Die regionale Reportage Wilhelm Benque: Diesem Mann verdanken wir den Bremer Bürgerpark
Standdatum: 26. Oktober 2020.
Wilhelm Benque ist in Bremen kein Unbekannter. In den 1860er Jahren hat er den Bürgerpark erschaffen. Manche behaupten sogar, er sei der Schöpfer des New Yorker Central Parks gewesen.
Sich verlaufen, sich verlieren, sich wiederfinden auf einer sonnigen Bank oder unter einer knorrigen Rotbuche. Gedichten und Geschichten lauschen, Shakespeare oder Rock'n'Roll. Dafür ist der Bremer Bürgerpark da. Er überrascht mit jeder Kurve, die seine verschlungenen Wege nehmen.
Wilhelm Benque steht im Juni 1866 vor der weiten Graslandschaft, die sich hinter der Bürgerweide am Rande der Bremer Innenstadt erstreckt. 26.000 Rotbuchen und 8.000 Eichen, Lärchen, Birken, Rotfichten und Edeltannen sollen hier bald in den Boden gesetzt werden. Benque will mit ihnen den deutschen Wald auf künstlerische Weise für den Besucher nachahmen. Im Geiste hat der Gartenarchitekt das Bild seines Parks genau vor Augen.
Fachkundig und vorausschauend geplant
Tim Großmann hat heute die Ehre, als Parkdirektor das Erbe Benques fortzuführen. Er bewundert, wie fachkundig, vorausschauend und geschickt der Landschaftsgärtner die Anlage angelegt hat. "Das ist zum einen die sehr differenzierte Wegeführung, der sehr geschickte Wechsel von offenen Flächen, also Wiesenflächen, und dann wieder Gehölzflächen. Das heißt, zum Beispiel im Sommer, man hat immer mal wieder schattige Bereiche an den Wegen, man geht aber auch immer mal wieder durch die Sonne, durch das Licht", erzählt Parkdirektor Tim Großmann über den Bürgerpark.
Wie natürlich gewachsen, doch in Wirklichkeit auf den Meter genau geplant: In seinem englischen Gartenstil ähnelt der Bürgerpark dem Central Park in New York. Kein Wunder – Benque lebte vor seiner Zeit in Bremen zwölf Jahre lang in Amerika und lernte dort viel über Parkgestaltung. Doch auch wenn es in Bremen dieses Gerücht gibt – für die Planung des Central Parks war er wohl eher nicht verantwortlich. Dafür viele andere Anlagen in Deutschland – zum Beispiel Knoops Park in Bremen-Lesum oder, ebenfalls in Bremen, den Riensberger und den Waller Friedhof. Doch bei allem Erfolg – man sagt, dass Benque von der Persönlichkeit so knorrig war wie seine Eichen, sagt Tim Großmann: "Er war wohl ein sehr streitbarer Mensch, hoch gebildet, gern auch immer auf einen wissenschaftlichen Disput aus und hat uns so auch eine ganze Menge Anekdoten über sein Leben hinterlassen."
Bürgerparkverein entlässt Benque zweimal
Benques genaue und kompromisslose Vorstellungen davon, wie der Bürgerpark auszusehen hat, führen wohl auch zum ersten Zerwürfnis mit dem Bürgerparkverein. Der Vorstand verlängert seinen Vertrag als Direktor 1870 nicht. Unermüdlich veröffentlicht er zahlreiche Zeitungsartikel und Abhandlungen, in denen er das Vorgehen im Bürgerpark kritisiert und ungebeten Ratschläge erteilt: "Nachteilig wird ihnen sichtlich die nahstehende graue Pappel, indem sie mit ihren Zweigen die Buchen zu überwuchern beginnt. Fort damit!"
Trotzdem stellt der Bürgerparkverein ihn sieben Jahre später wieder ein. Er gestaltet in den nächsten Jahren den hinteren Teil des Parks, bis er sich wieder so mit dem Vereinsvorstand zerstreitet, dass er 1884 zum zweiten Mal entlassen wird.
Dem Erschaffer des Bürgerparks ist einzig wichtig, sein Lebenswerk in seinem ursprünglichen Sinne umzusetzen und zu erhalten. Dafür schreibt und streitet er bis zu seinem Tod 1895. Auch heute würde ihm in seinem Bürgerpark sicher so einiges nicht passen. Zum Beispiel die Stehle aus Granit, die im so genannten Eichenhain steht. Hier ist ihm nämlich in den 1930er Jahren ein Denkmal gesetzt worden. Und das wollte Wilhelm Benque Zeit seines Lebens nicht. Denn welche Kauzigkeiten man ihm auch immer nachsagt – besonders eitel war er nicht. Und einem Denkmal hätte er immer eine prächtige, bunt belaubte Buche vorgezogen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 26. Oktober 2020, 10:50 Uhr