Die regionale Reportage Die alte Drehbrücke in Bremerhaven-Geestemünde

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  • Catharina Spethmann
eine Stahlbrücke über einen Kanal
Im 19. Jahrhundert war die Drehbrücke in Geestemünde eine wichtige Verkehrsverbindung. Heute wird sie gern von Radfahrern genutzt. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Bremerhaven hat den zweitgrößten deutschen Hafen nach Hamburg. Gebaut wurde er ab 1827, als die Bremer Bremerhaven gründeten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es einen Konkurrenten in direkter Nachbarschaft: den Hafen von Geestemünde. Seine Geschichte ist eng mit einer kleinen, aber wichtigen Brücke verknüpft.

eine Stahlbrücke über einen Kanal

Die historische Drehbrücke in Bremerhaven-Geestemünde

In Geestemünde – heute ein Stadtteil von Bremerhaven – gab es im 19. Jahrhundert einen Seehafen. Eine wichtige Verkehrsverbindung war die Drehbrücke über den Geestekanal.

Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

 

Die kleine Brücke über den alten Geestemünder Hauptkanal ist die älteste Brücke in Bremerhaven; 1861 wurde sie von dem Architekten Heinrich Adolf Buchholz konstruiert. Heute steht sie unter Denkmalschutz.

Ab und zu rumpeln Autos über die schmale Brücke, auch bei Radfahrern scheint sie beliebt. Wer von der Stadtmitte Richtung Süden will, kann hier am Weseryachtclub vorbei in den Fischereihafen fahren, und zwar abseits der Hauptstraßen. Als die Brücke vor 160 Jahren gebaut wurde, war sie aber genau das: eine wichtige Verkehrsader, die den Geestemünder Markt mit dem Geestemünder Bahnhof verband. Er war bis zum Ersten Weltkrieg der einzige Personenbahnhof an der Wesermündung und wichtig für die Anbindung des Geestemünder Hafens.

Konkurrenz für den Bremerhavener Hafen

Der Geestemünder Seehafen wurde ab 1857 geplant, auch als Konkurrenz zum 30 Jahre früher angelegten Bremerhavener Hafen direkt gegenüber auf der anderen Geesteseite. Das Gebiet dafür hatte Bremen per Staatsvertrag dem Königreich Hannover abgekauft.

Bremerhaven ist das kleine Venedig.

Enno Wagener über die Wasserwege und Brücken in Bremerhaven
eine Stahlbrücke über einen Kanal
Früher Hauptverkehrsweg, heute eine Verbindung zum Fischereihafen in Bremerhaven abseits der großen Straßen: die alte Drehbrücke. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

1859 legte der Wasserbaudirektor und Baurat Heinrich Adolf Buchholz die Pläne vor. Die Brücke wurde gleich 1862 im ersten Bauabschnitt fertig, weitere Hafenanlagen wie der Holzhafen zum Teil erst Jahre später. Teile des Hafens sind heute wieder zugeschüttet oder überbaut. Damals wie heute aber überspannt die Brücke den Kanal – grün und genietet, ein bisschen wie eine Schiffsaußenhaut. Als sie gebaut wurde, war das der Stand der Technik, geschweißt wurde noch nicht. Zwei Laternen neigen anmutig ihre Kugelköpfe über die Fahrbahn. Die schwebt nicht besonders hoch über der Wasserfläche. Damit trotzdem Schiffe passieren können, kann die Brücke geschwenkt werden. In der Mitte ruht sie auf einem Pfeiler. "Früher wurde die Brücke von Hand gedreht, mit drei Leuten, wenn ich das richtig in Erfahrung bringen konnte, und dann wurde 1931 ein Hubwerk eingebaut, so dass die elektrisch gedreht werden konnte," erklärt Enno Wagener, Leiter des Amtes für Straßen- und Brückenbau in Bremerhaven.

Drei Männer brauchten zwei Minuten für die Drehung von Hand, so steht es in den alten Unterlagen. Heute dreht sich die Brücke noch etwa tausendmal im Jahr für die Boote des Weseryachtclubs. "Bremerhaven ist das kleine Venedig," findet Enno Wagener. Und die Gestemünder Kanalbrücke – Ironie der Geschichte – ist heute die älteste Brücke des einstigen Konkurrenzhafens Bremerhavens.

 

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 29. März 2021,10:40 Uhr.

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