Frauengeschichte(n) aus unserer Region Cato Bontjes van Beek: Ihr Kampf gegen die Nazis kostete sie das Leben

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Historische Aufnahme von Cato Bontjes van Beek 1941
Cato Bontjes van Beek stammte aus einer Künstlerfamilie aus Fischerhude. Kurz nach Kriegsbeginn ging sie nach Berlin und schloss sich dem Widerstand gegen das Naziregime an. Bild: Archiv Saskia Bontjes van Beek

Viele Frauen haben sich unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis gestellt und die Menschen zum Widerstand aufgerufen. Eine davon ist die im niedersächsischen Fischerhude aufgewachsene Cato Bontjes van Beek. 1943 wurde sie verhaftet und hingerichtet.

Historische Aufnahme von Cato Bontjes van Beek, 1941

Die Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek

Ihr Kampf gegen die Nazis kostete sie das Leben: Die Fischerhuderin Cato Bontjes van Beek stellte sich gegen das Regime und rief die Menschen zum Widerstand auf.

Bild: Archiv Saskia Bontjes van Beek

Am 5. August 1943 sitzt die 22-jährige Cato Bontjes van Beek in einer Gefängniszelle in Berlin-Plötzensee und schreibt einen letzten Brief an ihre Mutter: "Es ist nun so weit und ich werde nur noch ein paar Stunden unter den Lebenden sein. Ich bin sehr gefasst und habe mich völlig mit dem Schicksal ausgesöhnt. Die Ruhe, die ich mir immer für diese letzten Stunden gewünscht habe, ist nun auch wirklich bei mir." Wenige Stunden später wird Cato von den Nationalsozialisten hingerichtet. Weil sie sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat, muss sie mit ihrem Leben bezahlen.

Cato Bontjes van Beek war ein Wildfang, legte sich ständig mit Jungs an, begeisterte sich ständig für etwas Neues. Brav und fleißig sein war nicht ihr Ding.

Petra Dzudzek-Edler über Cato Bontjes van Beek

Aufgeweckt, neugierig und mutig: So wird Cato schon als Kind von Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern beschrieben. 1920 wird sie in Bremen geboren und wächst im niedersächsischen Fischerhude in einer Künstlerfamilie auf. Ihre Mutter Olga war Ausdruckstänzerin, ihr Vater Jan Bontjes van Beek, ein Niederländer, kam durch den Matrosenaufstand nach Deutschland. Kennengelernt haben sie sich auf dem Barkenhoff von Heinrich Vogeler in Worpswede.

Die Familie bekommt drei Kinder, Cato wächst mit einer Schwester und einem Bruder auf. Ihre Tante heiratet irgendwann den Maler Otto Modersohn, Cato hat also ständig mit der lokalen Kunstszene zutun. Sie ist wissbegierig, neugierig – und sie sagt gerne ihre Meinung, erzählt Stadtführerin Petra Dzudzek-Edler: "Cato Bontjes van Beek war ein Wildfang, legte sich ständig mit Jungs an, begeisterte sich ständig für etwas Neues. Brav und fleißig sein war nicht ihr Ding."

Leben in Nazideutschland

Anfang der 30er-Jahre reist Cato zu ihrer Familie in die Niederlande, geht dort zwei Jahre zur Schule. Als sie 1933 nach Deutschland zurückkehrt, ist die Welt eine andere. Die Eltern haben sich getrennt, der Vater lebt in Berlin – und die Nazis haben die Macht übernommen. Hinter verschlossenen Türen ändert sich wenig in Catos Familie. In Fischerhude ist bekannt, dass die Familie politisch eher links steht.

Historische Aufnahme: Flugbuch von Cato Bontjes van Beek
Das Flugbuch von Cato Bontjes van Beek. Bild: Archiv Saskia Bontjes van Beek

Keines der Kinder tritt den Jugendorganisationen der Nazis bei. Cato muss aber Ende der 30er-Jahre dann doch ein Zugeständnis machen: Sie tritt dem Nationalsozialistischen Fliegerkorps bei. Denn als 17-Jährige hat sie bei einem Englandbesuch eine neue Leidenschaft entdeckt: Das Fliegen. An ihre Schwester schreibt sie: "Ich werde ja immer meine eigenen Wege gehen. Da kann mir ja doch keiner was wollen. Wenn ich nun Fliegerin werden will, so werde ich es auch. Wenn ichs nicht werden will und dafür Schiethustapeziererin, so werde ich es auch."

Catos Weg in den Widerstand

Kurz nach Kriegsbeginn geht sie zusammen mit ihrer Schwester nach Berlin. Sie lebt bei ihrem Vater, der dort eine Keramikwerkstatt hat.

Historische Aufnahme von Cato Bontjes van Beek, hier in der Werkstatt Berlin
Cato in der Keramikwerkstatt in Berlin. Bild: Archiv Saskia Bontjes van Beek

In Berlin sieht sie, wie schlecht es den Menschen geht, die nicht in die sogenannte Volksgemeinschaft der Nazis gehören. Sie und ihre Schwester helfen heimlich französischen Kriegsgefangenen, ukrainischen Zwangsarbeitern und Juden. Sie entwickeln eine Taktik, um den Kriegsgefangenen in der S-Bahn beim Ein- und Aussteigen Essen, Medikamente und Briefe in die Manteltaschen zu stecken, sagt Petra Dzudzek-Edler. "Für die beiden jungen Frauen ist das ein Abenteuer, wenn auch ein sehr gefährliches."

Düstere Vorahnungen

Dann lernt Cato Libertas Schulze-Boysen kennen – und stößt damit zu einem Netzwerk verschiedener Widerstandgruppen, das die Gestapo später "Rote Kapelle" nennen wird. Die Mitglieder verfassen Flugblätter gegen den Krieg und gegen das Hitlerregime und sammeln Beweise für die Verbrechen der Nazis. Auch Cato hilft begeistert mit.

Historische Aufnahme von Cato Bontjes van Beek, 1941
In Berlin schloss sich Cato Bontjes van Beek den Widerstandsgruppen der von den Nazis so genannten "Roten Kapelle" an. Bild: Archiv Saskia Bontjes van Beek

Aber in dieser Zeit träumt sie schon, was ihr bevorstehen könnte, wie sie in einem Brief schreibt:

"Ich hatte einen seltsamen Traum. Mir träumte, ich sei zum Tode verurteilt worden. Zusammen mit noch anderen. Nach dem Urteil wurden wir gleich zum Hinrichtungsplatz geführt. Ich wusste genau, das ist mein letzter Gang, ich spürte aber in mir aber nicht die geringste Trauer um mein Leben."

Späte Rehabilitierung

Die Gruppe fliegt 1942 auf, nach einer ersten Verhaftungswelle und mehreren Verhören gerät auch Cato ins Visier der Nazis. Sie wird verhaftet, zum Tode verurteilt und mit 15 anderen Widerständlern hingerichtet.

Dass Cato Bontjes van Beeks Einsatz anerkannt wird, dafür hat ihre Mutter noch lange nach dem Krieg kämpfen müssen. Sie erlebt nicht mehr, wie ihre Tochter vollständig rehabilitiert wird: Erst 1999 wird das Urteil gegen Cato endgültig aufgehoben.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 18. Juni 2022, 13:40 Uhr.

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