Die Morgenandacht Größte Zumutung der Menschheit

Klaus Hagedorn
Klaus Hagedorn

Die Morgenandacht Größte Zumutung der Menschheit

Die Botschaft von Ostern fordert uns zum konkreten Handeln gegen menschliches Leid und allgegenwärtige Not auf, ist Pastoralreferent Klaus Hagedorn überzeugt.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Die Botschaft von Ostern fordert uns zum konkreten Handeln gegen menschliches Leid und allgegenwärtige Not auf, ist Pastoralreferent Klaus Hagedorn überzeugt.

„Christ ist erstanden von der Marter alle. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein.“ Das wird heute Nacht in den Kirchen gesungen. Was an Ostern in Erinnerung gerufen wird, ist vielleicht seit jeher die größte Zumutung und zugleich die größte Hoffnungserzählung, die Menschen sich weitersagen. Der Osterglaube ist ein Hör- und Sehvermögen der besonderen Art. Wir erleben menschliches Unrecht und Verirrungen, erfahren das allgegenwärtige Elend und Unheil und sind im globalen Norden besonders verantwortlich für die sozialen und ökologischen Verwüstungen: Aber Unrecht, Zerstörung und Tod haben nicht das letzte Wort! Mit Blick auf diejenigen, die unter die Räder der Geschichte gekommen sind, die durch das unerbittliche Mahlwerk einer Lebensweise-auf Kosten-von-Anderen zerrieben wurden, wird ausgesagt, dass das, was ihnen widerfahren ist, nicht das Ende ist.

Die Erzählung von der Auferstehung Jesu und der Auferweckung aus dem Tod ist die radikalste Vorstellung, dass die Vision vom Reich Gottes Recht bekommt. Recht haben die Schwächsten, die gelitten haben, die gestorben sind und nicht der Versuchung erlegen sind, zu glauben, dass das Reich Gottes nur ein Hirngespinst ist. Recht haben diejenigen, die weiterhin an Versöhnung und Frieden zwischen Menschen glauben, darauf hoffen und dafür arbeiten. Recht, das vor Gericht gesprochen wird, führt – so wichtig die Rechtsprechung ist – oft nicht zu mehr Gerechtigkeit. Auch kann es den Gebrochenen und Zermarterten nicht das Leben zurückgeben.

Ostern ist Antwort gegen den Augenschein, also darauf, dass uns – den Lebenden, denen Elend und Zerstörungen ans Herz gehen – die Vorstellung unerträglich ist, am Ende könnten Gewalt und Tod tatsächlich das letzte Wort haben. Uns ist die unstillbare Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit tief eingeschrieben, dass – wie der Philosoph Max Horkheimer es so eindringlich formulierte – „der Mörder nicht über das unschuldige Opfer triumphieren möge“.

Aber verbirgt sich dahinter nicht eine gefährliche Vertröstung auf die „letzten Dinge“? Nach dem Motto: „Gott wird es schon richten; wir legen derweil unsere Hände in den Schoß.“ Schicksalsergeben höre ich die Oster-Erzählung gerade nicht. Ich höre sie als Schlüsselgeschichte, die den Raum verantworteten Handelns wieder öffnet - und Trost schenkt. Ich höre sie als eine machtvolle Geschichte, die mich aus Resignation, Kraftlosigkeit und Überforderung führt, die mich angesichts menschlichen Leids und allgegenwärtiger Not so oft gefangen nehmen. Die Hoffnungserzählung macht die Auferweckung der Toten nicht zu einer Verschlusssache. Im Gegenteil: Ostern schließt der Sehnsucht den Raum auf, damit wir ins konkrete Handeln kommen.

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  • Klaus Hagedorn

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