Im Porträt Anpacken gegen die Krise: So geht Milena Glimbovski mit Klimaangst um

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Milena Glimbovski, Autorin von "Über Leben in der Klimakriste", steht auf einem Kornfeld und schaut nachdenklich zum Horiziont in den Himmel.
Milena Glimbovski musste während der Corona-Pandemie Insolvenz für ihren Berliner Unverpackt-Laden anmelden. Bild: © Hans Scherhaufer, | Hans Scherhaufer

Mit der Gründung des ersten Unverpackt-Ladens in Berlin wurde sie zu einer Ikone der Zero-Waste-Bewegung: die russisch-deutsche Unternehmerin Milena Glimbovski. Viele schlaflose Nächte, ein Burnout und eine Insolvenz später kämpft die 33-Jährige noch immer für eine klimaneutralere Welt, achtet in ihrem Engagement aber stärker auf einen achtsamen Umgang mit sich selbst.

02.11.2018, Berlin: Milena Glimbovski, Gründerin und Geschäftsführerin des Ladens "Original Unverpackt", schaut kurz nach Ladenöffnung aus dem Schaufenster auf die Straße.

Gesprächszeit "Ich atme, ich existiere - ich kann gar nicht klimaneutral sein" – Milena Glimbovski

Mit der Gründung des ersten Unverpackt-Ladens in Berlin wurde sie zu einer Ikone der Zero-Waste-Bewegung: die russisch-deutsche Unternehmerin Milena Glimbovski.

Bild: dpa | Gregor Fischer

Ihr Faible für Recycling entdeckte Milena Glimbovski schon in der Grundschule. Mit der Erkenntnis, wie man Müll trennen und was das für die Natur bewirken kann, überzeugte sie auch ihre Eltern, umweltbewusster zu leben. Aus dem Wunsch heraus, so wenig Müll wie möglich zu produzieren, gründete sie als Studentin im Alter von 24 Jahren den ersten Unverpackt-Laden in Berlin. Mit großem Erfolg: Sie eröffnete weitere Filialen und gab das Konzept auch an andere Gründer weiter. Seither gilt Milena Glimbovski als Initialzünderin der Zero-Waste-Bewegung in Deutschland.

Ein Leben voller Ups und Downs

Milena Glimbovskis Geschichte verläuft aber nicht geradlinig: 2021 musste sie mit ihrem Unverpackt-Unternehmen in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs Insolvenz anmelden. Zu dieser Zeit hat sie schon einen Burnout hinter sich.

Was ich erst lernen musste: Ich muss nicht alles alleine schaffen!

Milena Glimbovski über die Fähigkeit, sich Hilfe zu holen

Doch die junge Frau lässt sich von Rückschlägen dieser Art nicht von ihrem Weg abbringen. Sie ist es gewohnt, hinzufallen und wiederaufzustehen: "Mein Leben war immer voller Ups und Downs. Was mir immer geholfen hat, waren Freundschaften. Und ich versuche, nicht viel zu bereuen, sondern einfach daraus zu lernen und weiterzumachen." Und inzwischen weiß sie, dass es manchmal gut ist, sich Hilfe zu holen: "Das war auch etwas, was ich erst lernen musste. Dieses: Ich muss nicht alles alleine schaffen."

Aus Krisen wird produktive Kraft

Immer wieder kämpft sie mit Depressionen, Ängsten und auch ihr ADHS erschwert ihr manchmal das Leben. Aber Milena Glimbovski schöpft auch aus diesen Herausforderungen und verwandelt sie in Produktivität. Im Jahr 2015 gründet sie mit ihrem Freund Jan Lenarz den Verlag "Ein guter Verlag", der Bücher und Kalender zum Thema Achtsamkeit verkauft. Ihr bekanntestes Produkt ist „Ein Guter Plan“ – eine Mischung aus Terminkalander und Achtsamkeitsratgeber. Den Verlag leitet sie gemeinsam mit Lenarz bis heute. Auf die Frage, was stärker in ihr schlägt – das Unternehmerinnenherz oder das Aktivistinnenherz? – sagt die heute 33-Jährige: "Ehrlicherweise glaube ich sogar das Unternehmerinnenherz. Weil mir macht das total viel Spaß, mir Sachen auszudenken und sie umzusetzen."

Wie umgehen mit der Klimaangst?

Auch mit ihrer Klimaangst geht Glimbovski produktiv um: "Diese Frage, wie sieht eigentlich unsere Welt aus in der Klimakrise heute und auch in fünf oder zehn Jahren, hat mir so viel Angst gemacht, weil ich diese Frage nicht beantworten kann." Also schreibt sie ein Buch darüber: "Über Leben in der Klimakrise", erschienen 2023 im Ullstein Verlag.

Ich bin nicht das Hauptproblem!

Milena Glimbovski über Verantwortung in der Klimakrise

Eine ihrer Erkenntnisse: Wir können zwar unseren Teil zum Klimawandel beitragen, aber die größere Verantwortung liegt bei den großen Konzernen und der Politik: "Ich bin nicht das Hauptproblem, das war so meine Erkenntnis aus den letzten Jahren." Nun versucht sie, sich weniger ein schlechtes Gewissen machen zu lassen. Ohne sich all die Lasten und Schulden aufzubürden will sie weiter für eine klimaneutralere Welt kämpfen – aber dabei auch sich selbst nicht außer Acht lassen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 9. Juni 2023, 18:05 Uhr

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