Die regionale Reportage Gigant aus der Eiszeit: der Findling von Hüven

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  • Merle Giebeler
Ein 102,5 Tonnen schwerer Stein wird von einem 800 Tonnen Kran angehoben und auf einen Tieflader verladen.
Mit schwerem Gerät wurde der Findling von Hüven geborgen und zum Schützenplatz transportiert. Bild: dpa | Martin Remmers

Die kleine Gemeinde Hüven liegt im Herzen des Emslandes in Niedersachsen. Drumherum Landwirtschaft, soweit das Auge reicht. Es ist ruhig, flach, idyllisch. Doch das schnuckelige kleine Dorf hat auch einen Giganten.

ein großer Stein in einem Erdloch

Die regionale Reportage Der Riesenfindling von Hüven

Mitten in Hüven, einem 600-Seelen-Dorf im Emsland, liegt ein riesiger Findling. Im Dezember 2020 wurde er freigelegt und in den Ort transportiert.

Bild: Radio Bremen | Josephine Lütke

 

Er strotzt vor massiver Stärke und strahlt unerschütterliche Ruhe aus. Mitten im Dorf hat er er sich bequem gemacht: der Findling von Hüven. Etwa eine Milliarde Jahre alt sei der Stein, sagt Geologin Janine Meinsen. Seine Größe: 5,80 Meter Länge, 4,50 Meter Breite – und knapp drei Meter Höhe. Sein Umfang beträgt fast 15,5 Meter.

Der Findling stammt aus Skandinavien; vor etwa 150 bis 200.000 Jahren kam er während der Saale-Kaltzeit mit dem Gletscher nach Niedersachsen, erklärt Geologin Meinsen. "Er war da ein Felsmassiv, wurde dort abgehobelt durch das Eis und mit dem Eis hierher transportiert." Der Gletscher schmolz ab, der Findling blieb liegen.

Vom Acker in die Ortsmitte

Bevor der Stein in die Ortsmitte von Hüven kam, lag er unter einem Acker. Landwirt Franz Dörtelmann: "Den Stein hat mein Vater schon entdeckt, Mitte der 1960er-Jahre." Die Hüvener versuchten, ihn freizulegen – bei zwei Metern Tiefe gaben sie auf. Der Findling wurde wieder mit Sand zugeschoben.

ein großer Stein in einem Erdloch
Der riesige Findling lag knapp unter der Erdoberfläche. Vor der Bergung wurde er vermessen. Bild: Radio Bremen | Josephine Lütke

Doch immer wieder schrappten die Pflüge über den Stein, der nur knapp unter der Oberfläche lag. 2020 wagten die Hüvener deshalb einen neuen Versuch. Wieder zunächst vergeblich, erzählt Junglandwirt Tobias Dörtelmann. "Da hat sich gar nichts bewegt, nicht einen Zentimeter. Und irgendwann haben wir auch aufgehört. Und dann haben wir gedacht, es müssen schwerere Maschinen her."

Die hat Wolfgang Gertzen. Er ist Transportunternehmer und brachte sehr große Kräne und Laster mit. 35.000 Euro kostete die Bergung. Aber es hat sich gelohnt, meint Hüvens stellvertretender Bürgermeister Alfons Kohne: "Das fühlt sich natürlich unglaublich toll an nach so langer Vorbereitung."

 Ein Besuchermagnet für die Gemeinde

Das amtliche Gewicht des riesigen Steins: 102,5 Tonnen. Etwa so viel wie 17 Elefanten. Das bedeutet: Der Hüvener Findling ist der viertschwerste in Niedersachsen. Damit hat er das Zeug zum Naturdenkmal. Es ist schon das zweite für Hüven, neben einer alten Mühle – und damit auch ein zweiter Besuchermagnet, hofft die Gemeinde.

Am Hüvener Schützenplatz kann der Gigant bestaunt werden. Den will die Gemeinde jetzt noch schön herrichten. Aber: keine Eile mit dem Besuch. So schnell bewegt sich der Findling dort nicht mehr weg.

 

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 11. Januar 2021, 10:40 Uhr.

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