Im Porträt Maryam Zaree über ihre Geburt in einem iranischen Gefängnis

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Maryam Zaree
Mutig aber auch alternativlos findet Maryam Zaree die aktuellen Proteste im Iran. Bild: IMAGO / IPON

Schauspielerin Maryam Zaree, die aktuell im Film "Aus meiner Haut" und in der ZDF-Serie "Doppelhaushälfte" zu sehen ist, ist im Iran geboren. 1983 kam sie im Teheraner Foltergefängnis Evin zur Welt, bevor sie und ihre Mutter nach Deutschland flohen. Ihren Vater lernte sie erst mit neun kennen, nachdem er aus der Todeszelle entlassen wurde. Über diese Zeit hüllten sich Maryam Zarees Eltern viele Jahre in Schweigen. In ihrem Regiedebüt "Born in Evin" hat Zaree 2019 ihre Familiengeschichte zum Thema gemacht.

Schauspielerin Maryam Zaree

"Mit 16 Jahren hat mir mein Vater seinen Asylantrag gegeben" – Maryam Zaree

Schauspielerin Maryam Zaree, die in der ZDF-Serie "Doppelhaushälfte“ zu sehen ist, ist im Iran geboren. 1983 kam sie im Teheraner Foltergefängnis Evin zur Welt.

Bild: dpa | Clemens Niehaus/Geisler-Fotopress

 

Seit über 40 Jahren kämpfen Menschen gegen das Regime der Mullahs im Iran. Mutig aber auch alternativlos findet Maryam Zaree die aktuellen Proteste, die vor allem von Frauen getragen werden. Sie beobachtet dieses Mal vor allem eine große Solidarisierung zwischen den ethnischen Minderheiten der iranischen Gesellschaft und auch zwischen Männern und Frauen: "Das macht einfach noch mal einen Unterschied zu den vorgehenden Protesten 2018/2019 und 2009", so Zaree, die weiterhin Hoffnung für die kommenden Monate hat. "Diese Kraft und diese Form von Zusammenschluss hat es so noch nicht gegeben."

Im Foltergefängnis auf die Welt gekommen

Maryam Zaree ist Deutsche mit iranischer Herkunft. Ihre Eltern waren Anfang der Achtziger Jahre im Iran wegen politischer Aktivitäten verhaftet worden und Maryam Zaree kam im Teheraner Foltergefängnis "Evin" zur Welt. Als sie zweieinhalb war landete Maryam Zaree mit ihrer Mutter auf dem Frankfurter Flughafen, nachdem beide aus der Haft entlassen waren und ihnen die Flucht aus dem Iran gelungen war. Erst im Alter von neun Jahren erfuhr die kleine Maryam von ihrer ganz persönlichen Geschichte, als auch der Vater den Iran Richtung Deutschland verlassen konnte. Doch weil Gespräche immer wieder Wunden aufreißen, wurde in der Familie lange nicht über die Zeit im Gefängnis gesprochen: "Mit 16 Jahren hat mir mein Vater seinen Asylantrag gegeben, in dem sehr detailliert beschrieben ist, was ihm im Gefängnis zugestoßen ist, auch sehr explizite Folterbeschreibungen, die er dort erlebt hat."

Das hat viel Überwindung gekostet, da so sichtbar zu werden.

Maryam Zaree über ihr Auftreten in ihrem eigenen Film "Born in Evin"
Schauspielerin Maryam Zaree
Wird in Zukunft vielleicht öfter auf dem Regiestuhl Platz nehmen: Schauspielerin Maryam Zaree Bild: dpa | Clemens Niehaus/Geisler-Fotopress

Viele Jahre später hat sich Maryam Zaree auf die Suche nach den Ursachen der Sprachlosigkeit begeben und andere Menschen gesucht, die wie sie im Iran im Gefängnis geboren sind. Entstanden ist daraus ihr Dokumentarfilm "Born in Evin": "In diesem Film geht es darum, sichtbar zu machen, wie sich Gewalt über die Zeit und Generationen fortschreibt, wie darüber geredet wird und nicht geredet oder darüber kommuniziert wird", so Zaree. Eigentlich wollte Maryam Zaree den Film nur als Regisseurin umsetzen, merkte dann aber recht schnell, dass sie sich bei dieser Geschichte nicht verstecken kann und trat selbst vor die Kamera. "Das hat viel Überwindung gekostet, da so sichtbar zu werden. Aber ich sah darin, die größte Möglichkeit, um den Prozess sichtbar zu machen."

Gefeierte Serie "4 Blocks" brachte Aufmerksamkeit

Der Wunsch, Schauspielerin zu werden, entstand bei Maryam Zaree schon sehr früh. Als kleines Mädchen dachte sie sich Rollenspiele aus und überlegte, wie sie die Welt kreieren kann. "Aber dass dahinter Drehbücher stehen und die verschiedenen Gewerke und wie so ein Film überhaupt zusammenkommt, davon hatte ich natürlich keine Vorstellung", erinnert sie sich. Seit rund zwanzig Jahren ist Maryam Zaree nun schon in ihrem Job glücklich und spielt in nationalen und internationalen Produktionen.

Ich bin froh nicht erkannt zu werden – ich mag meine Anonymität sehr.

Maryam Zaree über ihre ihr Leben in Neukölln

Ihre erste Hauptrolle hatte Zaree in Burhan Qurbanis Diplomfilm „Shahada“. Bekannt wurde sie aber auch durch die Serie "4 Blocks", die ein begeistertes Publikum fand. Sie selbst war anfangs wenig von dem Genre überzeugt: "Ich war immer mehr im Arthouse zuhause und dann kam diese "4 Blocks"-Anfrage und die war so ein Serienprojekt und ich war eigentlich erst mal ziemlich skeptisch. Ich war kurz davor, das abzusagen", erinnert sie sich. Da sie selbst in Neukölln wohnt, wo die Serie spielt, wurde sie anfangs hin und wieder auf der Straße erkannt. Inzwischen hat sich das Blatt zum Glück wieder gewendet, so Maryam Zaree: "Ich lebe eher zurückgezogen und bin niemand, den es sehr in die Öffentlichkeit drängt, eher im Gegenteil. Ich bin froh, nicht erkannt zu werden – ich mag meine Anonymität sehr."

"Doppelhaushälfte" mit vollem Herzen

Mari (Maryam Zaree) und Theo (Benito Bause) mit Helmen
An der Seite von Benito Bause spielt Maryam Zaree in der ZDF-Serie "Doppelhaushälfte. Bild: ZDF | Tilo Hauke

Aktuell ist Zaree im Film "Aus meiner Haut" zu sehen und spielt in der ZDF-Comedy-Serie "Doppelhaushälfte" mit, die ihr im Vergleich zu "4 Blocks" viel wichtiger geworden ist. Vor einigen Jahren hat Maryam Zaree außerdem gemerkt, dass sie selber schreiben und Geschichten erzählen will. Bei der zweiten Staffel von "Doppelhaushälfte" hat sie deshalb auch Regie geführt und inzwischen ist sie Teil des Writers-Team für die dritte Staffel. Der Wechsel zwischen Regiestuhl und Schauspiel vor der Kamera ist zwar herausfordernd, sagt sie, aber: "Da wünsche ich mir, dass es sehr viel mehr Staffeln noch geben wird. Da hängt mein Herz total dran!"

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 3. Februar 2023, 18:05 Uhr

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