Frauengeschichte(n) aus unserer Region Diese Galeristin hat Paula Modersohn-Becker berühmt gemacht

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Philine und Franz Vogeler mit ihren Kindern
Philine und Franz Vogeler mit ihren beiden Söhnen. Bild: Sammlung Peter Elze

Philine Vogeler war eine der ersten Galeristinnen und Kunsthändlerinnen in Norddeutschland – und sie hat die Worpsweder Künstlerin Paula Modersohn-Becker berühmt gemacht.

Philine und Franz Vogeler mit ihren Kindern
Philine und Franz Vogeler mit ihren Kindern

Diese Galeristin hat Paula Modersohn-Becker berühmt gemacht

Philine Vogeler war eine der ersten Galeristinnen in Norddeutschland – und sie hat die Worpsweder Künstlerin Paula Modersohn-Becker entdeckt.

Bild: Sammlung Peter Elze

Die Historikerin Katrin Klug ist vor fünf Jahren aus der Stadt nach Worpswede gezogen. Lange Zeit hat sie feministische Stadtführungen für das Frauenarchiv Belladonna organisiert. Eine Frau ist ihr dabei besonders aufgefallen: die Galeristin und Kunsthändlerin Philine Vogeler. Sie war die erste Geschäftsführerin der Kunstschau Böttcherstraße in Bremen – und legte den Grundstein für das heutige Paula Modersohn-Becker Museum. Doch kaum einer kennt die Frau. "Das ist das Typische, was mit uns Frauen passiert. Wenn es niemanden gibt, der sich für die Biografie interessiert, dann verschwindet diese Frauenbiografien voll und ganz", sagt die Historikerin.

Von der Geflügelzucht zum Kunsthandel

Eine schwarz-weiß Fotographie von Philine Vogeler in einem langen weißen Kleid mit einem Kind an der Hand
Philine Vogeler mit einem ihrer Söhne. Bild: Sammlung Peter Elze

Katrin Klug beginnt zu recherchieren, wälzt Ausstellungskataloge, sucht nach Briefwechseln. Geboren ist Philine Vogeler am 29. Juni 1877 in Bremen, über ihre Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt. Außer, dass sie zwei Schwestern hat und mit ihren Eltern in der Contrescarpe in Bremen wohnte. 1902 heiratet sie Franz Vogeler und zieht mit ihm nach Worpswede. Ihr Mann ist der Bruder des Worpsweder Malers Heinrich Vogeler. Sie bekommen zwei Söhne. Franz verdient erst mit einer Geflügelzucht den Lebensunterhalt für die Familie. Das Ehepaar entscheidet sich im Jahr 1906 in den Kunsthandel einzusteigen. Mit einem Stammkapital von 20.000 Mark gründen sie "Kunst und Kunstgewerbehaus Worpswede GmbH".

Franz und Philine planen eine Kunstausstellung. Die Bilder stellen sie in einem umgebauten ehemaligen Kutscherhaus aus – direkt neben der Villa Monsees im Zentrum Worpswedes. Hier zeigen und verkaufen sie Grafiken, Gemälde und Möbel vom Familienmitglied Heinrich Vogeler, aber auch von anderen Worpsweder Künstlern und Künstlerinnen. Eine lag ihnen dabei besonders am Herzen, weiß Katrin Klug: "Sie haben 1908 die erste Gedenkausstellung für Paula Modersohn-Becker veranstaltet. Es muss eine große Nähe zu dieser Frau gegeben haben."

Geschäftsführerin in der Böttcherstraße

Wenige Jahre später beginnt der erste Weltkrieg. Franz meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im Mai 1915 fällt er an der Ostfront. Ab jetzt übernimmt Philine Vogeler die alleinige Verantwortung für zwei Kinder – und den Kunsthandel. Der Unternehmer Ludwig Roselius wird auf sie aufmerksam. Ende der Zwanzigerjahre hat er die Idee einer Kunstschau in der Bremer Böttcherstraße. Der Kaffee-Mogul will Philine als Geschäftsführerin gewinnen. Für ihn baut sie die berühmte Sammlung Paula Modersohn-Becker auf.

Enflussreiche Galeristin in Worpswede

Die "Kunsthalle Philine Vogeler" in Worpswede um 1925-30.
Die "Kunsthalle Philine Vogeler" in Worpswede um 1925-30. Bild: Stickelmann

1930 zieht Philine Vogeler mit ihrem Kunsthandel in ein rotes Backsteingebäude in der Worpsweder Bergstraße. Die "Kunsthalle Philine Vogeler" etabliert sich unter ihrer Leitung. Dass sie eine Frau ist, war für den Kunstmarkt eine Besonderheit. In Worpswede dagegen hatten Frauen in dieser Zeit auch in anderen Bereichen eine andere Stellung, sagt Klug: "In dieser Künstlerkolonie gab es viele eigenständige Frauen. (…) Ich denke, das wird sie sehr motiviert haben."

Doch es gibt auch Seiten, die Katrin Klug noch aufarbeiten will. Sie sieht Philine Vogeler als einflussreiche Förderin – gerade auch von jungen Künstlerinnen. Politisch ordnet die die Historikerin sie aber nicht besonders progressiv ein:

Sie war mit Sicherheit deutschnational. Wir haben es garantiert nicht mit jemandem zu tun, der sich politisch besonders revolutionär verhalten hat.

Katrin Klug
Katrin Klug, Historikerin

Erst kurz vor ihrem Tod im Jahr 1952 hat Philipe Vogeler ihren Kunsthandel aufgegeben. Dass Bilder von Paula Modersohn-Becker bis heute in Kunsthallen auf der ganzen Welt ausgestellt sind, ist mit großer Sicherheit auch ihr zu verdanken.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 12. Juni 2021, 13:40 Uhr

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