Frauengeschichte(n) aus unserer Region Wie Thea Mügge nach dem Krieg ihren Buchladen in Bremerhaven gründete

Autorin

Schwarzweiß-Porträt einer älteren Frau
Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete Thea Mügge ihre eigene Buchhandlung. Bild: Bickelmann, Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten

Bücher waren ihr Leben: Die Bremerhavenerin Thea Mügge war gelernte Buchhändlerin. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sie ihre eigene Buchhandlung, zunächst in einer Baracke. Später führte sie ihren Laden "Thea Mügge", eine Kunst- und Buchhandlung in der Bremerhavener Innenstadt.

Schwarzweiß-Porträt einer älteren Frau

Gründerin in der Nachkriegszeit: die Buchhändlerin Thea Mügge

Die Bremerhavenerin Thea Mügge gründete nach dem Zweiten Weltkrieg ihre eigene Buchhandlung. Zunächst in einer Baracke, später führte sie ihren Laden "Thea Mügge" in der Bremerhavener Innenstadt.

Bild: Bickelmann, Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten

Die Bogenstraße in Bremerhaven Mitte ist nur wenige hundert Meter lang. Auf der einen Seite steht heute ein roter Backsteinbau, das Klinikum Mitte. Auf der anderen Seite steht eine Steinmauer. Als Thea Mügge hier 1948, drei Jahre nach Kriegsende, ihre erste eigene Buchhandlung gründete, lag alles noch in Trümmern. Ihr Laden war eine Baracke, nur wenige Quadratmeter groß, neben einem Bestattungsunternehmen, erinnert sich der Bremerhavener Manfred Ernst, der zur Geschichte der Bremerhavener Buchhandlungen geforscht hat. Darin stand ein Schrank als Leihbibliothek und "ein besserer Schrank" – wie Thea Mügge selbst sagte – für die Bücher, die sie verkaufte.

Das war Thea Mügges Art: Sie hat mich selbst gefragt, was ich haben möchte, und nicht meinen Vater.

Manfred Ernst über seinen ersten Besuch in Thea Mügges Buchhandlung

Ernst erinnert sich noch noch gut an den Tag, als er zum ersten Mal mit seinem Vater den Laden betrat: "Und das war Thea Mügges Art – sie hat mich selbst gefragt, was ich so haben möchte, und nicht meinen Vater." Am Wochenende durfte Manfred Ernst sich bei ihr manchmal kostenlos Bücher ausleihen. "Sie hatte ein Motto, das hatte sie auch mal in einem Fotoband geschrieben, den ihre Mitarbeiterinnen für sie gemacht hatten. Da stand drin: 'Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel.'" Thea Mügge wollte die Fantasie anregen, die Bremerhavener nach dem Krieg in neue Welten führen, den Alltag vergessen lassen.

Ausbildung zur Buchhändlerin

Thea Mügge war nach ihrer Ausbildung an der Buchhändlerschule in Stade in der renommierten Bremerhavener Buchhandlung Rudolf Petermann angestellt.

Schwarzweiß-Bild: eine Gruppe Menschen steht vor einer Buchhandlung
Thea Mügge (3.v.r.) arbeitete in den 1920er Jahren in der Buchhandlung Rudolf Petermann in Bremerhaven. Bild: Privat

Wenige Jahre später steigt sie 1927 zur Filialleiterin in Geestemünde auf, im Süden von Bremerhaven. Doch im Zweiten Weltkrieg wird die Buchhandlung 1944 komplett zerstört. Nach dem Krieg arbeitete Thea Mügge wahrscheinlich als Aushilfe, meint Manfred Ernst. Und sie verhandelte lange mit den Alliierten um eine Lizenz für ein eigenes Geschäft.

Gründerin mit 52 Jahren

Am 22. November 1948 ist es dann soweit: Thea Mügge empfängt die ersten Kundinnen in ihrem eigenen Laden. Mit 52 Jahren wird sie zur Gründerin. Sie erkannte den Lesehunger der Menschen in der Zeit nach dem Krieg. Den Wunsch, in fremde Welten zu entfliehen, Abenteuer zu erleben. Manfred Ernst zieht ein Buch mit einem verblassten roten Einband aus seinem Regal. Eine Ausgabe von Robinson Crusoe: "Das ist das erste Buch überhaupt, das ich bekommen habe, und das kam 1950 zu mir, weil es mein Vater mir geschenkt hat."

Nach wenigen Jahren in der Baracke wurde es Thea Mügge zu eng – 1951 zog sie mit ihrem Lehrling und einem Handwagen in die Bürgermeister-Smidt-Straße, in das neue Geschäftshaus der Sparkasse. Damals standen dort nach dem Krieg nur wenige Häuser. Nach weiteren fünf Jahren fand Thea Mügge dann endgültig ihren Platz.

Bücher und Kunst bei Thea Mügge 

Nur wenige Meter südlich, gegenüber der großen Kirche gründete sie die Buchhandlung "Thea Mügge". Außer für Bücher interessierte sie sich für Kunst. Es waren vor allem Bilder von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region – wie die von Paul Ernst Wilke, einem Impressionisten, mit dem sie auch befreundet war. So war die Buchhandlung lange Zeit ein Ort für Kultur und Kunst.

Schwarzweiß-Bild: Eikne Frau sitzt in einem Sessel und liest
Thea Mügge versorgte die Bremerhavener zeitlebens mit Büchern. Bild: Bremer Frauenmuseum

1969 übergab sie mit 73 Jahren schweren Herzens ihre Geschäfte. Bis die Buchhandlung in Bremerhaven 2013 schließen musste, trug der Laden in der Innenstadt noch ihren Namen. Mit 85 Jahren starb Thea Mügge. Ihr Leben hat sie den Büchern und die Bücher den Bremerhavenern gewidmet.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagvormittag, 17. April 2021, 13:40 Uhr.

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Der Feiertagsvormittag mit Anja Goerz

Der Feiertagsvormittag

Jetzt läuft:

Venice Suddenly You Walked In
  • Jetzt läuft:

    Venice Suddenly You Walked In