftballon auf oder lässt Seifenblasen durch die Luft fliegen, bevor er richtig loslegt. Denn wenn er in ein Zimmer kommt, weiß er nie, in welcher Stimmung er die Patientinnen und Patienten gerade antrifft. "Auf jeden Fall braucht es die Sensibilität, zu merken, was jetzt wirklich angemessen ist", sagt er.

Der Clown wurde ihm "zugeschustert"

Klinikclown Christian Braun
"In den Clown gehen" – so beschreibt Christian Braun sein Verwandlungsritual Bild: Christian Braun | Michael Hagedorn

Der 50-Jährige ist in Göttingen geboren und in Wolfsburg in einem offenen Haus aufgewachsen. Freunde und Freundinnen der Familie saßen regelmäßig am Tisch und es war stets unterhaltsam im Hause Braun. Die Lust auf die Bühne zu gehen, wurde allerdings woanders erkannt und gefördert. Über die Jugendarbeit kam er zu einem Zirkusprojekt, wo ihm die Rolle des Clowns regelrecht "zugeschustert" wurde, grinst er. Nach der Schule ließ sich Braun dann 15 Monate lang zum Clown ausbilden und lernte, auch mal improvisieren zu müssen: "Es wurde unterrichtet, ein Gefühl für die Bühne zu bekommen – vorne in Präsenz zu gehen!"

Dann geht's in die Nase – und dann beginnt das Spiel.

Christian Braun über den Moment, bevor er auftritt

Christian Braun macht Straßentheater, Kindertheater und gibt inzwischen auch selbst Clown-Kurse. Der Liebe wegen landete Braun, dessen Vorbilder Stan Laurel und Oliver Hardy sind, in Bremen, wo er 2005 das erste Mal als Klinikclown auf Station spielte. Wenn er einen Einsatz hat, spricht er zuerst mit dem Pflegepersonal: Wie ist gerade die Stimmung auf der Station? Wer ist aus dem OP gekommen? Wer hat heute Geburtstag?

Klinikclown Christian Braun
Sind nie allein unterwegs: die Klinikclowns rund um Christian Braun. Bild: Gesundheit Nord

Wir spielen im Endeffekt für alle.

Christian Braun über sein Zusammenspiel mit dem Pflegepersonal

Dann folgt das Ritual der Verwandlung: Mit Kostüm, Schminke und einem kurzen Warm-Up wird dann aus Christian Braun der Clown "Kurt": "Dann geht's in die Nase. Man guckt sich noch mal tief in die Augen, geht raus vor die Tür – und dann beginnt das Spiel." Und zwar nicht erst im Zimmer der Patientinnen und Patientinnen, sondern schon auf dem Flur, wo Ärztinnen und Pfleger wuseln: "Wir gehen aus der Umkleide raus und dann müssen wir – zack! – da sein. Wir spielen im Endeffekt für alle."

Gegen Angst hilft Handstand oder Huckepack

Auf Station sind die Klinikclowns immer zu zweit unterwegs. So müssen schüchterne Kinder nicht sofort mit dem Clown interagieren, sondern können sich mit Abstand ansehen, was die zwei Clowns da vorne am Bett so treiben. "Ich kriege einen auf den Dötz, weil ich immer was falsch mache und jemand gegenüber kann sich amüsieren und ist nicht im Fokus", beschreibt Christian Braun seinen Umgang mit den Kleinsten.

Klinikclown Christian Braun
Seit 17 Jahren tritt Christian Braun schon auf Kinderstationen in Bremen auf. Bild: Christian Braun | Kerstin

Bei ganz ängstlichen Kindern findet auch ein Teil des Spiels vor der Tür statt. Dann läuft Christian Braun zum Beispiel erst einmal rückwärts an der Tür vorbei. Dann schaut er rein ins Zimmer und lässt sich anschließend von der Clownskollegin auf einem Wagen vorbeischieben. Oder er läuft im Handstand oder huckepack daran vorbei. "Und irgendwann ist klar für den Jungen: Die beiden machen da irgendeinen Quatsch! Und dann freut er sich und ist bereit für einen Kontakt." Dadurch schafft Christian Braun auch den Eltern einen Moment Entlastung im schwierigen Krankenhaus-Alltag.

Oft sind die Clowns eine Einladung, Quatsch zu machen.

Christian Braun über seine Arbeit vor Demenzkranken

Doch nicht nur die Kleinen lieben Humor. "Kurt" alias Christian Braun besucht auch alte Menschen, wo der Klamauk mit dem Tritt in den Hintern vielleicht nicht unbedingt angesagt ist. Wenn er für Demenzkranke spielt, sieht es dagegen wieder anders aus. Da wird auch mal eine Zunge rausgestreckt: "Oft sind die Clowns da eine Einladung für die Bewohnerinnen und Bewohner, Quatsch zu machen".

Tosenden Applaus wie in der Zirkusmanege bekommt er bei dieser Arbeit selten, aber die Ausgelassenheit und Entspannung, die er oft spürt, zeigen ihm, dass seine Arbeit richtig ist: "Das wird gern angenommen. Im Übrigen auch mal vom Personal. Die haben auch Spaß." Letztendlich, sagt Christian Braun, gehe es vor allem um eines: "Der Humor ist eine große Freiheit in dem Moment. Einfach etwas zu machen, was man vielleicht auch nicht darf."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 2. November 2022, 18:05 Uhr

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