Auf der Bühne "Schöne Bescherungen" – entlarvende Komik am Theater Bremen

Premiere im Theater am Goetheplatz

Autorin

Susanne Schrader, Ferdinand Lehmann und Martin Baum
Szene aus "Schöne Bescherungen" mit Susanne Schrader, Ferdinand Lehmann und Martin Baum. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Die bitterböse Weihnachtskomödie "Schöne Bescherungen" des britischen Dramatikers Alan Ayckbourn von 1980 ist ein Theaterklassiker, der voller entlarvender Komik steckt. Doch ausgerechnet das Fest der Liebe bietet reichlich Stoff für Streit und alte Konflikte.

Worum geht es?

Martin Baum, Luka Kluskens, Ferdinand Lehmann
In der Weihnachtskomödie "Schöne Bescherungen" geht es hoch her. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Gastgeber sind der stieselige Elektrowarenhändler Neville und seine unzufriedene Ehefrau Belinda. Deren Ehe ist in Routine erstarrt. Die Beziehung von Hausfreund Eddie und seiner hochschwangeren Frau Pattie läuft auch nicht besser. Nevilles Schwester Phyllis hat ein Alkoholproblem, ihr Ehemann Bernard ist angeblich der schlechteste Arzt der Welt und auch sonst ein Loser. Insbesondere der militante Onkel Harvey hat Bernard auf dem Kieker. Dann ist da noch Belindas Schwester Rachel, mit 38 Jahren immer noch Jungfrau. Jetzt hat sie den attraktiven Schriftsteller Clive mitgebracht, auf den allerdings gleich alle Frauen der Weihnachtsgesellschaft abfahren. Und Clive bringt die fragile Weihnachtsstimmung endgültig zum Kippen.

Regisseurin Alize Zandwijk inszeniert das Stück sehr witzig, manchmal auch richtig knallig. Mit verrückten Trinkspielen und stimmigen Gesangseinlagen. Mal brennt es in der Küche, mal kippt der Riesen-Tannenbaum um, mal gibt es einen Kurzschluss. Dabei verfällt die Inszenierung aber nie in reinen Klamauk. Denn Alize Zandwijk interessiert sich für die Psychologie der Figuren.

Was gab es zu sehen und zu hören?

Wir sind im Haus von Belinda und Neville. Im Vordergrund das Wohnzimmer mit Fernsehsessel in der einen Ecke und einem Riesen-Weihnachtsbaum in der anderen. Dahinter eine hohe Wand, die ausschnittsweise den Blick freigibt in die Küche, das Esszimmer, auf die Treppe und ins Badezimmer im ersten Stock. Im Bad wird heimlich geraucht, geweint oder einfach nur die Hose runtergelassen. Viele Spielorte also, an denen oft gleichzeitig etwas los ist. Gekleidet sind alle zeitgemäß, vorzugsweise in weihnachtlichem Tannengrün.

Was sagt unsere Kritikerin?

Luka Kluskens und Ferdinand Lehmann
Zu den Spielorten gehört auch das Badezimmer. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Der Stoff wurde intelligent, unterhaltsam und witzig umgesetzt. Da gibt es auch richtige Monty Python-Momente. Wenn zum Beispiel Loser Bernard ein absurd ödes Puppentheaterstück für die Kinder probt. Bis dem harten Harvey der Kragen platzt und er übernimmt. Außerdem warten reihenweise weihnachtliche Déjà-vu-Erlebnisse aufs Publikum, wie die endlose Tüddelei mit der elektrischen Lichterkette. Und schließlich kann man sich am Ende freuen, dass es auf dem eigenen Weihnachtsfest vermutlich nicht ganz so schlimm zugehen wird. Für das Schauspielensemble bietet "Schöne Bescherungen" jedenfalls eine Maßvorlage für Spielfreude, die hervorragend genutzt wird.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 2. Oktober 2023, 10:40 Uhr

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Der Sonntagmorgen mit Katrin Krämer

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