Auf der Bühne Dystopie im Jahre 2060 — Tschaikowskys "Pique Dame" am Theater Bremen

Eine Oper über Glücksspiel

Autorinnen und Autoren

Pique Dame: Luis Olivares Sandoval und Nadine Lehner auf der Bühne
Eine ausichtslose Liebe im gruseligen Ambiete: German (Luis Olivares Sandoval) und Lisa (Nadine Lehner) in den Hauptrollen. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Drei Karten entscheiden über Alles. Wer die glückliche Kombination kennt, gewinnt jedes Spiel und wird überhäuft mit Geld, Macht und vielleicht sogar mit Liebe. Darum geht es in der Oper "Pique Dame" von Peter Tschaikowsky. Die Inszenierung von Armin Petras bot einen sehenswerten und besonders hörenswerten Premierenabend im Bremer Theater.

Worum geht es?

Der Soldat German hat sich in die wohlhabende, frisch verlobte Lisa verliebt. Lisa ist für German also so gut wie unerreichbar. Ein Graf erzählt ihm von drei besonderen gewinnbringenden Karten. Um das Rätsel dieser Karten zu ergründen, kann ihm nur die Gräfin helfen. Sie ist die Großmutter von Lisa und kennt die drei Karten, die immer gewinnen. Zwei Mal hat sie es schon verraten, aber ein drittes Mal würde sie umbringen. So wird das Spiel sehr schnell sehr ernst. Die Liebe rückt in den Hintergrund, die Sucht übernimmt. Am Ende ist German dem Glücksspiel verfallen und besessen von der Vorstellung zu gewinnen – und zwar um jeden Preis.

Was gab es zu sehen?

Pique Dame: Nadine Lehner steht mit einem Revolver und blutverschmiertem Gesicht auf der Bühne und lacht
Szenenbild mit Lisa, verkörpert von Nadine Lehner. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Armin Petras lässt die Oper in der Zukunft spielen, im Jahr 2060. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Der Klimawandel ist zur brutalen Realität geworden. Auf einer Drehbühne erscheint ein schäbiges, heruntergekommenes Haus mit einer Veranda, die schon halb vermodert ist. Pflanzen wuchern an der Fassade. In den Fenstern hängen Plastiktüten.

Im Laufe der Inszenierung dreht sich die Bühne. Auf der Rückseite wird das Haus der Gräfin sichtbar und ein verwinkeltes Treppenhaus. Hier tummeln sich die Akteure, zum Teil an allen drei Orten gleichzeitig. Die Darstellenden sehen ebenso heruntergekommen aus wie das Haus. Der Chor tritt als Zombie-Truppe auf, mit entstellten und dunkelbunt gefärbten Gesichtern. Und Lisa erscheint wie eine Horror-Disney-Prinzessin. Das dramatische Geschehen wird mit Videoprojektionen unterstützt.

Was sagt unsere Kritikerin?

Ein musikalisch absolut großartiger Abend. Stimmlich sehr überzeugend, ebenso hörenswert die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Yoel Gamzou. Als ehemaliger Generalmusikdirektor am Theater Bremen kennt er das Haus und das Orchester sehr gut. Und dieses Selbstbewusstsein merkt man. Die Oper in drei Akten war aufbrausend und emotional, aber auch ganz fein und detailliert gespielt. Das passt zu Tschaikowsky und macht Spaß.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Mittag, 28. Mai 2023, 12:10 Uhr

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Der Morgen mit Anja Goerz

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