Die regionale Reportage 55 Jahre Bowling in Bremerhaven

Autor/Autorin

  • Catharina Spethmann
ein Mann an einer Bowlingbahn (historisches BIld)
In den 1960ern topmodern: die Bowlinghalle in Bremerhaven. Bild: Hans-Ulrich Kahle

Eine der ersten Bowlinghallen Deutschlands wurde 1965 in Bremerhaven eröffnet. Im Frühjahr 2020 musste sie schließen –  wegen der Corona-Pandemie, sagt ihr Betreiber. Ob und wann sie wieder geöffnet wird, scheint derzeit nicht absehbar. Catharina Spethmann mit einer kleinen Zeitreise.

Betonpoller mit Kegeln darauf vor einer Bowlinghalle

Bowling in Bremerhaven

Eine der ersten Bowlinghallen Deutschlands wurde 1965 in Bremerhaven eröffnet. Nach 55 Jahren wurde sie geschlossen. Ein Zeitzeuge erinnert sich.

Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Eine erloschene Leuchtreklame für ein bekanntes US-amerikanisches Erfrischungsgetränk prangt an der weiß und dunkelblau gekachelten, leicht schäbig wirkenden Fassade. Im Foyer ist alles dunkel, keiner da, durch die Glastüren ist blaugemusterter Teppichboden zu erkennen. Auf dem verspiegelten Tresen stehen zwei Paar Bowlingschuhe. Vorbei scheinen die Glanzzeiten von früher, als der Laden brummte.

Ich fand alles Amerikanische damals irgendwie gut.

Hans-Ulrich Kahle über das Bowlen.

Kurz nach der Öffnung der Bahn, 1965, ging Hans-Ulrich Kahle zum ersten Mal bowlen. Seine Klasse machte einen Ausflug in die Bowlinghalle. Kahle war beeindruckt: "Ich hatte etwas Glück und hab damals als blutiger Anfänger ganz gut gespielt und bin dann sofort hängengeblieben bei dem Sport, zumal das amerikanisch war. Und ich fand alles Amerikanische damals irgendwie gut."

ein Mann zeigt BIlder in einem Fotoalbum
1965 packte Hans-Ulrich Kahle das Bowlingfieber. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Modern habe die Bowlinghalle mit ihren 20 Bahnen gewirkt, erinnert sich Hans-Ulrich Kahle, etwas futuristisch, immer mit Popmusik im Hintergrund – anders als die deutschen Kegelbahnen, die "etwas altbacksch" wirkten. "Dieses war ja letztlich ein anderer Sport, das wirkte außerordentlich modern. Und uns beeindruckte auch diese elegante Bewegung von den Amerikanern, die unsere Lehrmeister waren."

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Amerikaner in Bremerhaven stationiert. Eigentlich hatten sie ihre eigene Bowlingbahn in Weddewarden. Trotzdem spielten sie gerne mit der Mannschaft "Fortuna", in der auch Hans-Ulrich Kahle trainierte. Er war der Jüngste, alle anderen waren etwa 20 Jahre älter. Ein Ausländer pro Mannschaft war damals erlaubt, und so habe der Betreiber der Bowlingbahn immer den besten Amerikaner mit in die Mannschaft geholt, erzählt Kahle. So kam es, "dass wir damals in der Mannschaft "Fortuna" ziemlich erfolgreich waren."

Zur Weltmeisterschaft nach Milwaukee

Der Betreiber damals hieß Hermann Schmidt, genannt Smitti, 1970 deutscher Einzelmeister im Bowling. Er betrieb vor der Halle in Bremerhaven bereits eine in Mannheim. Bremerhaven hatte also nicht die allererste, aber eine der ersten Bowlinghallen in Deutschland.

ein Mann mit einem Blumenstrauß auf einer Bühne(historisches  Bild)
Die Bremerhavener Mannschaft "Fortuna" war höchst erfolgreich. Hans-Ulrich Kahle schaffte es sogar in die Nationalmannschaft. Bild: Hans-Ulrich Kahle

Kahle erinnert sich: "Er hat den Bowlingsport hier in Bremerhaven unglaublich gefördert. Er war auch die treibende Kraft für die Verbindung zu den Amerikanern, der hat die Amerikaner auch auf die Bowlingbahn geholt, und wir haben Freundschaftskämpfe bei den Amerikanern in Weddewarden gemacht. Das war eine sehr schöne Zeit."

Als Hans-Ulrich Kahle 24 war, hatte er es mit seiner Mannschaft nicht nur in die Bundesliga geschafft, sondern nahm in der Nationalmannschaft sogar an der Weltmeisterschaft 1971 in Milwaukee in den USA teil. Aber in den Jahren danach war irgendwann die Luft raus.

"Es war auch nicht mehr die Stimmung wie früher da, die Amerikaner waren nicht mehr so da, es war nicht mehr das Gemeinschaftsgefühl wie früher. Es war plötzlich das Gefühl einer gewissen Leere da."

Keine Zukunft für die Bowlingbahn?

Betonpoller mit Kegeln darauf vor einer Bowlinghalle
Die alte Bowlinghalle in Bremerhaven: Nach 55 Jahren wurde sie geschlossen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

1980 hörte Hans-Ulrich Kahle mit dem Bowlingspielen auf. Seitdem, erinnert er sich, habe er nur alle fünf bis zehn Jahre ab und zu mal gespielt – und gemerkt, dass das Training fehlte. Er hat dann lieber Tennis gespielt. Und die Bowlingbahn? Liegt dunkel und verlassen an der vielbefahrenen Langener Landstraße. Ihr jetziger Betreiber hat sie übrigens, so sagt er, 1995 von der irischen Rockband U2 gekauft, die mehrere Bowlingbahnen als Geldanlagen gehabt haben soll. Wie es mit der Halle weitergeht, kann er noch nicht sagen. Zu Verkaufsgerüchten und möglichen Interessenten will er sich nicht äußern.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 25. Januar 2021, 10:40 Uhr.

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