Auf der Bühne Frauen in Männerrollen und andersrum: "Viel Lärm um Nichts"

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Szene aus „Viel Lärm um Nichts“: Hero (Simon Elias) tanzt ausgelassen auf der Bühne
Szene aus „Viel Lärm um Nichts“: Auf Leonatos Maskenball beginnt das Verwirrspiel rund um Liebe, Intrige und Täuschung. Bild: Shakespeare Company Bremen | Marianne Menke

Liebe, Intrigen, Täuschung, Verrat und Eifersucht: Auch nach 400 Jahren sind Shakespears temporeiche Komödien total unterhaltsam. Die Bremer Shakespeare Company hat „Viel Lärm um Nichts“ neu inszeniert, dabei aber alte Rollenklischees abgelegt.

Worum geht es in der Komödie?

Szene aus "Viel Lärm um Nichts": Ein Mann kniet vorne, ein weiterer steht dahinter
Szene aus "Viel Lärm um Nichts": Vorne kniet Beatrice (Markus Seuss), dahinter steht Don Juan (Michael Meyer). Bild: Shakespeare Company Bremen | Marianne Menke

Herzog Leonato, Gouverneur von Messina, veranstaltet einen Maskenball. Eingeladen sind auch die Kriegshelden Claudio und Benedick. Claudio ist in Leonatos Tochter Hero verliebt, sein Freund ein überzeugter Junggeselle. Um Hero für Claudio zu gewinnen, verkleidet sich sein Chef Don Pedro als Claudio und wirbt um die junge Frau. Sie und ihr Vater stimmen einer Hochzeit mit Claudio zu, doch Don Pedros Halbbruder Don Juan säht massive Zweifel bei Claudio: Wollte Don Petro Hero für sich gewinnen? War die Geliebte ihm bereits untreu? Hier kann Benedick noch schlichten, doch die zweite Intrige trifft ihn selbst: Hero überzeugt ihre Cousine Beatrice, dass Benedick heimlich in sie verliebt sei. Das kann die zynische Beatrice kaum glauben, schließlich schmeißen sie und Benedick sich laufend Beleidigungen an den Kopf. Was ist wahr? Wem kann man noch trauen? Aufgrund der Verkleidungen und Rollentauscherei entstehen immer mehr Missverständnisse und Konflikte. Was als fröhliche Feier begann, entwickelt sich zum Liebeschaos. Die Shakespeare Company hat diese Tauschthematik bei der Besetzung mitbedacht, denn: Viele Frauenrollen sind mit Männern besetzt, alle Männerrollen von Frauen. Das wirkt gut, weil auf überzogen verstellte Stimmen verzichtet wird.

Was gab es auf der Bühne zu sehen?

Szene aus „Viel Lärm um Nichts“: Benedick, Claudio und Don Pedro beugen sich über einen großen, silbernen Ball
Szene aus „Viel Lärm um Nichts“, v. l.: Benedick (Laila Richter), Claudio (Petra Janina Schulz ) und Don Pedro (Michael Meyer) Bild: Shakespeare Company Bremen | Marianne Menke

Das Bühnenbild ist sehr karg. Zu sehen ist eine schwarze Bühnenfläche, die so nach und nach mit silbernen Luftballons gefüllt wird. Dafür sind die Kostüme umso knalliger: Die Männerfiguren tragen militärisches Tarnmuster in Neonfarben, die Frauenrollen viel pink und Glitzer – ein bisschen Geschlechterklischee ist also vorhanden. Die Regisseurin Maja Delinic arbeitet mit Effekten, die man eher aus Filmen kennt: Als sich die weiblichen und männlichen Hauptfiguren zum ersten Mal sehen, wird das in so einer Art Slowmotion gespielt. Das ganze Stück ist eine Gradwanderung zwischen wirklich richtig witzigen Momenten und überzogenem Klamauk. Der Maskenball ist zum Beispiel eine Technoparty, bei der alle in so Ganzkörper-Wuschelkostümen auftreten und das ist richtig komisch.

Was sagt unsere Kritikerin über das Stück?

Dieses Stück macht viel Lärm um Nichts, denn es lebt vom Tempo der Gespräche. Besondere die Wortgefechte zwischen Benedick und Beatrice zeigen das. Er sagt zum Beispiel: „Sie redet Dolche, jedes Wort sticht“. Das ist fabelhaft gespielt von Markus Seuss und Laila Richter. Doch manche Dialoge waren so schnell, dass man Mühe hatte, mitzukommen, wenn man die Geschichte nicht kannte.

Eine andere Szene ist hingegen ganz dunkel. In ihr wird Claudio vorgegaukelt, dass Hero ihn betrügt. Hero steht in der Mitte der Bühne und um sie herum tanzen drei Männer, die Leuchtpenisse umgeschnallt haben. Das wirkte eher peinlich.

Auch wenn das Witzige überwiegt, zieht sich die Inszenierung etwas. Bei einem Theaterabend von gut zweieinhalb Stunden hätte der Text gut gekürzt und um einige Klamauknummern reduziert werden können. Aber insgesamt habe ich mich fabelhaft amüsiert, was eindeutig den Schauspielerinnen und Schauspielern zu verdanken war, die zwischendurch munter die Rollen tauschten und einfach alles gaben.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagmorgen, 9. März 2024, 09:20 Uhr

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Der Morgen mit Tom Grote

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