Im Porträt Wie Sara Fazilat für mehr Diversität im Filmgeschäft kämpft

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Sara Fazilat auf dem roten Teppich (Archivbild)
Sara Fazilat: preisgekrönte Schauspielerin mit Bremer Wurzeln Bild: Imago | Eventpress/Golejewski

Sara Fazilat ist eine preisgekrönte Schauspielerin und Produzentin. Ihr Film "Nico" wurde mehrfach ausgezeichnet und war sogar international ein großer Erfolg. Doch der Weg dahin war steinig: Immer wieder wurde die Bremerin an deutschen Schauspielschulen abgelehnt, weil sie zu klein, zu kurvig und vom Typus her zu dunkel sei. Doch Sara Fazilat hat sich durchgekämpft.

Sara Fazilat auf dem roten Teppich (Archivbild)

Gesprächszeit "Der Schauspielweg war echt krass" – Sara Fazilat

Sara Fazilat ist eine preisgekrönte Schauspielerin und Produzentin. Aufgewachsen in Bremen-Walle, engagiert sie sich für mehr Diversität im Filmgeschäft.

Bild: Imago | Eventpress/Golejewski

Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Denken im Theater und Schauspiel auch so verankert ist, weil man da offenere Menschen erwartet.

Sara Fazilat erhielt zahlreiche Absagen aufgrund ihres Aussehens.

Als Sara Fazilat sich mit Anfang 20 an deutschen Schauspielschulen bewarb, bekam sie haufenweise Absagen. Mangelndes Talent war nicht das Problem, das hatte man ihr mehrfach versichert. Doch mit ihrer dunkleren Haut, den dunklen Haaren und ihrer kleinen, kurvigen Statur bekam die heute 36–Jährige dennoch keine Chance. "Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Denken im Theater und Schauspiel auch so verankert ist, weil man da offenere Menschen erwartet und dann doch merkt, dass es noch konservativer ist.", sagt Sara Fazilat rückblickend. Ihre Ausbildung hat sie deshalb in London absolviert. Inzwischen ist die Bremerin eine mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin. Richtig bekannt wurde sie durch den Spielfilm "Nico" (2021). Darin spielt Sara Fazilat eine deutsch-persische Altenpflegerin, die Opfer eines rassistischen Angriffs wird. Doch mithilfe von Freunden und Karate kämpft sich "Nico" in ihr einst unbeschwertes Leben zurück.

Rassismus ist alltägliche Erfahrung

Erst in London erlebt Sara Fazilat, dass Theater auch ganz anders funktionieren kann: "Ich habe da Shakespeare-Stücke gesehen, in denen es um eine Familie geht. Und diese Familie sah einfach total unterschiedlich aus. Man hat sie überall verorten können. Aber man hat es keinen Augenblick in Frage gestellt. Warum ist das bei uns nicht möglich? Und wer sagt denn überhaupt, dass Julia als Italienerin weißblond und schlank sein muss?", fragt sich die Bremer Filmproduzentin.

Früher habe ich oft nichts gesagt. Mittlerweile kann ich das nicht, weil ich es auch wichtig finde, für mich einzustehen.

So begegnet Sara Fazilat Ressentiments.
Sara Fazilat
Die Bremerin Sara Fazilat lebt und arbeitet heute in Berlin. Bild: Birnbaum & Frame | Constantin Campean

Geboren wurde Sara Fazilat 1987 in Teheran. Als sie noch ganz klein war, zogen ihre Eltern mit ihr nach Bremen. Aufgewachsen ist sie in Walle, ihr Bremer Lieblingsort ist der Bürgerpark. Doch schon als Kind und später am Gymnasium erlebte sie Rassismus, erzählt sie. So etwas abzustreifen falle ihr nicht immer leicht. Manchmal suche sie auch ganz bewusst die Konfrontation: Einmal wurde sie beim Weihnachtsspaziergang mit ihrem Vater von einem Paar bewusst angerempelt. Sara drehte sich um und stellte sie zur Rede.  "Früher habe ich oft nichts gesagt. Mittlerweile kann ich das nicht, weil ich es auch wichtig finde, für mich einzustehen." Wenn sie das nur einmal erleben würde, könne sie das vielleicht einfacher wegstecken, sagt sie. "Aber dass es immer wieder passiert, und zwar auf so subtile Weise, und dir versucht wird zu vermitteln, dass du das nur falsch auffasst, das ist, glaube ich, das Fatale." Damit sich endlich was verändert, engagiert sich die Schauspielerin für mehr Diversität im Film. Für sie muss Vielfalt nicht nur vor der Kamera sichtbar sein, sondern auch dahinter.

Engagiert sich für eine diverse Filmbranche

Deshalb engagiert sich Sara Fazilat unter anderem bei "Pro Quote Film e.V.". Der Verein will erreichen, dass Frauen in allen Bereichen der Filmproduktion präsent sind. Gerechtigkeit war der Bremer Schauspielerin schon immer wichtig. Als sie als Jugendliche den Film "Philadelphia" sah, da wurde ihr bewusst, welche Macht das Medium Film haben kann. Denn obwohl sie vorher kaum Berührungspunkte mit dem Thema HIV und Aids hatte, hat sie sich nach dem Film intensiv informiert und dann Referate in der Schule darüber gehalten und Spenden gesammelt. "Ich glaube, diese Kraft fand ich einfach so spannend und so toll, dass mich das in diese Richtung gezogen hat". Nach der Schauspielschule hat sie deshalb auch noch Produktion studiert, denn für Sara Fazilat sollten Frauenfiguren so divers wie möglich erzählt werden und auch mit mehr Leichtigkeit. 

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 31. Mai 2023, 18:05 Uhr

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