Im Porträt Warum diese Millionen-Erbin mehr Steuern zahlen will

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Marlene Engelhorn
Marlene Engelhorn ist reich aufgewachsen und sagt, dass Geld in unserer Gesellschaft unfair verteilt ist. Bild: Lorena Sendic Silvera | taxmenow e.V.

Vermögen ist in unserer Gesellschaft ungleich verteilt. Manche haben gar nichts – Marlene Engelhorn gehört zu denjenigen, die ohne großes Zutun Millionen geerbt haben. Die österreichische Aktivistin möchte den Großteil des Geldes nicht behalten. Sie hat mit anderen Reichen die Initiative "taxmenow" gegründet und setzt sich für eine höhere Besteuerung von Vermögen ein.

Marlene Engelhorn
Marlene Engelhorn

Gesprächszeit "Steuer-Privilegien sind Steuer-Unrecht" – Marlene Engelhorn

Marlene Engelhorn ist Millionen-Erbin. Den Großteil des Geldes will sie aber gar nicht behalten. Sie setzt sich für eine höhere Besteuerung ihres Vermögens ein.

Bild: Lorena Sendic Silvera | taxmenow e.V.

"Über Geld spricht man nicht, Geld hat man." Mit diesem Satz ist die Österreicherin Marlene Engelhorn aufgewachsen. In ihrer Familie gibt es sehr viel Geld – so viel, dass die 30-Jährige kürzlich eine zweistellige Millionen-Summe geerbt hat.

Geld bedeutet Macht

Allerdings bricht Marlene Engelhorn mit dem Glaubenssatz: Zum einen, weil sie den größten Teil dieses Geldes nicht behalten will. Zum anderen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viel und möglichst offen über Geld zu sprechen – und auch darüber, was passiert, wenn es Menschen gibt, die "überreich" sind, so wie sie: "Es gibt einen Moment, wo Vermögen so groß wird, dass die Macht, die daraus generiert wird (...) zu politischer Macht wird. Und das passt mit einer Demokratie nicht zusammen."

Eine der wichtigsten Erbschaftsgüter ist das Telefonbuch.

Marlene Engelhorn über Beziehungen und Netzwerke

Chancengleichheit sei nicht mehr gegeben, wenn einzelne Personen so viel Geld besitzen, dass sie sich durch Lobbyarbeit in alle möglichen gesellschaftlichen Bereiche einmischen und sogar die Rechtsprechung beeinflussen können. Denn wer gut vernetzt ist und Beziehungen hat, kann sich die Dinge eben auch richten lassen. "Eine der wichtigsten Erbschaftsgüter ist das Telefonbuch. Und nicht nur die Millionen", so Engelhorn.

Bis ich festgestellt hab, dass es nicht normal ist, in einer Villa zu wohnen, hat es Jahre gebraucht.

Marlene Engelhorn darüber, wie Reichtum sie geprägt hat

Marlene Engelhorn ist eine Nachfahrin von Friedrich Engelhorn, der im 19. Jahrhundert die Firma BASF gegründete. Darum wurde sie reich geboren. Sie wächst in einer elitären Parallelwelt auf, wohnt in einer Villa, geht in einen Privatkindergarten, dann auf eine private Schule: "Es ist nicht vorgesehen, dass Sie sich mit anderen Lebensrealitäten auseinandersetzen und es verstärkt den Effekt, dass Sie denken, dass das, was Sie für normal halten, normal wäre, weil das einfach Ihr Alltag ist. Bis ich mal festgestellt hab', dass es nicht normal ist, in einer Villa zu wohnen, hat es Jahre gebraucht."

Mit 20 lernt sie, was ein Studi-Job ist

Marlene Engelhorn tritt aus der Parallelwelt heraus, als sie sich statt an einer privaten Hochschule an der Universität Wien einschreibt. Plötzlich ist sie von Menschen umgeben, die darauf angewiesen sind, neben dem Studium zu jobben. Für sie ist das eine wichtige Horizonterweiterung, sagt die Wienerin: "... Menschen, die sich die Zeit genommen haben, mir geduldig zuzuhören und mir andere Realitäten nahezubringen."

"taxmenow": "Besteuere mich jetzt!"

Dass "Arm und Reich" global immer weiter auseinanderdriften und dass es zwar eine Armutsgrenze, aber keine Grenze für die Anhäufung von Vermögen gibt, das sind Themen, die Marlene Engelhorn beschäftigen. Es regt sie auf, dass sich selbsternannte Eliten in einer Demokratie überhaupt entwickeln können. Sie wünscht sich deshalb einen breiten öffentlichen Diskurs über Geld und dessen faire Verteilung: "In Deutschland haben Sie eine Erbschafts- und Schenkungssteuer, aber die ist mit solchen Ausnahmen vollgestopft, dass es eigentlich effektiv lächerlich ist. Weil nur zwei Prozent effektiv beim Fiskus landen von den jährlich rund 400 Milliarden vererbten Vermögen. Das ist ziemlich absurd."

Ich finde, da muss man einfach ein Gleichgewicht herstellen.

Marlene Engelhorn über den Grund, warum sie eine höhere Besteuerung möchte

Darum hat Engelhorn ein Buch mit dem Titel "Geld" geschrieben und gemeinsam mit anderen Reichen den Verein "taxmenow" ("Besteuere mich jetzt!") gegründet. So engagiert sie sich dafür, dass Vermögen von Überreichen angemessen besteuert wird – auch ihr eigenes: "Ich finde, da muss man ein Gleichgewicht herstellen und dann grundsätzlich darüber reden: Können wir das Klima vielleicht retten? Können wir unsere soziale Infrastruktur besser ausgestalten?"

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 13. Februar 2023, 18:05 Uhr

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