Die Morgenandacht Wo ist denn dein Gott?
Stand: 14. November 2023.
Die Morgenandacht Wo ist denn dein Gott?
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"Wo ist denn dein Gott?". Das werde ich manchmal gefragt. Aus meiner christlichen Grundüberzeugung mache ich meistens keinen Hehl. Und dann kommt nicht selten eben diese Frage: "Wo ist denn dein Gott?". Meistens stehe ich dann sprachlos da. Eine Variante dieser Frage lautet: "Warum lässt Gott das zu?" Manchmal gibt es dann auch noch einen Schlenker in die Kirchengeschichte, was da alles an Schlimmen passiert ist.
Ganz aktuell bei allen furchtbaren Nachrichten, die ich tagtäglich so höre, stelle ich mir auch selbst die Frage: "Wo ist denn mein Gott?"
Ich habe wirklich bestes Verständnis für diejenigen, die das Thema Gott und aktuelle Nachrichten überhaupt nicht zueinander bekommen. Und dazu geschieht auch noch so viel Menschenverachtendes aus religiösen Gründen. Wie kann das nur sein? In der Bibel werden Fragen wie "Wie kann das nur sein?" oder "Wo ist denn mein Gott?" nicht ausgeklammert. Sie werden glaskar und manchmal geradezu brutal formuliert. Im 42. Psalm zum Beispiel. Sogar wortwörtlich: "Die Menschen fragen mich 'Wo ist denn dein Gott?'" Der Psalm stammt aus der Feder eines Menschen, der gottverlassen und verzweifelt ist. "Tränen sind mein einziges Brot am Tag und in der Nacht." Was genau diesem Menschen zusetzt, das wird nicht beschrieben.
Interessanterweise wird aber gesagt, wo sich diese Person gerade befindet. Das ist außergewöhnlich: Eine genaue Ortsangabe in den Psalmen. Das gibt es sonst nicht in den anderen 149 Psalmen der Bibel. "Ich bin verzweifelt und denke an dich, Gott, aus dem Land am Jordan und Hermon, am Berg Misar." Schaut man bei google maps nach, wo das ist, dann findet man das nördliche Israel und den südlichen Libanon. Dort im Grenzgebiet, wo heute Raketen von Süd nach Nord und von Nord nach Süd fliegen, genau dort im Grenzgebiet saß der Psalmist und schrieb: "Tränen sind mein einziges Brot am Tag und in der Nacht." Dem Psalmschreiber rollen die Tränen über das Gesicht. Er hat keine Antworten.
Er ist sprachlos. In seinen Gedanken sucht er sich einen Ausweg. Er erinnert sich daran, dass es Zeiten gab, in der er Gott erlebt hat. Und er fordert sich selbst auf: "Ich möchte festhalten an Gottes Zusage, dass er mich und diese Welt nicht aufgibt. Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, wie lange. Aber es wird wieder ein Tag kommen, an dem ich Gott 'Danke' sage."