Auf der Bühne Ein Klassiker: "Die Vier Jahreszeiten" als Ballett in Bremerhaven

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Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne im Stück "Die vier Jahreszeiten"
Vivaldis Klassiker "Die vier Jahreszeiten" interpretiert vom Ballettensemble Bremerhaven. Bild: Stadttheater Bremerhaven | Heiko Sandelmann

Es gibt nur wenige Werke der Musikgeschichte, die so bekannt sind, wie die "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi. Wenn dazu noch in einer sehr tanzhungrigen Stadt wie Bremerhaven das Ballett auf die Bühne kommt, kann es eigentlich nur ein fulminanter Abend werden.

Was ist das Spannende an diesem Abend?

Die musikalische Grundlage waren Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" in der Fassung von Max Richter, der das Werk 2012 "recomposed", also neu komponiert hat. Er hat es aber nicht wirklich neu komponiert, denn Vivaldis Original war überall deutlich zu erkennen. In der heutigen Musikszene würde man vermutlich "remixed" sagen. Letztlich klingen die "Vier Jahreszeiten" vom Briten Max Richter, der in Hameln geboren wurde, so, als hätte jemand mit der Hand eine perfekte Fönfrisur durchwuschelt.

Tänzerin und Tänzer auf der Bühne im Stück "Die vier Jahreszeiten" im Stadttheater Bremerhaven
Tanzszene aus "Die Vier Jahreszeiten" Bild: Stadttheater Bremerhaven | Heiko Sandelmann

Hier passt fast alles zusammen: Alfonso Palencia – Choreograf aus Spanien – ist in seiner zweiten Spielzeit am Stadttheater aktiv, dazu das Ballettensemble und das Philharmonische Orchester Bremerhaven auf der Bühne beziehungsweise im Graben davor. Und zum Einstieg gab es sogar noch etwas von Arvo Pärt, einem weiteren zeitgenössischen Komponisten, mit dem Titel "Fratres" — "Brüder".

Wie hat es dem Publikum gefallen?

Der größte Teil der Menschen, die im fast ausverkauften Großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven saßen, war begeistert. Das Publikum hat das Ensemble und das künstlerische Team nach gut 60 Minuten, denn länger dauerte die Vorstellung nicht, stehend gefeiert. Begonnen hatte es mit dem Beifall aber bereits nach den ersten Szenen. Als sich dieses Ritual dann etabliert hatte, gab es nach jeder Szene Beifall, auch wenn das Orchester bereits weiterspielte. Die Leute in Bremerhaven waren offenbar hungrig nach harmonischem Tanz auf der Bühne.

Was sagt unser Kritiker?

Zu sehen war ein Ballettensemble, das sich nicht wirklich ausleben konnte. Vielleicht lag es daran, dass es von der gigantischen Videoprojektion einer Sanduhr auf der kompletten Rückwand der Bühne erschlagen wurde. Danach haben ständig auf- und abfahrende Rollos, auf denen ebenfalls Projektionen flimmerten, die Tanzenden optisch erdrückt. Diese Rollos nahmen zeitweise zwei Drittel des Bühnenraums ein und die Projektion zerrte immer wieder an meinen Augen, die sich eigentlich auf den Tanz konzentrieren wollten. Letzteres war aber nur in den wenigen Momenten möglich, in denen die Tänzerinnen und Tänzer im Gegenlicht agierten oder nur von Scheinwerfern an- oder ausgeleuchtet auf der Bühne "allein" waren.

Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne im Stück "Die vier Jahreszeiten" im Stadttheater Bremerhaven
Yoko Seyama gestaltete das Bühnenbild für "Die Vier Jahreszeiten". Bild: Stadttheater Bremerhaven | Heiko Sandelmann

Das gesamte Tanzvokabular wirkte wie ausgebremst, es gab viele Gruppenszenen, aber fast keine Synchronität. Das war sicherlich gewollt und auch völlig in Ordnung, aber es hat mich leider nicht gepackt. Trotzdem finde ich, man muss sich selbst ein Bild machen, was auf der Bühne passiert und geboten wird. Fest steht: So viele begeisterte Menschen im Theater habe ich lange nicht mehr gesehen und vor allem gehört! Ich hatte aber zu hohe Erwartungen an diesen Abend und ich habe einmal mehr erfahren, dass das nicht immer gut ist.

Beitrag buten un binnen vom 2. März 2024

buten un binnen | regionalmagazin Wie Direktor Alsfonso Palencia das Ballett in Bremerhaven prägt

Alsfonso Palencia ist der Ballettdirektor am Bremerhavener Stadttheater. Seine Interpretation von "Die vier Jahreszeiten" zeugt von seiner Erfahrung.

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Sonntagmorgen, 3. März 2024, 08:38 Uhr

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