Im Porträt Keine Überstunde: "Roter Himmel"-Regisseur macht pünktlich Drehschluss

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  • Birgit Kolkmann
Der Regisseur Christian Petzold
Bereitet sich akribisch auf jeden Drehtag vor: Regisseur und Drehbuchschreiber Christian Petzold Bild: dpa | Jens Kalaene

Christian Petzold ist einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands. Oft führt er nicht nur Regie, sondern schreibt auch die Drehbücher selbst. Sein jüngster Film "Roter Himmel" – ein Drama um vier junge Menschen, Leidenschaften und ein Feuer, das ihr Ferienhaus an der Ostsee bedroht – bekam bei der Berlinale einen Silbernen Bären. Nun startet der Film bundesweit in den Kinos.

Der Regisseur Christian Petzold

Gesprächszeit "Wir wissen. was wir machen – das ist Handwerk" – Christian Petzold

Christian Petzold führt oft nicht nur Regie, sondern schreibt auch Drehbücher selbst. Sein jüngster Film "Roter Himmel" kommt nun in die deutschen Kinos.

Bild: dpa | Jens Kalaene

Christian Petzold liebt als Regisseur und Drehbuchautor die kleine Form. Tschechows Kurzgeschichten sind sein Vorbild. Und deswegen beginnt seine Filmwerkstatt üblicherweise so: Eine Kurzgeschichte, 10, 12 Seiten – mit diesen geht der Regisseur zur Casterin, die ihm Schauspielerinnen und Schauspieler vorschlägt. Bilder, Fotos, Portraits nimmt er mit und hängt sie auf an seinem Arbeitsplatz, dazu Fotos von möglichen Drehorten. Und diese besucht er dann vor dem Dreh mit den Darstellerinnen und Darstellern. "Wie eine Drückertruppe" im Reisebus seien sie dann unterwegs, erzählt der Regisseur.

Bei mir dürfen die Schauspieler nicht vor 8 Uhr geweckt werden!

Christian Petzold über seine Regeln am Set

Zuvor gibt es für seine Schauspieler ein Seminar mit gemeinsamem Filmschauen und Musikhören. Und diese Drehorte "laden sich auf wie Tatorte, einen bischen wie bei Aktenzeichen XY“, erzählt Christian Petzold. Danach sind die Schauspieler zwei Wochen allein mit ihren Figuren, ihren Kostümen. Beim Dreh läuft alles hochorganisiert. Ein bisschen wie "Nine-to-five" – kein kreatives Chaos. "Bei mir dürfen die Schauspieler nicht vor 8 Uhr geweckt werden!" Sonst sähen sie ja aus wie Zombies und müssen Stunden in der Maske verbringen, sagt Petzold.

Am Set wird pünktlich Drehschluss gemacht

Christian Petzold beginnt die Tagesarbeit mit einem gemeinsamem Frühstück, Kostümproben, dann kommt der Kameramann Hans Fromm dazu. Mit diesem arbeitet er "gefühlt seit 100 Jahren zusammen" – tatsächlich sind es zwanzig. Film ist bei Christian Petzold ein konzentriertes Handwerk: "Wir haben in den letzten 20 Jahren keine Überstunde gemacht!" Denn es gebe eine Sicherheit: "Wir wissen, was wir machen!" Und so ist meist gegen 17 Uhr Drehschluss. 

Die Berliner Filme waren kälter, bösartiger, tiefer.

Christian Petzold über seine Zeit an der Berliner Film- und Fernsehakademie.

Gelernt hat Christian Petzold, der als Kind von DDR-Flüchtlingen in den Sechzigern in der Nähe von Düsseldorf aufwuchs, das Film-Handwerk in Berlin. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie, dem Pendant zur Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Das war definitiv die härtere Version einer Filmhochschule, sagt der Regisseur: "Die Berliner Filme waren kälter, bösartiger, tiefer, wesentlich härter als in der Münchner Szene." Das habe ihm gefallen, erzählt Christian Petzold.

"Roter Himmel" ab 20. April im Kino

Über seinen neuen Film "Roter Himmel" ist Christian Petzold sehr glücklich. Er erzählt die Geschichte von vier jungen Menschen, die in einem Ferienhaus an der Ostsee ihre Leidenschaften füreinander entdecken und dann von Waldbränden bedroht werden. In den ersten 40 Minuten habe er sich nach dem Schnitt "weggelacht". Die Figuren seien so leicht, man wolle sie in den Arm nehmen und trotzdem gehörten sie sich selbst, so Petzold.

Der französische Regisseur Eric Rohmer war ihm dabei ein großes Vorbild. Seine Filme sah Petzold in der Anfangsphase der Arbeit zu "Roter Himmel". Die französische Produktionsfirma hatte ihm das Gesamtwerk geschenkt, als er 2020 gerade als einer der ersten eine schlimme Corona-Infektion durchmachte und ihm die Lust auf einen dystopischen Film, den er eigentlich machen wollte, vergangen war. Zu sehen, wie sich die Menschen in den alten Rohmer-Filmen geliebt, geküsst, gedacht und sich bewegt haben, war ein Augenöffner für Petzold. Das sollte Kino leisten, dachte er sich. "Roter Himmel" startet nun am 20. April in den deutschen Kinos.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 20. April 2023, 18:05 Uhr

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