Die regionale Reportage Was Theodor Fontane mit Klaus Störtebeker verbindet

Autor/Autorin

  • Frank Jakobs
Ein Störtebeker-Denkmal in Marienhafe
Unser Reporter war in Marienhafe auf Störtebekers Spuren – wie einst auch Theodor Fontane. Bild: Radio Bremen | Frank Jakobs

Klaus Störtebeker kennt wohl so gut wie jeder Norddeutsche: ein Seeräuber, der in Ostfriesland Unterschlupf fand, der die Schiffe der reichen Hamburger ausraubte und die Beute unter seinesgleichen verteilte. Am Ende soll er wegen seiner Taten enthauptet worden sein.Auch der Schriftsteller Theodor Fontane dürfte vielen bekannt sein. Und diese beiden, also Störtebeker und Fontane, verbindet etwas, das auch mit Fontanes Bewunderung für Ostfriesland zu tun hat.

Ein Störtebeker-Denkmal in Marienhafe

Theodor Fontanes Faszination für den Seeräuber Störtebeker

Den Seeräuber Klaus Störtebeker und den Dichter Theodor Fontane, verbindet etwas, das auch mit Fontanes Bewunderung für Ostfriesland zu tun hat.

Bild: Radio Bremen | Frank Jakobs

Theodor Fontane ist seit seiner Kindheit vom Seeräuber Störtebeker fasziniert. Als Junge spielt er mit seinen Freunden in der "Störtebeker Kul" bei Heringsdorf auf Usedom. Der Dichter schreibt dazu: "Das gab mir ein ungeheures Hochgefühl: Störtebeker und ich!" Das Thema Störtebeker lässt den Schriftsteller nie wieder los, sagt Peer Trilcke, Literaturprofessor und Leiter des Theodor-Fontane-Archivs an der Universität Potsdam: Fontane reist um 1880 das erste Mal nach Ostfriesland, in den folgenden Jahren fährt er immer wieder dort hin und erfährt vor Ort viel über die Störtebeker-Sage – und er springt darauf an. "Er sammelt Geschichten, er sammelt Materialien, er recherchiert auch." 

Eindrücke aus Marienhafe

Fontane hat gute Beziehungen zu Fürst Edzard zu Innhausen und Knyphausen und besucht die Familie in den Sommermonaten mehrmals in Lütetsburg bei Norden. Von dort aus reist er nach Norden, Emden und nach Marienhafe und beschäftigt sich immer wieder mit dem Störtebeker-Stoff, erzählt Peer Trilcke. In den 1890er Jahren greift Fontane das Thema nochmal auf. Er arbeitet intensiv einige Monate an seinem Romanprojekt über die Likedeeler, also die Piraten, die mit Störtebeker auf Beutezug gehen.

Dabei verarbeitet Fontane auch seine Eindrücke aus Marienhafe. Der Ort lag einst an der Leybucht. Schiffe mit geringem Tiefgang konnten hier festmachen, doch die Fahrt war nicht leicht. Viele Schiffe strandeten auf den Sandbänken. Ideal für die Likedeeler um Klaus Störtebeker. Fontane beschreibt in einem Entwurf, wie fünf Piratenschiffe von der Nordsee her zunächst auf Emden zusteuern: "Als die Flottille aber bis halb an die Handelsstadt heran war, bog es in einen links abzweigenden todten Arm des Flusses ein und fuhr diesen hinauf. Dieser linksabzweigende Arm, an dessen Ende der Flecken Marienhafe lag, hieß Ley. In der Flagge des vorausfahrenden aber sah man in der oberen Innenecke einen umgestürzten Becher. Zum Zeichen, daß es des gefeierten und gefürchteten Claus Störtebeker Admiralschiff sei."

Seeromantik und Modernität

Der Dichter Theodor Fontane
Theodor Fontane hatte eine Leidenschaft für Störtebeker-Geschichten. Bild: Radio Bremen

Theodor Fontane will ein ganz besonderes Werk schaffen, das sich zwischen seinem ältesten und romantischsten Balladenstil und seiner modernsten und realistischsten Romanschreibtechnik bewegen soll. Und er will die mittelalterliche Seeromantik und die sozialdemokratische Modernität verbinden, sagt Peer Trilcke. "Die letzten Jahre und Monate von Störtebeker, die wollte er skizzieren und damit eigentlich eine Robin Hood-Figur, so eine Art Kommunist, der sich gegen die kapitalistischen Hanseaten zur Wehr setzt. Und das arbeitet er alles aus vor dem Hintergrund der erstarkenden Sozialdemokratie."

Auch einen entsprechenden Schluss legt sich Fontane schon zurecht: "Das Gespenst, das in Marienhafe umgeht. Das ist Klaus Störtebeker, der in Marienhafe umgeht. Aber durch die Welt geht das Gespenst der Likedeeler." Am Ende bleibt der Roman um Klaus Störtebeker ein Entwurf. Fontane merkt offenbar, dass er sein Konzept nicht so umsetzen kann wie gedacht und bricht das Projekt ab. Außerdem hat er noch einen anderen Roman liegen, den er fertigstellen will: "Der Stechlin".

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 20. Dezember 2021, 10:40 Uhr

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