Die regionale Reportage Der "Blaue Klaus" in Bremerhaven

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  • Carolin Henkenberens
zwei große Kräne an einem Hafenkai
Der Schwimmkran "Blauer Klaus", dahinter sein Kompagnon "Athlet", im Fischereihafen Bremerhaven. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Er ist ein Stahlkoloss im Bremerhavener Fischereihafen: der Schwimmkran "Blauer Klaus". Vor über 100 Jahren wurde er gebaut. Bis heute wird der Kran genutzt, um tonnenschwere Teile zu heben. Reporterin Carolin Henkenberens musste hoch hinaus zur Besichtigung.

zwei große Kräne an einem Hafenkai

Bremerhaven: der Schwimmkran "Blauer Klaus"

Der Schwimmkran "Blauer Klaus" wurde vor über 100 Jahren gebaut. Bis heute ist er im Bremerhavener Fischereihafen im Einsatz.

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Wer in das Herzstück des Krans vordringen will, braucht gute Nerven. Eine steile Treppe führt 20 Meter hoch, vorbei an den blauen, genieteten Metallstreben des Krans hin zur kleinen Steuerkabine. Darin ein Bedienpult, das wirkt wie aus der Zeit gefallen: kein Radar, keine elektronischen Anzeigen. Stattdessen zwei schlichte Steuerknüppel und Lenkräder.

In einer Zeit, wo alles immer schnell gehen muss, ist dieses Gerät natürlich der reinste Schneckenbetrieb.

Arndt Lohner über den alten Schwimmkran "Blauer Klaus"

Mit seinem mächtigen Haken kann der Kran seine Ladung packen, riesige Schiffsteile zum Beispiel, bis zu 150 Tonnen schwer. Damit schafft er mehr als manch moderner Kran, sagt Arndt Lohner. Er ist Geschäftsführer der Logistik-Firma BVT; sie gehört zur Bredo-Werft und nutzt den Schwimmkran. "Der wird ja fast nur mechanisch betrieben. Heute wird das hydraulisch gelöst oder elektronisch. Das ist noch richtig Ingenieurskunst. Es bewegt sich eine Schnecke, es bewegt sich ein Gewinde. Das ist schon spannend."

Ein Mann schaut von einem Kran über die Weser
Aus der Steuerkabine hat man einen fantastischen Blick über den Hafen und die Weser. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Von Duisburg über Kiel an die Weser

Spannend findet das auch Daniel Sokolis. Der Schiffbauer aus Bremen leitet ehrenamtlich ein Archiv über die AG Weser-Werft. Dort soll der Kran 1923 gebaut worden sein. Doch in den Baulisten taucht er nicht auf. Der Hobby-Archivar fing an zu recherchieren, er schrieb Archive an und las in alten technischen Büchern. Das Ergebnis seiner Nachforschungen: "Der Kran wurde schon wesentlich früher gebaut, und zwar 1909 von der Duisburger Maschinen AG, die vormals Bechem und Keetmann hieß."

Die Originalpapiere fehlen. Doch Sokolis konnte den Weg des Krans rekonstruieren: Er wurde demnach für die Kaiserliche Werft in Kiel gebaut. Im Zweiten Weltkrieg kam er nach Bremen, für die U-Boot-Produktion. Bei einem Luftangriff 1945 wurde er so schwer beschädigt, dass der Ponton – der schwimmende Untersatz – voll Wasser lief. Doch er wurde wieder aus dem Wasser gehoben, repariert und später für einen symbolischen Dollar von den Alliierten an die AG Weser verkauft. Bis zur Schließung der Werft war der Kran dort im Einsatz.

Das Blau der AG Weser

Seinen Spitznamen verdankt der "Blaue Klaus" seiner Farbe, sagt Solkolis. Ursprünglich war der Kran einfach grau, eben so, wie Stahl aussieht. Ein Ingenieur der AG Weser habe vorgeschlagen, den Kran blau anzumalen – in der Farbe der Werft. "Und irgendein Schiffbauer muss wohl mal gesagt haben: 'Da kommt der Blaue Klaus', und dann hat sich das natürlich auf der Werft rumgesprochen." Dieser Name hat sich bis heute gehalten, erzählt auch Arndt Lohner.

ein Mann mit gelber Warnweste und weißem Helm auf einem Kran
Arndt Lohner hoch oben auf dem historischen blauen Schwimmkran. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Aber der alte Kran habe auch Nachteile: "In einer Zeit, wo alles immer schnell gehen muss, ist dieses Gerät natürlich der reinste Schneckenbetrieb. Der Haken rauf und runter dauert 15 Minuten. Ein normaler Kran, der braucht eine Minute oder sowas."

Dieser Schwimmkran ist ein schwimmendes Museum, ein Zeitzeuge. Man müsste dem Kran, wenn es irgendwann mal so weit ist, einen würdigen Platz geben.

Daniel Sokolis über die Zukunft des Schwimmkrans

Deshalb überlege man, den Kran an ein Museum zu verkaufen. Der Ponton mitsamt der Technik und den Dieselmotoren hingegen soll weiter genutzt werden. Er ist 1980 erneuert worden. Daniel Sokolis wünscht sich, dass der Kran nicht auf dem Schrott landet. "Dieser Schwimmkran ist in meinen Augen ein schwimmendes Museum, ein Zeitzeuge. Und man sieht nirgendwo mehr so etwas. Man müsste dem Kran, wenn es irgendwann mal so weit ist, einen würdigen Platz geben."

Könnte dieser im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven gefunden werden? Das Haus äußert sich zurückhaltend. Erst müsse geklärt sein, welche Kosten dadurch entstehen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 14. Dezember 2020, 10:40 Uhr.

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