Die Morgenandacht Rituale: Die Liturgie im Gottesdienst

Esther Joas

Die Morgenandacht Rituale: Die Liturgie im Gottesdienst

Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute die Liturgie im Gottesdienst.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute die Liturgie im Gottesdienst.

Rituale kommen ursprünglich aus dem religiösen Bereich. Durch die Archäologie wissen wir, wie alt das Bedürfnis des Menschen nach Symbolhandlungen und ihrer festen Struktur ist. Sie geben Halt und ein Gefühl von Zugehörigkeit.

Die katholische und auch die orthodoxe Kirche halten deshalb fest an ihren jahrhundertealten Riten: Messe für Messe, Prozession für Prozession. Jede Messe überall auf der Welt folgt dem gleichen Ablauf. Sie gehen davon aus, dass die beharrenden Kräfte am Ende stärker sind als der Zeitgeist, dass die Kraft des Rituals ihre religiöse Wirkung entfaltet und die weltumspannende Einheit der katholischen Messe überzeugt. Nicht der Einzelne und seine Ansichten stehen im Vordergrund eines Gottesdienstes, sondern die gemeinschaftlich erlebten Anbetungsformen.

Doch wo die Bedeutung des Rituals nicht mehr nachvollziehbar und die heilige Scheu und Ehrfurcht der Gottesdienstbesuchenden weniger ausgeprägt ist, da erlebe ich den kirchlichen Ritus als leer und schwach.

Die evangelische Kirche kennt durchaus auch einen ritualisierten Gottesdienst mit feststehenden Elementen.
Aber die gottesdienstliche Liturgie variiert in evangelischen Gemeinden. Worte werden neu formuliert, Floskeln entfernt, einst feststehende Elemente entfallen. Das Individuelle und Aktuelle, der Beziehungsaspekt einer Gottesdienstgemeinde stehen im Vordergrund.

Natürlich bringt das auch Nachteile mit sich. Gerade in einer so diversen Landeskirche wie der Bremisch-Evangelischen findet man sich in fremden Gottesdiensten oft nicht zurecht, sucht nach haltgebenden Symbolhandlungen der christlichen Gemeinschaft und findet sie nicht, kennt die Gesänge und Texte nicht, die dort vielleicht individuell entwickelt wurden.

Die Balance zu halten zwischen den feststehenden, rituellen Elementen des Gottesdienstes und den individuell und frei gestalteten, ist für uns Pastorinnen und Pastoren eine spannende Herausforderung. Die Kraft des Rituals entdecken wir dabei immer wieder neu.

Autor/Autorin

  • Pastorin Esther Joas

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