Theater Verdis "Macbeth" zeigt Menschen im Machtwahn

"Macbeth" im Theater Bremen

Autorin

Olivares Sandoval, Ian Spinetti, Chor und Extrachor.
Szene aus "Macbeth", Melodram in vier Akten von Guiseppe Verdi, inszeniert von Elisabeth Stöppler am Theater Bremen. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

"Macbeth" gehört zu Verdis düstersten Opern. Es wird gemordet, dem Wahnsinn verfallen und gefeiert. Das Theater Bremen führt das Drama um Macht, Liebe und Intrige in dieser Spielzeit auf. Unsere Kollegin Christine Gorny hat die Premiere besucht.

Worum geht es?

Guiseppe Verdi hielt sich eng an Shakespears‘ blutrünstige Tragödie: Sie erzählt vom schottischen Feldherrn Macbeth, der von Hexen prophezeit bekommt, König zu werden. Er hilft der Weissagung ein bisschen nach und mordet sich nach oben auf den Königsthron. Dort angekommen, tötet er weiter, um alle potenziellen Konkurrenten auszuschalten. Angetrieben wird der labile Macbeth von seiner rücksichtslos ehrgeizigen Frau, Lady Macbeth. Doch am Ende wird Lady Macbeth aufgrund ihrer bösen Taten wahnsinnig. Sie geht jämmerlich zugrunde und auch Macbeth wird getötet.

Was gab es zu sehen?

Auf der Bühne spielt das innere Drama von Macbeth und seiner Lady eine zentrale Rolle: Beide sind vom Streben nach Herrschaft besessen, aber gleichzeitig tief verunsichert und fühlen sich ständig bedroht. Das spiegelt das düstere Bühnenbild eindrücklich wieder: Mitten im Bühnenraum, mit seinen kahlen schwarzen Wänden, gibt es eine beherrschende Konstruktion, eine Art Haus mit schwarzen Außenwänden und Fenstern an zwei Seiten. Es dient als Zentrum der Macht, es ist aber auch Symbol für das Innenleben der Figuren. Dieser Raum ist mobil, dreht sich und verschiebt sich. Mal lässt sich hineinblicken, mal nicht. Darin befindet sich kein imperialer Pomp und fast keine Möbel. Mit nur einer Garderobe, einem Heizkörper und einem Lautsprecher an der beigefarbenen Tapete ähnelt der Raum eher einem Verwaltungstrakt als einem Königshof. Nach der Pause zum dritten Akt ist dann das Innere des Hauses nach außen gekehrt, so wie das Seelenleben des Königspaars Macbeth. Im vierten Akt liegt die Konstruktion schließlich in Einzelteilen zerlegt am Boden, so wie das ganze Land.

Wer sollte die Inszenierung nicht verpassen?

Die Oper wurde 1847 uraufgeführt. Die Handlung selbst spielt 1040 und trotzdem geht uns die blutrünstige Geschichte noch heute etwas an. Deshalb versetzt uns Regisseurin Elisabeth Stöppler versetzt mit den Kostümen ins 20. Jahrhundert, eine besonders kriegerische Epoche. Dadurch betont die Inszenierung die Zeitlosigkeit von Machtwahn und seinen Folgen. Verdi hat sich für diese politische Dimension interessiert. Und vor dem Hintergrund, was heute in der Welt passiert, bleibt das hochaktuell.

Was sagt unsere Kritikerin?

Sarah-Jane Brandon und Elias Gyungseok Han mit Chor.
Die Hauptdarsteller Sarah-Jane Brandon (Lady Macbeth) und Elias Gyungseok Han (Macbeth), dahinter der Opernchor des Theaters Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

"Die Inszenierung arbeitet den psychischen Zustand der Figuren gut heraus, denn sie zeigt Menschen im Machtwahn. Es ist ein klares, stimmiges Regiekonzept mit einer bedenklichen Botschaft, für die das Ende der Oper sogar abgewandelt wurde: Die Gewaltspirale wird sich auch ohne die Macbeths weiterdrehen. Auch die Darstellenden haben mich überzeugt in Spiel und Gesang. Allen voran die Sopranistin Sarah-Jane Brandon, die die Härte, aber auch die Brüchigkeit der Lady Macbeth eindrucksvoll vermittelt. Besonders gefordert war der isländische Bariton Hrolfur Saemundsson, der kurzfristig für den erkrankten Hauptdarsteller einspringen musste und das sehr ordentlich gemeistert hat. Unbedingt gelobt werden muss der Opernchor, der in diesem Stück eine tragende Rolle spielt. Und die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Stefan Klingele bringen das meisterhaft mystische Werk Verdis berührend zum Klingen. Ich kann die stimmige Inszenierung dieser eingängigen Oper wirklich empfehlen."

Präsentiert von Bremen Zwei

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 11. Dezember 2023, 07:45 Uhr

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