Die regionale Reportage Warum dieser niedliche Leuchtturm in Emden ein Sehnsuchtsort ist

Autor/Autorin

  • Gerhard Snitjer
Ein kleiner roter Leuchtturm nah am Wasser
Die Emder, die Nordsee und Leuchttürme – das gehört einfach zusammen. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

An der Einfahrt zum Emder Hafen steht ein kleiner Leuchtturm. Bis vor wenigen Jahrzehnten war das Türmchen auf der Westmole ein beliebtes Ausflugsziel – heute können die Menschen aus Emden ihren Turm nur noch aus der Ferne bewundern.

Ein kleiner roter Leuchtturm nah am Wasser

Der Emder Leuchtturm an der Westmole

Ein niedlicher, kleiner Leuchtturm an der Hafeneinfahrt in Emden markiert das Tor zur Welt. Da zog es die Emder und Emderinnen immer schon hin, und viele bedauern, dass man dort heute nicht mehr so einfach hingelangt.

Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Das signalrot Türmchen ist nur rund 15 Meter hoch. Die Basis ist aus Stein, der Turmkörper und das Laternenhaus sind aus Metall. Seit 120 Jahren steht das hübsche Bauwerk am äußersten Ende der Westmole als Wegmarkierung für jedes ein- oder auslaufende Schiff. Der Landweg hierher führt vom Emder Stadtzentrum kilometerweit an Hafenanlagen entlang. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Westmole ein beliebtes Ziel für einen kleinen Familienausflug.

Ausflugsziel Leuchtturm

Ezdard Wagenaar ist Musiker, Moderator und im Hauptberuf Emder – wie er sagt – erinnert sich gut an diese Ausflüge zum Leuchttürmchen: "Aus der kindlichen Perspektive ist das jemand mit einer roten Mütze."

Eine Aufnahme des Wegs zum Leuchtturm in schwarz-weiß
Ein Besuch des Leuchtturms gehörte für viele Emder und Emderinnen zum Sonntag dazu. Bild: Ludwig Schumacher / Archiv Manfred Schumacher, Hamburg

Auf Fotos aus den sechziger und siebziger Jahren sieht man, wie Familien in Scharen auf der Mole flanieren. Links des Fußwegs, ohne Zaun oder Mauer, gluckst das Wasser der Hafeneinfahrt. Rechts erhebt sich eine knapp schulterhohe Mauer, breit genug, so dass Kinder darauf entlanglaufen können. Eine Erinnerung, die viele Emder teilen, auch Nils-Holger Meyer: "In den jungen Jahren sind wir an die Mole gefahren, um die zu besichtigen. Und den Spaziergang zu haben, den Sonntagsspaziergang." Und ständig gab es da draußen auf dem Wasser etwas zu sehen: "Das war so ein bisschen die 'Weite-Welt-Luft' schnuppern", sagt Meyer.

Für die Erwachsenen mag der Hafenausflug einen tieferen Grund gehabt haben, vermutet Edzard Wagenaar. Man musste einfach immer wieder nachsehen, ob das geschäftige Herz der Stadt Emden verlässlich weiter pochte: "Da war Tag und Nacht Betrieb. Ich glaube, dass das in der Emder Seele immer so ein Gedanke gewesen ist, von so einer Ruhe mit einem prosperierenden Hafen. Dass man sagt: 'Solange da draußen so ein Betrieb ist, so lange können wir hier ruhig schlafen'. Da gehörte dann eben das Nachgucken, das regelmäßige Kontrollieren unzweifelhaft dazu."

Zugang zum Türmchen seit 2001 abgeriegelt

All das ist Vergangenheit. Erz- und Kohlehalden prägen schon längst nicht mehr das Emder Hafenbild. Und der Zugang zur Westmole und zu dem Leuchttürmchen wurde schon in den achtziger Jahren erschwert – durch die riesigen Stellflächen, auf denen unter anderen die Produkte des VW-Werks auf die Verschiffung warteten. Da durften die Ausflügler nun nicht mehr einfach hindurchlaufen. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 wurde der Zugang – wie in allen großen Häfen weltweit – radikal abgeriegelt. Wer heute am Kontrollpunkt vorbei will, braucht Akkreditierung und Sonderausweis und muss einen ganzen Katalog von Verhaltensregeln befolgen.

Ein kleiner roter Leuchtturm steht neben einer langen Mauer
So nah und doch so fern: Ganz nah ran an den Turm kommen heute nur wenige. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Edzard Wagenaar hat nur in Ausnahmefällen Ausflüge zum Leuchtturm begleiten dürfen und hat einige Male Video-Bilder für einen lokalen TV-Kanal drehen können: "Das ist dann auch tatsächlich immer so ein Stich in die Wunde. Wenn die Bilder dann gesendet werden, dann haben wir gleich zwanzig, dreißig Kommentare, die fragen: 'Oh, warum darf man da nicht mehr hin?' Also, das ist nach wie vor ein Thema, und das wird, glaube ich, auch ewig ein Emder Thema bleiben." Die Emderinnen und Emder sind wohl dauerhaft abgeschnitten von ihrem Sehnsuchtsort und Wahrzeichen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 27. Dezember 2021, 10:40 Uhr

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