Die Morgenandacht Alleinsein

Sabine Kurth
Sabine Kurth

Die Morgenandacht Alleinsein

Sich selbst in der Stille aushalten, ist gar nicht so leicht. Für Sabine Kurth ist es im Urlaub ein Genuss, aber sie erlebt, dass für andere die Stille auch bedrohlich wirkt. Alleinsein ist nicht jedermanns Sache.

Bild: Radio Bremen

Informationen zum Audio

"Wie kannst du das bloß hier aushalten? Es ist so ruhig, das wäre nichts für mich!" Ich schaue meine Freundin verblüfft an. Sie besucht mich in meinem Urlaub an der Ostsee. Ich finde es überhaupt nicht ruhig. Ich höre das Plätschern des Wassers, die Möwen kreischen über mir, der Wind lässt die Blätter rascheln. "Hörst du nicht das Hundegebell und Kinderlachen von dahinten oder das Schiffshorn vom Wasser?" frage ich sie. "Das kann ich nicht hören, so was kenne ich nicht. Ich brauche die Klänge der Stadt. Mir fehlen die Geräusche, die andere Menschen machen. Sonst fühle ich mich so alleine! Ich brauche Ablenkung."

"Von was denn Ablenkung?" will ich wissen. Zuerst kann sie es nicht richtig in Worte fassen. Doch dann gibt sie zu, dass sie Angst hat. Angst vor der Stille, vorm Nachdenken. Über sich, über ihre Beziehungen, über das Leben. Vor allem hat sie Angst vor der Frage, ob sie alleine oder einsam ist. In der Stadt gibt es ständig neue Eindrücke, Impulse, ist immer was los. Ablenkung, wohin man sieht. Aber hier am Wasser, in einem Ort ohne eigene Postleitzahl, da ist es ihr unheimlich. Genau deshalb aber komme ich gerne hierher, Immer wieder. Weil es hier so ruhig und friedlich ist. Weil ich hier so gut nachdenken kann. Nur sein darf, ohne etwas zu müssen. Mich neu sortieren kann, ganz in Ruhe darauf achte, was mir gut tut.

Ich kann in Ruhe überlegen, was richtig ist und wo ich vielleicht etwas verändern sollte. Solche Zeiten zu haben, sind mir wichtig. Ich kann meine Freundin ein Stück weit verstehen. Denn in den ersten Tagen ist es nicht immer einfach mit mir alleine zu sein. Da mache ich das Radio ein wenig lauter, surfe im Internet durch alle möglichen Banalitäten. Habe den Impuls, irgendetwas erleben zu müssen. Fühle mich dann einsam, wie verlassen. Sehne mich nach Ablenkung. Doch spätestens am 3. Tag merke ich, dass es mir gut tut, mal alleine mit mir zu sein. Ich kann lange Zeit einfach nur am Strand sein, den Blick aufs Meer und die Gedanken Wolken am Himmel vorbei fliegen lassen. Ich merke dann, dass ich immer ruhiger werde. Wieder Kraft für Geist und Seele bekomme. Auch mit manchem abschließen kann. Neue Pläne können entstehen.

In der Bibel wird auch erzählt, wie wichtig solche Zeiten sind. Zeit für sich selbst zu haben. Haltepunkte zum Sortieren, Orientieren, Justieren. Das hat der Prophet Elias getan. Das hat Jesus gemacht. Die beiden waren in der Wüste, um wieder Halt, Kraft und die Idee vom weiteren Weg zu bekommen. Für mich geht das am besten, wenn ich mit mir und mit Wind, Meer und Möwen eine Zeit für mich habe. Die Einsamkeit ist verschwunden, Frieden und Ruhe sind dafür da und ich kann gut mit mir alleine sein.

Autor/Autorin

  • Sabine Kurth

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Die Nacht

Die Nacht

Jetzt läuft:

Amy Winehouse Half Time
  • Jetzt läuft:

    Amy Winehouse Half Time