Frauengeschichte(n) Wie die Bremerin Gisela Bentz für Gleichberechtigung im Sport kämpfte

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Gisela Bentz
Gisela Bentz gründete vor über 40 Jahren den Bremer Spieltreff. Zeitlebens setzte sie sich für den Frauen- und Mädchensport ein. Bild: Staatsarchiv Bremen

Die Bremer Sportlerin und Sportpädagogin Gisela Bentz hat sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport eingesetzt. Sie hat viel erreicht – im Verein und im Breitensport. 1992 wurde sie als erste Frau vom Deutschen Sportbund dafür geehrt.

Gisela Bentz

Frauengeschichte(n) Wie die Bremerin Gisela Bentz für Gleichberechtigung im Sport kämpfte

Ein Leben für den Sport: Gisela Bentz war Sportlerin und Sportpädagogin. Sie kämpfte für den Frauen- und Mädchensport und initiierte 1980 den Spieltreff im Bremer Bürgerpark.

Bild: Staatsarchiv Bremen

Im Bremer Bürgerpark, in der Nähe des Marcusbrunnens, erinnert eine Gedenktafel an Gisela Bentz. Die hat das Bremer Frauenmuseum der Sportlerin und Sportpädagogin Gisela Bentz gewidmet. Denn hier hat sie vor über 40 Jahren einen Ort geschaffen, an dem Familien noch heute zusammenkommen: den Spieltreff im Bürgerpark. "Ich glaube, das war ein Herzensanliegen in ihrer späteren Zeit," sagt die ehemalige Bremer Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter. Sie hat Gisela Bentz Ende der 1970er Jahre kennengelernt: "Sie hat immer ganz klug agiert, das hab' ich an ihr sehr bewundert. Sie hatte so einen natürlichen Wertekompass in sich und hat die Menschen erstmal so genommen, wie sie da vor ihr standen. Und sie hatte eine lange Geschichte im Turnen."

Sportbegeistert von Anfang an

Diese lange Turn-Geschichte beginnt im Bremer Stadtteil Hemelingen. Hier wächst Gisela in einer sportbegeisterten Familie auf. Mit fünf Jahren wird sie 1925 Mitglied im Turnverein. Sie ist Geräteturnerin, spielt Faustball und Volleyball.

eine große Gruppe Mädchen
Mädchenturnen in Hemelingen im Jahr 1930, geleitet von Alfred Helmke, dem Vater von Gisela Bentz. Bild: SV Hemelingen

Sie ist nicht immer auf Gegenliebe gestoßen, hat aber nie nachgelassen.

Ingelore Rosenkötter über Gisela Bentz

Doch Sport sei in ihrer Familie von Anfang an auch politisch, sagt Ingelore Rosenkötter: "Das hat sie von ihrem Vater, Alfred Helmke, damals mitbekommen." Breitensport, Aus- und Fortbildung, Chancengleichheit von Frauen und Männern – dafür setzt Gisela Bentz sich ein. "Das war in den ersten Zeiten, wo sie gearbeitet hat, doch besonders", so Rosenkötter. "Sie ist nicht immer auf Gegenliebe gestoßen, was man sich denken kann, hat aber nie nachgelassen."

Vom Ehrenamt zur Sportpädagogin

Gisela Bentz übernimmt früh Ehrenämter – sie wird Jugendwartin im SV Hemelingen und später im Landesturnverband Bremen. Auch zu ihrer Geschichte gehört: In der NS-Zeit wird sie als 16-Jährige Mitglied im Bund Deutscher Mädchen, später Gruppenführerin der Jungmädel. Dies legt sie später im Entnazifizierungsverfahren offen. 1942 wird sie Sportlehrerin am Gymnasium Kleine Helle in Bremen, geht dann als Dozentin an die Pädagogische Hochschule in Bremen und wird später Professorin für Sportwissenschaft an der neu gegründeten Bremer Universität.

Frauen- und Mädchenförderung im Sport

Gisela Bentz ist dabei, als sich Anfang der 1950er Jahre die Deutsche Sportjugend gründet, und sie ist für die sogenannte "Mädchenarbeit" im deutschen Sport zuständig. Ihr Thema war vor allem die Frauenförderung im Sport, erzählt Rosenkötter: "Das kennen wir ja gar nicht vom Sport, dass sich einer so wissenschaftlich, so fundiert und so argumentierend mit Sportentwicklung, Sportgeschichte und Frauensport auseinandergesetzt hat."

vier Frauen, rechts Gisela Bentz mit Blumenstrauß
Frauensport beim SV Hemelingen: Gisela Bentz und die Faustballmannschaft im Jahr 1952. Bild: SV Hemelingen

Gisela Bentz fordert eine Frauenquote in führenden Positionen in Sportverbänden – und ist damit 1983 eine der ersten, die das Thema sichtbar macht, sagt Rosenkötter: "Es war Mitte der achtziger Jahre der Aufbruch. In den Gremien des deutschen Sports waren immer noch viel zu wenig Frauen, die Prozentsätze waren erschreckend."

Breitensport und Spieltreff

Die Gleichberechtigung der Frauen im Sport war das eine – Gisela Bentz hat aber auch der Wunsch nach "Sport für alle" getrieben. Daran erinnert sich die ehemalige Übungsleiterin Edith Lange: "Weil sie nicht die Elite unterstützen wollte, sondern wollte, dass das Arbeiterkind genauso in den Sportverein gehen kann. Sie war immer ein Macher."

Sie hat uns so lange begleitet, bis wir uns getraut haben.

Edith Lange über Gisela Bentz und den Bremer Spieltreff

Beim Spieltreff im Bürgerpark hat Edith Lange die Sportpädagogin Bentz kennengelernt. Sie erinnert sich an die Anfänge: "Nach diesem einen Spieletag hat sie gesagt: 'Daraus muss mehr werden.' Und inzwischen sind es 40 Jahre geworden. Ich wäre vielleicht nicht so bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen. Aber sie hat uns so lange begleitet, bis wir uns getraut haben."

Und so lebt die Idee von Gisela Bentz auch viele Jahre nach ihrem Tod 2011 noch weiter – und die Spielgeräte werden auch in diesem Sommer wieder ausgepackt.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 21. Mai 2022, 13:40 Uhr

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