Wie diese Sportlerin geflüchtete Frauen mit Fitnesstraining empowert

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Lieblingsmensch Mahbubi Abassi
Sport als Nahrung für die Seele: Wie diese Sportlerinnen Geflüchtete, vor allem Frauen, hilft, im Alltag zurechtzukommen. Bild: Lieselotte Scheewe/ Radio Bremen

Mahbubi Abassi ist aus dem Iran nach Bremen geflohen und baute eine Sportgruppe in ihrem Wohnheim auf. Sie hat uns erzählt, warum sie es besonders wichtig findet, dass dort Frauen trainieren.

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Lieblingsmensch Mahbubi Abassi

Sport als Nahrung für die Seele: Wie diese Sportlerinnen Geflüchtete, vor allem Frauen, hilft, im Alltag zurechtzukommen.

Bild: Radio Bremen

Im Keller eines Wohnheims in Bremen Hastet ist ein Sportraum eingerichtet. Neonröhren tauchen den Raum in grelles Licht. Die Ausstattung ist noch etwas provisorisch: Vereinzelt liegen Matten auf dem Betonboden, Gewichte und Sportgeräte stehen in einer Ecke.

Mahbubi Abassi bietet hier zweimal in der Woche Sportkurse für eine kleine Gruppe Frauen an. "Es war am Anfang sehr schwierig, weil viele Frauen, die hier sind, aus religiösen Ländern kommen, eingeschränkt sind und die Ehemänner mussten halt auch damit einverstanden sein", erzählt die 42-Jährige. "Das waren Frauen, die überwiegend Kopftuch tragen, aus Afghanistan, aus arabischen Ländern. Und da hat es ein bisschen gedauert, bis das Vertrauen zuerst gewonnen wurde." Mittlerweile kommen immer mehr Frauen und auch ein paar Kinder und Jugendliche zu dem Sportangebot.

Sport nur mit Erlaubnis der Ehemänner

Lieblingsmensch Mahbubi Abassi
Mahbubi Abassi war mit 19 Jahren schon professionelle Sportlerin. Bild: Lieselotte Scheewe/ Radio Bremen

Die 42-jährige Iranerin ist seit einem Jahr und acht Monaten in Deutschland. Direkt nachdem sie hier angekommen ist, hat sie angefangen, sich zu engagieren. "Als ich hierherkam, habe ich nach einem Weg gesucht, Training anzubieten. Und ich habe festgestellt, dass es keine Sportangebote für Frauen hier in der Einrichtung gab. Und so war es meine Idee, so etwas ins Leben zu rufen", erzählt sie.

Denn gerade für die Frauen sei es unerlässlich, fit zu bleiben, sagt sie: "Für mich war es wichtig, dass die Frauen, die viele Kinder bekommen haben, sich hier um sich und um ihre eigene Gesundheit kümmern. Dass ein Bewusstsein dafür entsteht, sich zu bewegen und gesund zu bleiben." 

Das ist schon außergewöhnlich, dass jemand erst so kurz hier ist und von selbst so etwas anbietet.

Wohnheimleiter Roozbeh Bayat über das Engagement von Mahbubi Abassi

Dass Mahbubi Abassi sich schon so kurz nach der Ankunft so engagiert, sei besonders, sagt Wohnheimleiter Roozbeh Bayat. "Wir haben ein paar Angebote hier, für Kinder oder einen Gesprächskreis für Frauen, aber das sind alles Ehrenamtliche von außerhalb oder Menschen, die schon länger hier sind. Das ist schon außergewöhnlich, dass jemand erst so kurz hier ist und von selbst so etwas anbietet."

Schon als Kind hat Mahbubi Abassi viel trainiert. Sie hat nicht nur Kraftsport, sondern auch Yoga, Basketball und Kampfsport gemacht: "Es gab viele Frauen, die das gemacht haben im Iran zu meiner Zeit, aber es war in der Gesellschaft nicht präsent." Mit 19 Jahren, erzählt sie, war sie professionelle Sportlerin und hat einen nationalen Titel im Kickboxen gewonnen. Danach hat sie als Trainerin gearbeitet und Jugendliche und junge Erwachsene trainiert. Das will sie auch in Deutschland weiter tun. "Wenn ich mich reflektiere, braucht mein Körper nicht nur Nahrung, sondern um gesund zu leben, braucht es Bewegung und für meine Psyche ist Sport gesund", sagt Mahbubi Abassi. 

Damit stärken sie auch ihre Familien, stärken sie auch die Erziehung ihrer Kinder.

Mahbubi Abassi darüber, wie geflüchtete Familien von Sport profitieren

Außerdem motiviere Sport auch im Alltag weniger falsche Wege zu gehen und könne Menschen auf den richtigen Weg bringen. Diesen Punkt betont die Sportlerin mehrmals: "Die Psyche ist auch ein Bestandteil des Körpers. Sport integriert, wenn du aktiv im Verein bist, dann machst du auch weniger Mist oder gehst eher den richtigen Weg." Der Sport sei also nicht nur für die körperliche Fitness wichtig, sondern auch für die mentale Gesundheit. "Es ist wichtig für die Gesundheit, für die Integration, dass sie sich gleich an Programmen an Aktivität anbinden. Damit stärken sie auch ihre Familien, stärken sie auch die Erziehung ihrer Kinder", sagt Mahbubi Abassi.  

Im letzten Jahr hat der Landessportbund ihre Kurse mit einer kleinen Übungsleiterpauschale unterstützt. Im Moment werden sie aber nicht finanziert. Mahbubi Abassi wünscht sich, dass sie noch mehr Menschen unterrichten und ihre Liebe zum Sport weitergeben kann.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 23. Mai 2025, 13:40 Uhr

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