Im Porträt Dr. Müller-Wohlfahrt – der "Arzt der Nation"

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
Mit einer kurzen Unterbrechung war Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt über 40 Jahre Mannschaftsarzt des FC Bayern München. Bild: dpa | Fotostand / Wundrig

"Wunderheiler", "Muskelflüsterer", "bester Sportmediziner aller Zeiten", das schreibt die Presse über den Orthopäden und Sportmediziner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Am 12. August 2022 wird der legendäre Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft 80 Jahre alt.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

"Mit den Händen sehen"– Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Er gilt als "Muskelflüsterer" oder "bester Sportmediziner aller Zeiten". Am 12. August 2022 wird Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt 80 Jahre alt.

Bild: dpa | Fotostand / Wundrig

Wer den Namen Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hört, denkt sofort an den FC Bayern oder die Fußballnationalmannschaft. Über vier Jahrzehnte war der Orthopäde als Mannschaftsarzt in München tätig und hat obendrein noch unzählige internationale Sportstars betreut. Sprintstar Usain Bolt gehörte zu seinen Patienten, aber auch die Nummer Eins im Schwergewicht Wladimir Klitschko oder die Tennislegende Boris Becker.

Eine Collage von Usain Bolt mit dem gelben Trikot der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro.
Nachdem Hans-Wilhem Müller-Wohlfahrt es abgelehnt hatte, dass Usain Bolt ihm eine seiner Goldmedaillen von Rio schenkt, bekam er von dem Top-Sprinter eine Collage. Bild: Radio Bremen | Christian Erber

Seine einfachen, aber wirkungsvollen Behandlungsmethoden haben Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt berühmt gemacht. Während andere Mediziner auf teure Apparate bauen, vertraut er auf seine Hände, genauer auf seine Fingerkuppen. "Mit den Händen sehen", nennt er das und er ist davon überzeugt, dass "die Wahrnehmung, die wir über die Finger gewinnen, aller Technik überlegen" ist. So ertastet er Störfelder, Verletzungen und Störungen der Muskulatur. "Das ist für die Patientinnen und Patienten etwas Überzeugendes", sagt Müller-Wohlfahrt und wer sich in seiner Münchner Praxis umsieht, findet allerlei Belege dafür: Nationaltorwart Manuel Neuer hat ihm seine Torwarthandschuhe geschenkt, Wladimir Klitschko einen Boxhandschuh und Usain Bolt seine goldenen Laufschuhe.

Wenn du nicht kommst, kann ich nicht spielen.

Boris Becker zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Zu einigen Patientinnen und Patienten pflegt Müller-Wohlfahrt ein ganz inniges Verhältnis. Wenn sie ihn rufen, ist er da. 2016 unterbrach er seinen Urlaub und fuhr nach Rio. Fünf Tage vor Beginn der Olympischen Spiele klagte Sprinterstar Usain Bolt über Rückenschmerzen, seine Teilnahme stand auf dem Spiel. "Wo soll ich ihn jetzt untersuchen, die Welt durfte ja nichts erfahren", erinnert sich der Orthopäde. Seine Behandlung war erfolgreich, Bolt gewann drei Goldmedaillen. Auch Boris Becker vertraute dem Sportmediziner: "Wenn du nicht kommst, kann ich nicht spielen", sagte er immer wieder und verlangte eine Untersuchung vor jedem großen Turnier.

Leerhafe als Fundament

So aufregend diese Mediziner-Karriere auch verlaufen ist, begonnen hat sie ganz bescheiden: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wächst in Ostfriesland auf, genauer in Leerhafe. "Dort habe ich 20 Jahre gelebt, bin dort aufgewachsen mit Natur, Kultur und einer wunderbaren Familie und denke sehr gern an diese Zeit zurück. Und ich glaube auch, dass das Fundament für meine Kraft, meine Energie und meinen Leistungswillen in Leerhafe gelegt wurde", erzählt der Mediziner. Er ist der Jüngste von drei Brüdern, sein Vater war der Pastor im Ort. "Was mir gefehlt hat, waren Sportgelegenheiten, ein Sportplatz oder Sportverein", so Müller-Wohlfahrt. Deshalb wurde er selbst aktiv und baute sich eigene Sportanlagen im Garten. Weitsprung, Hochsprung und Speerwerfen waren seine frühen Leidenschaften. Heute hält er sich mit Laufen fit.

Mein Vater wollte, dass ich Pastor werde.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Kraft, Energie und Leistungswillen – davon hatte "Mull", wie Müller-Wohlfahrt seit der Schulzeit genannt wird, schon immer eine Menge: Neben seiner Praxis in München, betreute er 23 Jahre lang die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und war noch mit 75 Jahren Mannschaftsarzt beim FC Bayern München. "Mein Vater wollte, dass ich Pastor werde. Und ich wusste ganz genau, dazu eigne ich mich nicht", erzählt Müller-Wohlfahrt. Er wollte lieber Arzt werden. Heute ist er ein international anerkannter Spezialist für Rücken- und Muskelverletzungen. Sein Wissen gibt er längst an die nächste Generation weiter. Doch wann sich der "Arzt der Nation" endgültig zurückzieht, steht noch offen: "Ich weiß nicht wie lange ich arbeite, dass wird mein Schicksal mir zeigen", prognostizierte Müller-Wohlfahrt in unserer Gesprächszeit im Jahr 2018, da war er 75 Jahre alt.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 12. August 2022, 18:05 Uhr

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