Im Porträt Warum Mathias Mester Vorbild für Menschen mit Behinderung ist

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Porträtbild von Mathias Mester im roten Pullover.
Im Speerwurf, aber auch auf der TV-Bühne erfolgreich: Mathias Mester Bild: Mathias Mester/ Nicole Müller | Nicole Müller

Mathias Mester war lange einer der paralympischen Top-Sportler Deutschlands. Im Speerwurf wurde der Kleinwüchsige mehrfach Welt- und Europameister und im Kugelstoßen gewann er die Silbermedaille bei Olympia. Letztes Jahr brillierte er bei "Let's Dance" und mit seinem Humor begeistert er heute Hundertausende auf Instagram, Youtube oder TikTok.

Porträtbild von Mathias Mester im roten Pullover.

Gesprächszeit Klein anfangen, groß rauskommen: Mathias Mester über seinen Lebensweg

Mathias Mester war paralympischer Top-Sportler. Mit seinem Humor begeistert er heute Hundertausende auf Instagram, Youtube oder TikTok.

Bild: Mathias Mester/ Nicole Müller | Nicole Müller

Ehrgeizig und sportbegeistert war Mathias Mester schon immer. Aufgewachsen ist er mit einem großen Freundeskreis in einem kleinen Dorf in Westfalen, wo er nur selten auf sein Handicap reduziert wurde. Bei Kindergeburtstagen war er genauso dabei wie beim Kicken mit den Jungs. Zwar konnte er dort irgendwann aufgrund seiner Größe von 142,5 Zentimetern nicht mehr mithalten, doch das änderte sich als er 18 wurde.

Man wird mit einer Behinderung grundsätzlich unterschätzt und keiner weiß, was wirklich in einem steckt.

Mathias Mester über sein Handicap

Ein Scout von Bayer 04 Leverkusen lud ihn zu einem Leichtathletik-Probetraining ein, wo Mester von seiner späteren Trainerin Speerwurfweltmeisterin Steffi Nerius entdeckt wurde. Das Sportleistungszentrum bot ihm eine Wohnung und einen Ausbildungsplatz an und Mester entschied: "Ich will der der beste kleinwüchsige Mensch der Welt werden." Dafür hat Mester vieles stehen und liegen gelassen – auch weil seine Freunde ihn immer dazu ermutigt haben. Seine ersten olympischen Spiele gaben ihm weitere Inspiration und Motivation: "Man wird mit einer Behinderung grundsätzlich unterschätzt und keiner weiß, was wirklich in einem steckt. Und dort konnte ich mich dann beweisen, bei den paralympischen Spielen. Und das war für mich der Reiz zu sagen: 'Ey Leute, passt mal auf hier. Was ich drauf habe!' Und dafür habe ich alles gegeben."

Paralympics schaffen Sichtbarkeit

Wie viele Medaillen er im Schrank hat, kann Mester, der gerne über sich selbst lacht, schon gar nicht mehr sagen. Bei den paralympischen Spielen war sein größter Erfolg die Silbermedaille im Kugelstoßen. Zu Gold hatte es nicht gereicht, weil ein junger griechischer Athlet gleich in seinem ersten Stoß eine Weltrekordweite erreichte. Bei späteren Wettkämpfen war dieser Athlet nicht mehr dabei, weil er doch noch über die Maximalgröße von 1,45 Meter bei den Männern hinausgewachsen war. "Das ist schade, aber da bin ich Sportsmann und sage, da hätte ich an dem Tag noch einen weiter raushauen können."

In London durfte ich vor 80.000 Menschen starten. Und das ist für einen Parasportler etwas ganz Besonderes.

Mathias Mester über die Wichtigkeit von sichtbarem Para-Sport

Später hat Mester für sich entdeckt, dass sein größter sportlicher Erfolg aber gar nicht der Gewinn einer Medaille war: "Mein Moment war 2012. Bei den paralympischen Spielen in London durfte ich vor 80.000 Menschen starten. Und das ist für einen Parasportler etwas ganz Besonderes. Da können wir zeigen, was wir können."

Karriereende nach 16 Jahren

Der Para-Leichtathlet Mathias Mester beim Speerwurf.
Im Speerwurf und im Kugelstoßen hat Mathias Mester seine sportlichen Erfolge erreicht. Bild: dpa | Beautiful Sports/Bernd Hoffmann

Vor zwei Jahren hat Mathias Mester seine sportliche Karriere beendet, weil sein Körper ihm eindeutige Signale gesendet hat. Nach einer Rücken- und einer Knie-Operation hatte er sich nach den Europameisterschaften 2021 wieder verletzt. 16 Jahre Leistungssport haben ihre Spuren hinterlassen, die Zeiten für Regeneration wurden immer länger. "Ich habe gedacht, dass ich in ein Loch fallen könnte. Aber das ist zum Glück nicht passiert. Ich habe schon am Ende meiner Karriere den Fuß ein bisschen in der Tür gehabt zu anderen Themen", sagt Mester über sein Karriereende.

Kein Mensch ist mit sich zufrieden. Wir haben doch alle eine Behinderung und sind alle gleich.

Mathias Mesters Leitsatz

Damals stand er schon mit seiner Schwester für die Vox-Serie "Hot oder Schrott" vor der Kamera, engagierte sich für soziale Projekte, schrieb an seinem Buch "Klein anfangen, groß rauskommen" und war als Speaker unterwegs. Inzwischen ist er durch seine öffentlichen Auftritte fast bekannter als durch seinen Sport. Manchmal frustriert das den 37-Jährigen, aber: "Das Gute ist aber auch, dass ich trotzdem den Para-Sport dadurch bekannter mache. Oder das Thema Inklusion vorantreiben kann. Oder als Botschafter fungieren kann, dass ich Menschen motivieren und inspirieren kann." Mesters Ziel ist es, dass es die Trennung zwischen Sport und Para-Sport in allzu ferner Zukunft nicht mehr gibt. Sport soll es für alle geben, Körpergröße oder andere Handicaps keine Rolle mehr spielen. Sein Leitsatz ist: "Kein Mensch ist mit sich zufrieden und im Reinen. Jeder hat etwas auszusetzen. Und demnach haben wir doch alle eine Behinderung und sind alle gleich."

Es gibt nur einen Weg und der ist geradeaus.

Mathias Mester über seinen Antrieb

Menschen motivieren und ihnen zeigen, dass man auch mit Handicap weit kommt – das ist Mesters aktuelle Mission. "Ich habe 16 Jahre Leistungssport gemacht. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich. Ich darf viele Dinge machen und da bin ich sehr dankbar", sagt er über die neue Zeit in seinem Leben. Inzwischen ist er wieder in seine westfälische Heimat zu Freunden und Familie zurückgekehrt und mit seinem Humor begeistert er Hundertausende auf Instagram, Youtube oder TikTok. Die wenigen Hater ignoriert er konsequent: "Es gibt nur einen Weg und der ist geradeaus. Wer mich nicht will, hat mich nicht verdient. Bums, aus."

Mathias Mester bei 3nach9

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 6. Dezember 2023, 18:05 Uhr

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