Im Porträt Wie Sebastian Hotz als El Hotzo Twitter auf den Kopf stellt

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Zehn Tweets am Tag sind für Sebastian Hotz keine Seltenheit. Bild: Heavy German Shit | Max Sand

Mit seinen scharfzüngigen Posts erreicht Sebastian Hotz alias "El Hotzo" fast zwei Millionen Menschen auf Instagram und Twitter. "Mindset" heißt nun sein erster Roman, in dem Männer nicht nur an Follower und Likes sondern auch an die eigene Einzigartigkeit glauben.

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Gesprächszeit "Ich will kein Arschloch sein" – Sebastian Hotz

Mit seinen scharfzüngigen Posts erreicht Sebastian Hotz alias "El Hotzo" fast zwei Millionen Menschen auf Instagram und Twitter. Sein erster Roman heißt "Mindset".

Bild: Heavy German Shit | Max Sand

"Internet-Clown" – so nennt sich Sebastian Hotz selbst am liebsten. Auf Instagram und Twitter arbeitet er sich am aktuellen Zeitgeschehen ab und teilt unterhaltsame Alltagsbeobachtungen. Manchmal werden das nach dem Schrotflinten-Prinzip bis zu zehn Posts am Tag, die er immer noch alleine verfasst. "Wenn man mir eine Nachricht schickt, in der man mich mit einem Messer bedroht, dann lese ich die auch noch persönlich. Das lasse ich mir nicht nehmen", lächelt er und verdient dabei nicht einen Cent: "Man kann das im Prinzip als ganz langes Bewerbungsschreiben auf die ganzen Jobs sehen, die ich bisher bekommen habe."

Man muss richtig durchhalten, das ist wie eine Entzugskur.

Sebastian Hotz über das Schreiben an seinem ersten Buch

Bei Twitter muss sich Sebastian Hotz auf 280 Zeichen beschränken, aber bei seinem ersten Roman konnte er Buchstaben-mäßig aus dem Vollen schöpfen. In "Mindset" geht es um einen Finanz- und Selbstoptimierungscoach, der mit seinem Erfolgsrezept durch Deutschland tourt. Über das Internet wird auch "Mirko" auf ihn aufmerksam und will lernen, wie man mit dem richtigen "Mindset" aus der Trostlosigkeit der eigenen Existenz ausbrechen kann. Endlich konnte Hotz seine Gedanken auch mal ausformulieren: "Ich fand’s fantastisch. Es war natürlich inzwischen extrem belastend, weil man sich antrainiert hat, so kurz und pointiert zu schreiben und auf einmal schreibt man Seite um Seite um Seite und es kommt nicht das Dopamin und Serotonin vom ständigen Liken anderer Menschen dazu. Man muss richtig durchhalten, das ist wie eine Entzugskur."

Diese Angst als Hochstapler, als Imposter aufzufliegen, die existiert schon noch in mir.

Sebastian Hotz über seine Ängste rund um die Buchveröffentlichung

Die ersten Kapitel seinem Lektoren zu schicken – davor hatte Sebastian Hotz richtig Bammel. Jetzt – kurz vor dem Erscheinungstermin – ist das Kribbeln wieder da: "Ich bin tödlich aufgeregt. Es schwankt zwischen so einer Meisterschaftsfeier-Bierduschen-Euphorie und einer tieftraurigen Angst davor, dass ich mich nur im Bett verkriechen möchte. Diese Angst als Hochstapler, als Imposter aufzufliegen, die existiert schon noch in mir." Immerhin: Bei dem Buch habe er das Gefühl, "länger satt" zu sein, während er beim Twittern oft schon unruhig an den nächsten Tweet denke.

"El Hotzo" ist ein Star im Netz

Seinen Roman "Mindset" hat Sebastian Hotz unter seinem richtigen Namen veröffentlicht, aber trotzdem ist "El Hotzo" keine Kunstfigur im Internet: "Das bin einfach 'Ich' mit einem lustigeren Namen." Sein Geld verdient der 27-jährige Social Media-Star, der in einem Dorf in Franken aufgewachsen und per Zufall via Bielefeld in Berlin gelandet ist, vor allem als Comedy-Autor fürs Fernsehen. Außerdem mit seinem Podcast "Hotz und Houmsi", mit einer Radiosendung, die er ab und an moderiert und als Werbetexter.

Niemand wird sich dauerhaft von Twitter abwenden.

Sebastian Hotz über Elon Musks Twitter-Kauf

Weil er weder mit fußballerischem Talent noch mit Coolness an der Gitarre punkten konnte, hatte er sich schon früh aufs Witzemachen verlegt und sich vor rund zehn Jahren als 16-Jähriger auf Twitter registriert. Auch als Elon Musk die Plattform letzten Herbst übernommen hat, ist er seiner "Höllen-Plattform" treu geblieben: "Ob das Ding nun Elon Musk gehört oder einer Black Rock Investitionsgesellschaft ist dann moralisch gesehen auch egal. (…) Ehrlich gesagt: Niemand wird sich dauerhaft von Twitter abwenden. Viele, die auf diese moralisch wirklich überlegende Plattform Mastodon gewechselt sind, sind ja auch wieder zurück weil sie den Moloch Twitter vermisst haben."

Das Internet ist sein Ort für echte Freundschaften

Auch wenn Sebastian Hotz eine zunehmende Neoliberalisierung und eine Vereinnahmung des Internets durch Konzerne wahrnimmt, würde er es niemals missen wollen: "Mein erster, richtiger Freundeskreis in meinem Leben, den habe ich aus dem Internet. Weil man im Internet nämlich Menschen kennenlernen kann, unabhängig von Zufällen des Alltags. Ich kann im Internet mit Menschen befreundet sein, die eben nicht zufällig neben mir in der Schule oder Uni saßen. Sondern die interessieren sich für mich, weil ich ein Mensch bin, den sie interessant finden."

Mir macht das Internet immer noch große Freude.

Sebastian Hotz über sein Element

Er selbst möchte "kein Arschloch sein" sein in seinem Sein und Wirken als Medienfigur. Seinen Account bezeichnet Sebastian Hotz inzwischen als großen "Tanker-Account" und ist sich seiner Wirkung bewusst: "Natürlich muss ich bei meinem großen Publikum im Internet aufpassen, dass ich keine Menschen verletze, die ich nicht verletzen möchte." Denn trotz der Schattenseiten wie Hate-Speech, Fake-News oder Zynismus, mit denen die große Internet-Community kämpft, sagt Sebastian Hotz: "Mir macht das Internet immer noch große Freude."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 5. April 2023, 18:05 Uhr

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