Die Morgenandacht Rauhnächte
Stand: 27. Dezember 2023.
Die Morgenandacht Rauhnächte
Informationen zum Audio
- Verfügbar bis: 26. Dezember 2025 Informationen zur Verweildauer
Rauhnächte haben seit einigen Jahren wieder Konjunktur. Pastorin Jeannette Querfurth erzählt vom Wiederentdecken einer uralten Tradition.
Rauhnächte heißen sie von alters her. Diese besonderen Abende und vor allem Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, dem Tag der "Heiligen Drei Könige". Bei den Rauhnächten mischen sich munter heidnisches Brauchtum und christliche Tradition. Wie bei anderen Festen auch. Im germanischen Glauben fuhr das wilde Heer Odins in diesen Nächten durch die Lüfte. Und Berchta – im Märchen heißt sie Frau Holle – zieht der Sage nach in dieser Zeit umher.
Auch das Christentum kennt die Rauhnächte. Haus und Hof wurden in früheren Zeiten in dieser Zeit gesegnet, die Familien bereiteten sich auf das neue Jahr vor.
Es ist die Zeit der Bilanz und des Ausblicks. Viele Menschen nutzen diese Abende, um in stillen Stunden das vergangene Jahr ganz persönlich Revue passieren zu lassen – und zu überlegen, was im neuen kommen könnte. "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert", sagt man. Wohl darum sind gute Vorsätze, die viele in dieser Zeit fassen, in Verruf geraten.
Ich finde das falsch. Ich meine, es ist eine gute Zeit, um ganz entspannt zu überlegen, was man gerade jetzt im Leben verändern oder neu anfangen könnte – ohne Krampf, einfach weil es eine gute Sache ist.
Witzigerweise erzählt die Bibel davon, dass sogar Gott an einem bestimmten Punkt einen guten Vorsatz gefasst hat.
Am Ende der Geschichte von Noah und der zerstörerischen Sintflut beschließt Gott, dass er nie wieder so vollkommen vernichtend sein wird. Da sagt er:
"Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen."
Eine göttliche Selbstverpflichtung, die er nie mehr gebrochen hat.
Vorsätze können also gut und dauerhaft sein. Und Schnittpunkte wie der Jahreswechsel tatsächlich eine gute Gelegenheit, um über Vorsätze und Lebensveränderungen nachzudenken.
Ich selbst habe mir schon zwei oder dreimal in den Rauhnächten vorgenommen, ein ganzes Jahr lang keinen Alkohol zu trinken. Das habe ich dann auch gemacht. Silvester noch mit Sekt angestoßen und dann ein Jahr lang ausgesetzt. Keinen Rotwein zum abendlichen Sonntagsessen, keinen Prosecco im Sommer auf der Terrasse.
Es ist eine reine Gewohnheitssache, viel leichter als viele denken. Denn überrascht hat mich in diesen Jahren nur, wie oft jemand ausrief: "Also DAS könnte ich nicht", wenn er von meinem Projekt hörte. Dabei war es für mich eine gute und oft auch ernüchternde Erfahrung.
Ideen für solche "Jahresprojekte" kann man in diesen stillen Rauhnächten genug fassen: Ein Jahr ohne Fernsehen, ein neues Ehrenamt, allen Geburtstagskindern einen besonderen Brief schreiben, jede Woche ein Buch lesen – oder vielleicht sogar die ganze Bibel. Möglichkeiten gibt es reichlich. Und vielleicht entsteht aus diesen Rauhnächten dann ein ganz besonderer Segen für 2024.