Im Porträt Doris Dörrie: "Ich hatte Sehnsucht, Geschichten zu erzählen"

Autor/Autorin

  • Gerhard Snitjer
Doris Dörrie als Bremen-Zwei-Sommergast
Zu Gast in Bremen bei den Bremen-Zwei-Sommergästen: Doris Dörrie. Im Gespräch mit Bremen-Zwei-Moderatorin Katrin Krämer. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Diese Frau steckt voller Geschichten. Das hat sie oft bewiesen: Als Autorin und Regisseurin amüsanter und ernster Spielfilme sowie Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher. Aber Doris Dörrie hat noch viel mehr zu erzählen. Man muss sie nur anpieksen, und schon kommt eine Geschichte heraus. Als unser Sommergast erzählt sie über ihre neusten Projekte.

Doris Dörrie
Doris Dörrie

"Nur unter Frauen – ich fand' das spannend" – Doris Dörrie

Doris Dörrie steckt voller Geschichten: Sie ist Autorin und Regisseurin amüsanter und ernster Spielfilme sowie unzähliger Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher.

Bild: Constantin Film | Matthias Bothor

Ihr Vater riet ihr davon ab, nach der Schule Schauspiel und Film zu studieren – sie würde sich damit ständig öffentlicher Kritik aussetzen. Aber Doris Dörrie hatte ihren eigenen Kopf und ging in den siebziger Jahren zum Studium eben dieser Fächer in die USA. Augenzwinkernd berichtet sie, ihr Vater habe vielleicht sogar mit seinen langweiligen Super-8-Unterwasserfilmen zu ihrem Berufswunsch beigetragen: "Vielleicht war das ein Anreiz, ein bisschen unterhaltsamer zu sein als die Filme meines Vaters", so Dörrie. Und unterhaltsam ist ihr aktueller Film "Freibad" wirklich, bei dem sie Regie führte und am Drehbuch beteiligt war. Dabei war ihr nach zwei Jahren Pandemie eines ganz wichtig: "Dass wir wieder lachen!"

Publikum von vorne beim Bremen-Zwei-Sommergast Doris Dörrie
Viel los im Café Noon (Foyer Kleines Haus) des Theaters Bremen. Bild: Radio Bremen | Tinia Würfel

Haarsträubende Komik

Im Film wird ein Frauen-Freibad zum Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Bikini- und Burkini-Trägerinnen. Die Regisseurin sieht in der Situation ganz reale gesellschaftliche Konflikte, zum Beispiel die Frage: 'Wer bestimmt über den Körper einer Frau?' Das sei eine hochpolitische Frage. Nur sollte die nicht dröge und theoretisch beantwortet werden. "Es so lustig und selbstironisch wie möglich zu erzählen, das war mein sportlicher Ehrgeiz", sagt Doris Dörrie. So zeigt ihr Film genussvoll die haarsträubende Komik, die entsteht, wenn Frauen unterschiedlicher Generationen, Kulturen und politischer Ausrichtung aufeinander losgehen.

Wenn sie von den Dreharbeiten im Spätsommer 2021 erzählt, sprudeln auch sofort wieder die Anekdoten: "Meine armen Schauspielerinnen haben fuchtbar gefroren", sagt Dories Dörrie. "Wir hatten eine Durchschnittstemperatur von 14 Grad. Ich hatte eine Daunenjacke an. Die liefen in Bikinis und Badeanzügen herum. Und ich habe immer gesagt: 'Jetzt geht mal ins Wasser und wärmt euch auf', weil die Wassertemperatur höher war als die Lufttemperatur."

Heldinnen reisen anders

Eine ernstere und anrührendere Seite zeigt die Autorin in ihrem neuen Buch "Die Heldin reist". Da stellt sie dem archaischen, männlichen Helden-Epos weibliche Gegenentwürfe gegenüber. "Mann zieht in die Fremde und besiegt bösen Drachen" – so laufe das bei Frauen nicht. Doris Dörrie, die in ihrem Leben oft und weit allein gereist ist, berichtet gern von ihren Erfahrungen, zum Beispiel in den USA, in Marokko, und in ihrem besonders geliebten Japan. Dort habe sie sich als allein reisende Frau immer sehr sicher und aufgehoben gefühlt.

Ich hatte immer eine große Sehnsucht, Geschichten zu erzählen.

Doris Dörrie

Doris Dörries Leben und Schaffen hat zahllose Facetten. Es gäbe noch so viel zu erwähnen: Wie sie 1985 durch ihren Film "Männer" schlagartig berühmt wurde. Wie sie in den neunziger Jahren den plötzlichen Tod ihres ersten Ehemannes erlebte und verarbeitete. Wie sie Professorin für "Angewandte Dramaturgie" wurde. Wie sie an großen deutschen Musiktheatern Opern inszeniert hat. Wie sie den Filmproduzenten Bernd Eichinger zur Verzweiflung trieb. Wie sie immer wieder junge Filmemacherinne und Macher zu beherzten Experimenten ermutigt. Und wie schon ihr Leben lang alle diese Erfahrungen in literarische Geschichten, Essays oder Drehbücher einfließen.

Über ihre Kindheit sagt sie: "Ich hatte immer eine große Sehnsucht, Geschichten zu erzählen. Das hat mich gepackt. Als ich Lesen und Schreiben gelernt habe und gemerkt habe, man kann mit diesen paar Buchstaben wirklich Welten entstehen lassen, hat mich das nie wieder losgelassen."

Hier geht es zu unseren Sommergästen:

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 03. September 2022, 11:05 Uhr

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Der Feiertagsnachmittag mit Julian Beyer

Der Feiertagsnachmittag
Der Feiertagsnachmittag
  • Der Feiertagsnachmittag