Die regionale Reportage Kreuz in Harpstedt erinnert an Flugzeug-Unglück

Autor/Autorin

  • Gerhard Snitjer
Ein Holzkreuz zwischen Bäumen.
Im Sommer 1961 stürzte ein Luftwaffenpilot bei einem Übungsflug ab. Dieses Kreuz an der Absturzstelle bei Harpstedt erinnert an ihn. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Versteckt in der Samtgemeinde Harpstedt steht ein verwittertes Holzkreuz mit einer Inschrift. Sie deutet auf ein dramatisches und tragisches Ereignis hin, das rund 60 Jahre zurückliegt.

Eine Namensplakette auf einem Holzkreuz zwischen Bäumen.

Gedenken an einen Luftwaffen-Piloten

Irgendwo in der Samtgemeinde Harpstedt. Versteckt im Gehölz steht ein verwittertes Holzkreuz. Die Inschrift deutet auf ein dramatisches Ereignis hin.

Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Von der Landstraße zwischen den Ortschaften Hölingen und Beckstedt muss man einige hundert Meter laufen, auf einem von Treckerreifen zerfurchten Grasstreifen zwischen einem Acker und einer Reihe von Bäumen, hinter denen ein Bach fließt. Hier unter den Gehölzen steht es: ein verwittertes und leicht schiefes Holzkreuz, etwa mannshoch. Auf einer Metallplatte steht: "Oberleutnant Hagen Hülfert, Jagdgeschwader 71, starb hier den Fliegertod." Dazu das Geburts- und Sterbedatum des Soldaten. Als er starb – im August 1961 – war er 24 Jahre alt. Wenige Monate zuvor hatte er geheiratet.

Luftwaffenstandorte in Ahlhorn und Oldenburg

Die Wiederbewaffnung Westdeutschlands hatte 1955 begonnen. Eine Luftwaffe gab es erst seit 1956. Auf dem Flugplatz Ahlhorn war ein erstes Jagdgeschwader eingerichtet worden, mit der Nummer 71 und dem Traditionsnamen "Richthofen". Die Bevölkerung im Oldenburger Land gewöhnte sich an die neue Geräuschkulisse der Flugzeuge.

Auf dem Fliegerhorst Oldenburg befand sich gleichzeitig ein Standort der sogenannten Waffenschule, eine Ausbildungsstätte für Kampfpiloten. Mit den damals üblichen F-86-Flugzeugen waren an diesem 9. August 1961 zwei Piloten unterwegs, unabhängig voneinander. Einer war in Oldenburg gestartet, der andere in Ahlhorn. Warum die beiden sich zu nahe kamen, kann nur vermutet werden, sagt Dieter Hasebrink, damals Angehöriger der Luftwaffe in Ahlhorn. "Wenn sie einen Landeanflug auf Ahlhorn probiert hätten, und hätten diese Funkstation Ahlhorn angeflogen, dann fliegt man natürlich auf einem Leitstrahl etwa in die gleiche Richtung. Das wäre eine Erklärung."

Kollision beim Übungsflug

Die beiden Maschinen kollidierten in der Luft, in einem Bereich, der heute zur Samtgemeinde Harpstedt im Landkreis Oldenburg gehört.

Eine Namensplakette auf einem Holzkreuz zwischen Bäumen.
Der Tod des jungen Piloten ist unvergessen. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Der Pilot aus Oldenburg konnte sich noch mit dem Schleudersitz retten und blieb am Leben, seine Maschine stürzte in einen Wald. Die F-86 aus Ahlhorn wurde dagegen schon beim Zusammenstoß so stark zerstört, dass Schleudersitz und Fallschirm unbrauchbar waren. Der Oberleutnant Hagen Hülfert stürzte ungebremst auf ein Getreidefeld zwischen den Ortschaften Hölingen und Beckstedt, nur wenige Meter von Erntearbeitern entfernt. Der Körper des Piloten prallte mit solcher Wucht auf, dass der federnde Ackerboden ihn noch einmal meterhoch in die Luft warf – das berichten Augenzeugen. Flugzeugtrümmer prasselten auf die Erde. Zum Glück wurde keine Ortschaft getroffen, sagt Peter Pasternak, der ebenfalls damals bei der Luftwaffe diente. Aber der Absturz hinterließ einen bleibenden Eindruck bei der Bevölkerung. Deshalb sei wohl auch das Kreuz aufgestellt worden.

Gedenken an die Toten

In den 1960er Jahren und auch danach sind viele Piloten abgestürzt, erinnert sich Pasternak, der sein ganzes Berufsleben bei der Luftwaffe verbrachte. Wer sich mit heiler Haut retten konnte, sei meist schon sehr bald wieder geflogen: "Die hat man sofort nach Genesung wieder fliegen lassen, um nicht in irgendeinen Trauma-Zustand zu kommen, um dann ganz aufzuhören."

Der Toten wird gedacht – bei der Luftwaffe und in den Traditionsgemeinschaften. Auf dem ehemaligen Fliegerhorst Ahlhorn soll demnächst in einem kleinen Museum an sie erinnert werden. Eine Gedenkstätte direkt am Absturzort, wie am Rande eines Ackers zwischen Hölingen und Beckstedt, ist und bleibt aber eine Seltenheit.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 12. Juli 2021, 10:40 Uhr.

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