Was wir hören 4 Alben, mit denen wir Trost spenden, uns erinnern und trauern können

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Collage zeigt 4 Cover von Musikalben
Bild: ianfishermusic/Berlin Classics/Blue Note/Four

Wenn wir uns von geliebten Menschen verabschieden müssen, kann Musik beschreiben, was manchmal nicht in Worte zu fassen ist: Wut, Unverständnis und Trauer, aber auch tiefe Dankbarkeit für das Erlebte und das Glück zu lieben. Musik lässt uns zusammenrücken und kann Trost spenden. Die Bremen-Zwei-Musikredaktion hat vier aktuelle Alben rausgesucht, die sich dem Thema Tod und Verlust annehmen.

1 Ian Fisher: Go Gentle (2025)

Albumcover Ian Fisher - „Go Gentle“
Ian Fisher: "Go Gentle" Bild: ianfishersongs

Der Tod ist ein Thema, dem wir gern ausweichen. Als Ian Fisher sich dem Sterben seiner Mutter mit dem Album "Go Gentle" gestellt hat, konnte er aber auch viel über sich erfahren. Warum er sein Zuhause in Missouri in Richtung Europa verlassen hat, zum Beispiel. Jahrelang begleitete ihn die Krebserkrankung seiner Mutter. Nach ihrem Tod hat er seine Erfahrungen zu Songs voller Emotion gemacht, klug, klar und gar nicht düster. Kindheitserinnerungen, Szenen mit seiner Mutter, Fragen von Schuld, Vergeben, Trauer, Liebe, Angst und Verlust ziehen sich durch zehn Songs, die zwischen Americana und Pop mäandern.

Warum lohnt sich das Hören?

"Go Gentle" ist ein sehr persönliches und berührendes Album. Auch wenn die Songs tief im Erlebten von Ian Fisher wurzeln, ist eine allgemeingültige Ebene spürbar. Das Album zeigt eindrucksvoll, dass man den Tod als Teil des Lebens nicht wegschieben kann. Die Songs sind Abschied, Verarbeitung, Trost und Dank zugleich.

2 Joy Denalane: Willpower (2023)

Albumcover Joy Denalane - „Willpower“
Joy Denalane: "Willpower" Bild: Four

Seit dem Tod ihres Vaters gehe sie anders durch die Welt, sagt Joy Denalane. Ob es sich dabei um einen Prozess handelt, weiß sie nicht sicher. Eher fühle es sich wie ein dauerhafter Zustand an. Dieser neue, dauerhafte Zustand führte die Musikerin zu ihrem Solo-Album "Willpower". Die Zäsur des Verlustes wurde zum Ausgangspunkt für ihre Texte, auch wenn sich nicht alle Songs mit dem Thema des Todes befassen. Die Single "Happy" wollte Joy Denalane ihrem Vater ganz konkret widmen. "Don't know how this life works without you" formuliert sie gleich im ersten Satz und trifft sofort einen Nerv. Musikalisch gefühlvoll und lyrisch nahbar transportiert die Künstlerin ihren Schmerz und glückliche Erinnerungen.

Warum lohnt sich das Hören?

Der Album-Titel "Willpower" verspricht nicht zu viel. Die Songs sind kraftvoll, bestärkend und voll von souliger Lebendigkeit. Die Stimme von Joy Denalane strahlt erwachsen und würdevoll über Beats und ausgeklügelten Arrangements.

3 Goldmund Quartett: Felix Mendelssohn, Streichquartette Nr. 2 und 6 (2025)

Albumcover Goldmund Quartett – „Mendelssohn“
Goldmund Quartett: "Mendelssohn" Bild: Berlin Classics

Dass Musik Emotionen transportiert, ist eine Binsenweisheit. Dass aber auch ein Stück Kammermusik ganz starke Gefühle vermitteln kann, ist erstaunlich. Im letzten Streichquartett von Felix Mendelssohn sind Trauer und Wut so direkt wie nur selten zu spüren. Das Stück ist eine Art "Instrumentales Requiem" für Mendelssohns gestorbene und geliebte Schwester Fanny. "Requiem" klingt eigentlich zu feierlich, denn diese Musik ist ein Aufschrei der Empörung gegen den Skandal des Todes. Hier brodeln die Gefühle und kochen manchmal auch über. Nur wenige Stücke aus der romantischen Kammermusik gehen so unter die Haut wie das f-moll-Quartett von Mendelssohn.

Warum lohnt sich das Hören?

Das brillante Goldmund Quartett spielt das berührende Stück auf seinem neuen Mendelssohn-Album. Eine exemplarische Aufnahme, denn dieses Ensemble kommt Mendelssohns emotionaler Tiefe so nahe wie nur möglich. Das Goldmund Quartett liefert hier eine erschütternde Interpretation zwischen Tod, Trauer und Trost.

4 Charles Pasi: Adamas (2025)

Albumcover Charles Pasi - „Adamas“
Charles Pasi: "Adamas" Bild: Blue Note

Ein griechisches Wort gibt dem Album "Adamas" den Titel. Es steht für eine Qualität des Unzerstörbaren. Charles Pasi widmet das Album zwei Verstorbenen, denen er vieles verdankt und die weiter bei ihm sind: seinem Vater und seinem Manager. Ausgehend vom Thema "Verlust" beschäftigt sich der Musiker aus Paris mit der Würdigung und Akzeptanz des Unvermeidlichen. Mit jetzt vierzig Jahren ist der Songwriter und Mundharmonika-Virtuose an einem erwachsenen Punkt seines Lebens. Ein Punkt, an dem er gelernt hat, die letzte Reise eines geliebten Menschen anzunehmen als Ereignis, das bei Hinterbliebenen einen Prozess der Erneuerung und Kontinuität in Gang bringen kann. Die in ihrer Gänze lebensbejahende Musik von Charles Pasi ist auch das Ergebnis neu erlangter eigener Resilienz.

Warum lohnt sich das Hören?

Charles Pasi präsentiert sich auf diesem Album als gereifter Musiker mit weiter jugendlicher Vitalität. Er singt erstmals in drei Sprachen – einmal gemeinsam mit seiner Schwester auch auf Italienisch, der Muttersprache seines verstorbenen Vaters. Pasi präsentiert sich musikalisch vielseitig – von akustischem Folk und Blues bis zu elaborierteren Band-Arrangements mit viel Dynamik.

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