Die Morgenandacht Glaubst Du an Wunder?

Esther Joas

Die Morgenandacht Glaubst Du an Wunder?

Die kurze Frage eines Angehörigen bei einer Beerdigung bringt Pastorin Esther Joas ins Nachdenken. Glaubt sie eigentlich an Wunder?

Bild: Radio Bremen

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Die kurze Frage eines Angehörigen bei einer Beerdigung bringt Pastorin Esther Joas ins Nachdenken. Glaubt sie eigentlich an Wunder?

"Glaubst du an Wunder?" Vor kurzem hat mich das ein Angehöriger nach einer Beerdigung wie aus dem Nichts gefragt:  Ich musste erstmal überlegen. Aber nach ein wenig Bedenkzeit kann ich jetzt besser darauf antworten. Die Bibel ist voll von Wundern. Immer übertritt Gott darin die Grenzen des Erklärbaren. Einmal soll das ganze Volk Israel zu Fuß durch das gespaltene Meer gelaufen sein und hinter ihnen wurden die Verfolger von den Wasserfluten mitgerissen. Und die Stadt Jericho wurde erobert, indem die Angreifer siebenmal um die Stadtmauer zogen. Die Priester bliesen das Horn und die Krieger schrien, bis die Mauern davon einstürzten. Kann doch nicht sein, sowas! Und dann Jesus von Nazareth, der große Wundertäter: er besänftigte einen bedrohlichen Sturm mit nur einer Geste, er machte Blinde sehend und Lahme gehend. Und am Ende überschreitet Gott in der Bibel die höchste und endgültigste aller Grenzen: die des Todes. Nichts ist definitiver als der Tod. Wer gestorben ist, kommt nicht wieder zurück.

Und doch erzählt die Bibel davon: der Sohn Gottes ist auf wundersame Weise in die Welt gekommen und hat sie auf wundersame Weise verlassen. Hier soll das Göttliche seines Wesens deutlich werden. Denn Gott überschreitet Grenzen, die uns gegeben sind. Alle großen Mythologien erzählen von Wundern, von dem Nicht-Greifbaren. Die Göttin Athene wird aus dem Kopf des Zeus geboren, in voller Rüstung. Die Nymphe Daphne wird in einen Lorbeerbaum verwandelt, um der Liebe Apollos zu entrinnen.

Und die Bibel beschreibt auf ihre Weise die Macht und Schöpferkraft des einen und einzigen Gottes, den sie bezeugt. Natürlich kann dieser Gott unsere Grenzen überschreiten. Sonst wäre er nicht Gott, allmächtig, allgegenwärtig, unendlich. Wenn ich mich glaubend an Gott wende, dann darf ich Wunder erwarten, um Wunder bitten. Ich hole Kraft und Lebenssinn aus dem Jenseits alles Greifbaren, aus den großen Erzählungen unserer Kultur. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, sie als Tatsachenberichte zu lesen. Dann machen wir sie klein. Sie gehören in die Sphäre des Glaubens, und auch in die Sphäre menschlicher Kultur im Allgemeinen.

Also trotz meines rationalen Denkens kann ich sagen: Ja, ich glaube an Wunder.

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