Die Morgenandacht Wie uns die Goldene Regel leiten kann

Ingo Wilberding
Ingo Wilberding

Die Morgenandacht Wie uns die Goldene Regel leiten kann

Jesus wünscht sich von uns eine fröhliche, aufrechte und ehrliche Beziehung zu Gott und den Menschen, ist Ingo Wilberding überzeugt.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Jesus wünscht sich von uns eine fröhliche, aufrechte und ehrliche Beziehung zu Gott und den Menschen, ist Ingo Wilberding überzeugt.

Der Philosoph Immanuel Kant hat es nicht erfunden, aber er hat es bis in den letzten Winkel durchdacht. Wir kennen die – zugegeben etwas banalere – Form seines kategorischen Imperativs als das Sprichwort: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu." Das ist natürlich viel eingängiger als das komplizierte Satzgebilde des Philosophen. Hat aber den Nachteil, dass es den Blick nur auf die Vermeidung von Schlechtem oder Unangenehmem legt: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Lass anderen gegenüber bleiben, was du selber nicht erleiden möchtest. Eine Anleitung zur Schadensvermeidung.

Kant aber geht weiter. Er sagt: Alles Handeln soll davon bestimmt sein, dass du es ebenso gut tun wie erfahren kannst. Was er aufgreift, ist biblisch: "Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut auch ihnen. Darin bestehen das Gesetz und die Propheten." So sagt Jesus das in seiner Bergpredigt. Und er beruft sich dabei auf die gemeinsame Glaubensge­schichte seiner Zeitgenossen. Gesetz und Propheten: Die gute Weisung Gottes und die Zeitansage, so wie sie nötig war. Wir nennen diesen Satz „die Goldene Regel“. Daran sollen sich die Leute orientieren. So sollen sie leben.

Er fordert auf, zu durchdenken, wie es gehen und weitergehen kann. Er weitet den Blick – nicht umsonst spricht er auf einem Berg. Er hilft ihnen, zu erkennen, zu unterscheiden und zu entscheiden zwischen Richtig und Falsch, zwischen lebensfördernd und Leben hindernd, zwischen Gut und Böse. Jesus weiß: Der Weg in die Gottesnähe ist manchmal richtig anstrengend. Die Wege der Bequemlichkeit und des Eigennutzes gehen sich viel, viel leichter. Auf den Weg der Nächstenliebe und der Gottesliebe muss ich immer wieder zurückgeführt werden, ich muss dorthin immer wieder umkehren. Und deshalb soll ich nicht gebeugt meiner Wege schleichen, sondern aufrecht und aufmerksam unterwegs sein. Einsicht kommt von "sehen". Und sehen kann ich nur, wenn ich den Blick in die Weite und in meine Umwelt schweifen lasse.

Nur wenn wir aufrecht stehen und aufrecht gehen, können wir wahrnehmen, wo es passt und wo es fehlt. Bei uns selbst, bei den anderen, in der Schöpfung, die uns gemeinsam anvertraut ist. In unserer Gottesbeziehung.

Ich bin überzeugt: das ist die Haltung, die Jesus sich für uns und von uns wünscht: eine fröhliche, aufrechte und ehrliche Beziehung zu Gott und den Menschen. Barmherzig und behutsam. Fehler-ernst und fehlerfreundlich. Selbstkritisch und einsichtsbereit. Geleitet von der Goldenen Regel – oder meinethalben gern auch vom Kategorischen Imperativ des alten Kant.

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